Chat GPT und Co verlangen Lehrerinnen und Lehrern kreative Lösungen ab.

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Eigentlich ist es noch nicht lange her, dass Open AI seine neueste Konversations-KI Chat GPT zum Ausprobieren der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte. Dennoch sorgt die Entwicklung regelmäßig für neue Schlagzeilen. So auch beim Thema Bildung, wo die Nachrichten aber nicht immer guter Natur sind.

Denn rund um die Welt sorgen sich Lehrkräfte, dass Schülerinnen und Studenten die weit über geschriebene Plauderei hinausreichenden Fertigkeiten der künstlichen Intelligenz missbrauchen könnten, um sich ihre Hausarbeiten zu erleichtern. Und die gehen mitunter recht offen damit um, wie eine Umfrage aus den Niederlanden zeigt.

Abschreiben 2.0

Dort machte sich der öffentlich-rechtliche Sender Nos unter den Lernenden schlau. Über 250 von ihnen gaben dabei an, dass sie KI-Hilfe in Anspruch nehmen würden, um faktische Fragen zu beantworten, Rechtschreibfehler zu eliminieren oder um sich gleich ganze Texte formulieren zu lassen. Mitunter wird Chat GPT gar für eine neue Form des Abschreibens genutzt und die KI mit einer fertigen Hausübung gefüttert, um sie umzuformulieren.

Das, so sagen einige der Befragten, falle den Lehrern in der Regel auch nicht auf. Ein Schüler gab etwa an, die Analyse eines poetischen Textes an die Software ausgelagert zu haben. Jenen Textteil, in dem er seine eigene Meinung zu dem Werk habe darlegen müssen, schrieb er neu, da die KI darin "noch nicht besonders gut" sei. Doch den Theorieteil konnte er eins zu eins übernehmen.

Machtlose Plagiatserkennung

Während die Verwendung von Chat GPT für Recherche und faktische Aufzählungen angemessen sein kann, sabotieren sich die jungen Nutzer bei anderen Aufgaben auch selbst. Sorgen machen sich etwa Lehrer, die die niederländische Sprache vermitteln sollen. Furkan Sogut, ein Professor aus Nijmegen, will seinen Schützlingen nicht per se "schlechte Intentionen" unterstellen, aber für ihn sei es unmöglich zu erkennen, zweifelsfrei zu erkennen, ob jemand einen Text selber verfasst hat. Das sei insofern ein großes Problem, weil er als Lehrer bewerten müsse, wie gut jemand mit der niederländischen Sprache umgehen könne – und nicht, wie gut Chat GPT die Sprache beherrsche.

Professorinnen und Lehrer müssen damit kreative Lösungen finden, um die Verwendung von derartiger KI zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Denn herkömmliche Plagiatserkennungssoftware ist gegen diese Technologie, die stets neue Texte kreieren kann, machtlos.

Kreative Lösungen gesucht

Robert Chamalaun, Leiter des Sprachlehrerverbands "Levende Talen" und selbst auch Niederländisch-Lehrer, berichtet, dass manche Schulen bereits konkrete Maßnahmen planen und etwa ihre Schüler dazu verpflichtet haben, bestimmte Aufgaben in Präsenz zu erledigen.

Sogut will hingegen mögliche Lösungen gemeinsam mit seinen Schülern besprechen. Eine mögliche Variante wären etwa als Video verfasste Buchbesprechungen anstelle von geschriebenen. Denkbar ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler für eine Aufgabe ausschließlich neuere Quellen verwenden dürfen, zumal der Datenbestand, auf den Chat GPT zugreift, zum allergrößten Teil aus dem Jahr 2021 oder früher stammt. Das, freilich, funktioniert nur so lange, bis die KI wieder auf einen neueren Stand gebracht wird. (gpi, 19.1.23)