"Verteidigt das Streikrecht!", stand jüngst auf Schildern von Demonstrierenden, die sich gegen Gesetzesinitiativen der britischen Regierung aussprachen.

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London – Wegen eines Streiks der Pflegekräfte müssen sich Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen in England derzeit auf lange Wartezeiten und Ausfälle einstellen. Im Kampf um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen legten in England am Mittwoch tausende Pflegekräfte ihre Arbeit nieder. Der Ausstand, zu dem die Gewerkschaft Royal College of Nursing (RNC) aufgerufen hat, sollte bis Donnerstag andauern. Für Februar sind weitere Streiks angekündigt.

Gewerkschaft nimmt Premier in die Pflicht

Die Fronten sind verhärtet: Die Gewerkschaft fordert ein Plus, das deutlich über der Inflation von zuletzt mehr als zehn Prozent liegt, zuletzt wurden 19 Prozent gefordert. Die konservative Regierung hingegen will ihr Angebot, das etwa 4,5 Prozent mehr Lohn entspricht, nicht erhöhen. Gesundheit ist im Vereinigten Königreich Ländersache.

Pat Cullen vom Royal College of Nursing verteidigte die Beschäftigten: "Es sterben keine Menschen, weil die Pflegekräfte streiken. Die Pflegekräfte streiken, weil Menschen sterben. So schlimm steht es um den Gesundheitsdienst, und es wird Zeit, dass der Premierminister den Kampf für dessen Zukunft anführt."

Sunaks Kampf gegen Streikrechte

Der britische Gesundheitsminister Steve Barclay schrieb in einem Gastbeitrag im "Independent" hingegen mit Blick auf das Wohl der Patienten: "Wenn wir unbezahlbaren Lohnerhöhungen für die Beschäftigten im Gesundheitsdienst zustimmen, nehmen wir Milliarden Pfund dort weg, wo wir es am meisten brauchen."

Premierminister Rishi Sunak will mit einer umstrittenen Gesetzesinitiative das Streikrecht einschränken, um eine Grundversorgung in kritischen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Der NHS ist chronisch unterfinanziert und personell stark ausgedünnt. Der Chef der NHS Confederation, Matthew Taylor, warnte vor einem "langen Zermürbungskrieg zwischen Regierung und Gewerkschaften", sollte es keine Einigung geben. In der NHS Confederation sind Organisationen des Gesundheitsdienstes zusammengeschlossen. (APA, red, 18.1.2022)