Marika Gruber erforscht, wie Zuwanderung in ländlichen Regionen konstruktiv wirken kann.
Foto: Karin Wernig

Wie wirkt sich Zuwanderung auf rurale Gebiete aus? Wie können Gemeinden Integrationsprozesse verändern? Die gebürtige Steirerin Marika Gruber ist Senior Researcher an der FH Kärnten und beschäftigt sich seit Jahren mit diesen Fragen. Ihr Mitwirken am internationalen Forschungsprojekt Matilde fügt sich in eine Reihe von Publikationen und Arbeiten, in denen sie die Auswirkungen von Migration auf ländliche Räume untersuchte.

Stabilisierende Wirkung

Drei Jahre lang wurden im Zuge von Matilde in zehn verschiedenen EU-Ländern Rahmenbedingungen für Drittstaatsangehörige analysiert und insgesamt 13 Fallstudien durchgeführt. "Was wir gesehen haben, ist, dass Migration bevölkerungsstabilisierend wirken kann, manchen Regionen zu Bevölkerungswachstum verhilft, Innovationspotenzial in die Region bringt und grenzüberschreitende Wirtschaftsaktivität fördert", sagt Gruber.

Als größte Hürden für gelungene Integration in Österreich wurden die mangelhafte Anerkennung von Qualifikationen, zu wenige Sprachkurse, der Mangel an Begegnungsmöglichkeiten zwischen Bevölkerung und Migrantinnen und Migranten oder auch die fehlende Kooperation zwischen Politik, Stakeholdern, NGOs und Freiwilligen detektiert.

Erschwerte Arbeitsbedingungen

Zudem erschweren in Österreich gesetzliche Bestimmungen die Integration am Arbeitsmarkt. Aufenthaltstitel sind an ein regelmäßiges Einkommen gebunden. Menschen, die nach Österreich immigrieren wollen und dieses nicht aufweisen können, suchen dann oft um Asyl an. Bis Sommer 2021 beschränkte der sogenannte Bartenstein-Erlass den Arbeitsmarktzugang von Asylwerbern und Asylwerberinnen auf bestimmte, großteils saisonale Bereiche.

Nach einer Aufhebung durch den Verfassungsgerichtshof müssen potenzielle Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen nun beim Arbeitsmarktservice um eine Beschäftigungsbewilligung ansuchen. Die aus dem Projekt abgeleiteten Problemfelder und Empfehlungen wurden bei runden Tischen auch mit Bürgermeistern und Entscheidungsträgerinnen diskutiert, um möglichst realitätsnahe Resultate und Effekte zu erreichen. "Mir ist der Forschungszugang wichtig, nicht als Externe zu kommen, die Wissen in eine gelebte Praxis bringen will, sondern dass man erkennt, dass Wissen in der Praxis besteht und mit wissenschaftlichen Methoden hervorgeholt werden kann", sagt Gruber.

Starker Einfluss der Forschung

An der FH Kärnten arbeitet die 38-Jährige zurzeit an ihrer Doktorarbeit und beschäftigt sich im Rahmen der Interventionsforschung mit ebendiesem Wechselspiel zwischen Wissenschaft und Praxis. "Die Forschung hat in erster Linie direkten Einfluss auf die Menschen, mit denen man Interviews führt", sagt Gruber. "Ein Reflexionsprozess setzt ein, und das hat in weiterer Folge einen indirekten Einfluss auf das System." Auch innerhalb dieses Gebiets legt sie den Schwerpunkt auf Migrationsforschung. (Sarah Kleiner, 4.3.2023)