Nach dem Dreh von "Need for Speed" war ein ganzer Fuhrpark reif für die Schrottpresse.

Foto: mediamid digital services GmbH /Rudolf Skarics

Für ein paar Mußestunden habe ich mir kürzlich den Film Speed aus meiner DVD-Truhe geholt. Sie kennen ihn womöglich, er war damals, 1994, als er in die Kinos kam, ein Riesenerfolg. Der – an allen Haaren herbeigezogene – Plot: Ein frustrierter Altpolizist, mit Sprengstoff gut vertraut, bringt in erpresserischer Absicht eine Bombe unter einem Bus an, die explodiert, sobald der Bus langsamer fährt als fünfzig Meilen pro Stunde (ca. 80 km/h). So weit, so unglaubwürdig. Aber filmisch außerordentlich produktiv.

Lizenz zum Verschrotten

Regisseur Jan de Bont hat mit der Story einen Vorwand, das Gefährt ausgiebig durch Los Angeles brettern und einen Fuhrpark von Autos jeder Größe, Form und Farbe zu Schrott fahren zu lassen. Keine Sorge, geht eh gut aus. Keanu Reeves als lieber Polizist und Sandra Bullock als weiblicher Sidekick retten alle Passagiere und bringen den Bösewicht zur Strecke. Der psychotische Ungustl wird übrigens, brrr, von Dennis Hopper gespielt, einem Großmeister in der Kunst des Angsteinjagens. Bedrohlich zum Quadrat.

Warum findet das Publikum eigentlich so großen Gefallen daran, wenn im Kino dutzendweise heilige Blechle (Autobezeichnung schwäbischer Provenienz) zu Klump gefahren werden? Vielleicht fühlt man sich besonders lebendig, wenn es kracht und scheppert und man an spektakulären Manifestationen von Bewegungsenergie und Zusammenstößen (ohne Personenschaden) teilhaben kann. Vielleicht gibt es aber auch ein dunkleres Motiv. Vielleicht ist die Freude am Verschrotten ein unbewusster Racheakt an einer technischen Errungenschaft, die man teuer bezahlen muss, mit der man ewig im Stau steht und die die Erdatmosphäre zerstört.

Gruselige Bösewichte

Apropos Zerstörung der Erdatmosphäre. Sollte an ein Remake von Speed gedacht sein, würde ich Rex Tillerson in der Rolle von Hopper empfehlen. Tillerson, amerikanischer Ex-Außenminister unter einem Verhängnis namens Trump sowie Langzeitpräsident von Exxon Mobil, jenem Konzern, wo man seit Jahrzehnten um die katastrophalen Folgen des Erdölrausches wusste und umso emsiger daran arbeitete, Zweifel an diesen Folgen zu schüren. Gegen Tillerson kann Hopper einpacken. Hoffentlich lebt er lange genug, um seinen Enkeln einmal Rede und Antwort stehen zu können. Und gerne auch der Strafjustiz, falls sich das einrichten ließe. (21.1.2023)