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86 Prozent der Studierenden würden bei mentalen Herausforderungen professionelle Hilfe annehmen.
Foto: Getty Images/Koldunov

Jedem und jeder zweiten (52 Prozent) Studierenden Person in Österreich und Deutschland geht es nicht gut. Das sind fast genauso viele wie im Vorjahr (54 Prozent), als die Corona-Pandemie die Welt erschütterte. Demnach scheint es keine sonderlichen Besserungen im Vergleich zum Vorjahr zu geben. Das Stimmungstief hält also an. Nur zehn Prozent schätzen ihren psychischen Gesundheitszustand als sehr gut ein. Weibliche Studierende stufen ihren Gesundheitszustand – sowohl mental als auch körperlich – wesentlich schlechter ein als männliche Studierende.

Große Online-Umfrage

Das zeigt das Mental-Health-Barometer 2022, eine Online-Umfrage, bei der über 8.000 Studierende im November 2022 befragt wurden. 64 Prozent der Studienteilnehmenden kommen aus Österreich, der Rest aus Deutschland, und sie sind durchschnittlich 22,5 Jahre alt. Die Studie wurde bereits zum zweiten Mal von Studo, einer Studierenden-App im deutschsprachigen Raum, und Instahelp, einer Plattform für psychologische Online-Beratung, durchgeführt.

Mentale Belastungen der Studierenden

Vier von fünf Studierenden fühlen sich im Studium gestresst. Der Arbeitsaufwand im Studium, die eigene finanzielle Situation, psychische Probleme und Prüfungen sind die häufigsten Belastungsfaktoren. Die Inflation dürfte die Situation einiger Studierenden ebenfalls mehr belasten.

Für 69 Prozent der befragten Studierenden ist mentale Gesundheit ein gesellschaftliches Tabuthema. Dabei sind körperliche und mentale Gesundheit gleich wichtig – sagen drei Viertel der Studierenden.

Doch wie viel Zeit investieren Studierende in ihre mentale Gesundheit? Der Großteil der Befragten verwendete keine Zeit bis maximal eine Stunde pro Woche für Reflexion, Meditation oder Beratung. Wesentlich mehr Zeit – zwischen zwei bis fünf Stunden die Woche – verwendet die Hälfte der Teilnehmenden für Sport und das Treffen von Freundinnen und Freunden.

Mehr psychische Hilfe gefragt

86 Prozent der Studierenden würden bei mentalen Herausforderungen professionelle Hilfe annehmen. Das sind mehr als im Jahr 2021. Ob der Bedarf gestiegen ist oder das Thema langsam, aber sicher weniger stark tabuisiert ist, wird in der Studie nicht analysiert.

Ein Drittel der Befragten hat bisher gar keine Unterstützungsangebote genutzt. Wenn Kosten keine Rolle spielen würden, wäre das anders: Dann würden Studierende am liebsten psychologische Beratung oder Therapie nutzen. "Das Bild des Studierendenlebens ist oft ein romantisches. Die Realität zeigt aber, dass Studierende psychisch belastet sind. Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung wird immer lauter, aber diese muss für Studierende leistbar sein", fordert Instahelp-Geschäftsführerin Dr. Bernadette Frech.

Down trotz gestiegener Lebensqualität

Besser steht es um die Lebensqualität: Während 2021 nur 18 Prozent der Studierenden von einer guten Lebensqualität berichtet haben, sind es 2022 über zwei Drittel. "Nachdem die letzten Semester von der Covid-19-Pandemie bestimmt wurden, konnte man 2022 wieder an den Hochschul-Campus und zum gemeinschaftlichen Studierendenleben zurückkehren. Die Lebensqualität der Studierenden ist daraufhin stark gestiegen – was aus unserer Sicht an mehr sozialen Kontakten und weniger Isolation liegt", sagt Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly. (Natascha Ickert, 18.1.2023)