So viel Glamour sollte man als Streamer von Dr Pepper wohl nicht erwarten.

Foto: Joe Buglewicz, AP

Den Halbsatz "weil es eh wurscht ist" mag man der österreichischen Volksseele gerne einmal zuschreiben, in Marketinghandbüchern findet man ihn aber aus naheliegenden Gründen eher selten. Schließlich will man mit der Marke einen Wert vermitteln, da passt die hierzulande gern gepflegte "Hab mich gern"-Mentalität nicht so ganz dazu.

Wurschtigkeit als Markenkern

Der Getränkehersteller Dr Pepper Deutschland hat die gepflegte Wurschtigkeit aber jetzt zum Kern der Marke gemacht – und einen viralen Hit gelandet. Wie viele andere Softdrink- oder Snackhersteller sucht man aktuell eine Streamerin oder einen Streamer. Deren Aufgabe ist es üblicherweise, voller Motivation ein populäres Spiel zu zocken und dabei die Produkte des Sponsors zu konsumieren.

Der Zweck ist auch so weit klar: Die Zuseherschaft möge das Produkt eifrig kaufen. Neu ist das nicht, und ausgeklügelte Influencerkonzepte auszutüfteln ist seit Jahren eine Lieblingsbeschäftigung in Marketingabteilungen und Werbeagenturen. Von der aktuellen Kampagne von Dr Pepper dürften die Marketingexperten aber abgeraten haben, wenn man dem Tweet Glauben schenkt.

Auf der Suche ist man nach einem Streamerin oder einem Streamer für die Plattform Twitch. Einzige Bedingung: Die Person muss unbekannt sein. "Wir suchen einen absoluten Nobody", heißt es da. Bei der Auswahl des Spiels gibt man sich ebenso bescheiden, sogar den "Landwirtschaftssimulator 2017" würde man akzeptieren, solange einigermaßen passabler Ehrgeiz an den Tag gelegt wird. An den Charakter gibt es nur die Bedingung: "Coole Sau und menschlich kein Arsch". "Selbst wenn es für deinen Bumms keine Liga und Matches gibt, dann ist das egal. Wir tun einfach alle so und feiern dich", so das Angebot des Getränkeherstellers.

Allzu viel Hoffnung auf ein Gaming-Setup direkt aus den Entwicklungsabteilungen von Intel oder AMD sollte man sich aber nicht machen. "Vielleicht lassen wir dann auch irgendwann einen PC mit Celeron Chip und RGB-Dingsbumms-Licht springen", heißt es weiter, wobei man bei Dr Pepper auch nicht vor "B-Ware mit Kratzern" zurückschreckt. Als Bezahlung gibt es die "massive" Reichweite bei Twitter und jede Menge Kritik aus der Community.

"Marken haben eh keine Ahnung"

Warum der Softdrinkhersteller so flapsig mit dem Thema Influencermarketing umgeht, wird auch schnell klar: "weil Marken haben eh keine Ahnung von Games".

Der Tweet ging viral, und mittlerweile gibt es sogar Bewerbungen von prominenten Streamern. Beim Getränkehersteller selbst hat man wohl nicht mit derartiger Resonanz gerechnet: "Gut, wir schauen dann mal die nächsten drei Jahre alle vorgeschlagenen Kanäle an und melden uns zeitnah", heißt es da leicht überfordert. (red, 20.1.2023)