In Neu Marx soll eine Halle entstehen. Sie wird die in die Jahre gekommene Stadthalle als Event-Arena ablösen.

Architekten: Kronaus, Mitterer, Gallister; Rendering: expressiv.at

Eine "Landmark" für Wien soll sie werden – und ein "Leuchtturmprojekt in Europa", mit dem man "international für Furore" sorgen wolle. Mit diesen Worten umriss Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) vor fast genau vier Jahren die vorgestellten Pläne für eine Eventhalle in der Hauptstadt mit einem Fassungsvermögen von bis zu 20.000 Besuchern. Zu diesem Zeitpunkt Ende Jänner 2019 wurde öffentlich bekannt, dass die Halle auf einem Areal in Neu Marx nahe der Tangente entstehen soll.

Mit der modernen Arena, die alle Stückerln spielt, sollen auch Topstars aus der Eventbranche nach Wien gelockt werden, die bisher bei ihrer Hallentournee einen Bogen um die Hauptstadt machten. Gründe dafür waren etwa, dass die Kapazität der Wiener Stadthalle als bisheriges Flaggschiff nicht ausreichte – oder die technischen Voraussetzungen für die aufwendige Produktion zu hoch waren. Wien-Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer nannte in der Vergangenheit etwa U2, Adele, Eminem oder Billy Joel als große Acts, die man mit dem Bau einer neuen Halle nach Wien bringen könne.

Das STANDARD-Videoteam hat im Sommer 2022 mit Vereinen gesprochen, die sich am Areal des ehemaligen Schlachthofs im Dritten Bezirk als Zwischennutzung eingemietet haben
DER STANDARD

Entwurf steht seit Ende 2020 fest

Der Entwurf für das Millionenbauvorhaben steht seit Ende 2020 fest: Das Wiener Architektenteam Christian Kronaus, Peter Mitterer und Reinhardt Gallister setzte sich beim EU-weiten Realisierungswettbewerb durch, eingereicht wurden 48 Vorschläge. Allerdings ist weiterhin offen, wann der Baustart erfolgen, wie viel das Prestigeprojekt kosten und wann die Halle eröffnet wird. Die vor vier Jahren ventilierten Zahlen sind jedenfalls nicht zu halten: Damals ist man von einem Baubeginn im Jahr 2021, einer Fertigstellung bis 2024 und einem Kostenrahmen von bis zu 250 Millionen Euro ausgegangen. Das Projekt wird von der städtischen Wien Holding abgewickelt, die Arena firmiert auch vorerst unter diesem Namen.

So könnte die Halle innen einmal aussehen.
Foto: Kronaus/Mitterer/Gallister/expressiv.at

Für erhebliche Verzögerungen sorgt neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die Entscheidung der Stadt, einen privaten Partner für Investition, Bau und Betrieb der Halle zu suchen. Wie dieser heißt, steht noch immer nicht fest. Dabei wollte die Wien Holding den Partner bis Ende 2022 präsentieren, wie es noch im Mai des Vorjahres hieß.

Verhandlungen laufen noch

Laut dem städtischen Konzern verlaufe das Vergabeverfahren aber "planmäßig", wie ein Sprecher auf STANDARD-Anfrage mitteilte. Die Vorstellungen und Vorgaben seien "voll erfüllt". Die Verhandlungsphase sei bald abgeschlossen, danach folge die Letztangebotsphase. Weitere Fragen zu den geplanten Gesamtkosten oder zum Zeitplan für Baubeginn und Fertigstellung werden vorerst nicht beantwortet – mit Verweis auf die "wichtige Phase des Vergabeverfahrens". Auch aus dem Büro von Hanke gab es keine weiteren Angaben.

Dabei zeichnen sich gröbere Probleme ab. In einem Prüfbericht des Wiener Stadtrechnungshofs, der Ende November 2021 erschien, ist vermerkt, dass das Hallenprojekt im "real case" erst im März 2029 abgeschlossen werden könnte. Weil das Projekt in seiner Umsetzung deutlich länger als geplant dauert, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Kosten.

Die Prüfer des Stadtrechnungshofs verweisen in dem Bericht auf ein "Konzept zum Kostenrahmen" der begleitenden Kontrolle des Projekts: Dort wurden die Gesamtkosten mit 742 Millionen Euro ausgewiesen – mit einer Schwankungsbreite plus/minus 30 Prozent. Die Gesamtsumme ist nur bis ins Jahr 2026 valorisiert: Das hat den Hintergrund, dass die Wien Holding im Jänner 2020, als das "Konzept zum Kostenrahmen" erstellt wurde, von der Fertigstellung bis 2026 ausgegangen war.

Hier auf dieser leeren städtischen Freifläche nahe der bestehenden Marx-Halle sowie der Tangente soll die 20.000er-Arena entstehen.
Foto: Christian Fischer

Sorgen um Budget

Wird die Eventhalle, wie bereits absehbar ist, 2029 oder noch später fertig, schraubt das allerdings auch die prognostizierten Gesamtkosten weiter nach oben. Dazu kommt, dass die Suche nach einem privaten Partner erst nach dem Architektenwettbewerb gestartet wurde. Das dürfte zusätzliche Kosten nach sich ziehen. Außerdem steht es dem privaten Partner offen, auch in planerischer oder baulicher Hinsicht die eigenen Ideen in die Verhandlungen mit der Wien Holding einzubringen. Die Pläne könnten also auch noch adaptiert werden. Hinter vorgehaltener Hand werden im Rathaus Sorgen bezüglich des Zeitplanes und des Budgets mittlerweile eingestanden.

Wie aber kam die Wien Holding auf einen Kostenrahmen von nur 250 Millionen Euro? Dieser bezog sich laut dem städtischen Konzern immer auf die Vorgaben für den Architektenwettbewerb und umfasste nur die Bereiche Rohbau, Technik, Ausbau und Außenanlagen. "Dieser Kostendeckel wurde vom Siegerprojekt eingehalten", heißt es dazu von der Wien Holding. Die Preisbasis: Dezember 2019.

In der Veranstaltungsbranche ist die geplante neue Arena bereits ein Thema. Diese "ist nicht unwichtig für uns", sagte Konzertveranstalter Ewald Tatar von Barracuda Music. Er bestätigte dem STANDARD, dass er in den vergangenen Jahren zwei Show-Acts aufgrund technischer Voraussetzungen nicht in die Stadthalle bekam. Welche, wollte er aus vertraglichen Gründen nicht verraten.

Nachnutzungspläne für Stadthalle noch nicht bekannt

Durch die Verzögerungen wird die 1958 fertiggestellte Stadthalle also noch ein paar Jahre länger Österreichs größte Veranstaltungshalle bleiben und Gastgeber von Großkonzerten und Sportveranstaltungen sein. Dass sich der 70er ausgeht, bevor die neue Arena eröffnet wird, ist nach heutigem Stand durchaus realistisch. Wie es dann weitergeht, ist offen, die Nachnutzungspläne bezüglich der Stadthalle sind noch nicht bekannt: Parallel zur Planung der neuen Halle sollte ein Konzept ausgearbeitet werden, Ergebnisse wurden noch nicht präsentiert. Hanke kann sich vorstellen, die Halle vermehrt für den Breitensport zu adaptieren. Auch kleinere Konzerte und Shows sollen weiterhin im Komplex stattfinden. (David Krutzler, 17.1.2023)