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Der betroffene Sportlehrer soll zahlreiche Schüler sexuell missbraucht sowie selbst kinderpornografisches Material angefertigt haben.

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Die Causa Teichtmeister hat zu einer breiten öffentlichen Debatte rund um den Besitz und die Verbreitung von Darstellungen sexuellen Kindesmissbrauchs geführt. Neben Rufen nach Strafverschärfungen werden auch mehr Ressourcen für die Polizei gefordert. Zudem soll der Fokus auf Präventionsarbeit und Kinderschutz verstärkt werden, um solche Taten im Vorfeld verhindern zu können. Schauspieler Florian Teichtmeister muss sich am 8. Februar vor Gericht verantworten, ihm wird der Besitz von 58.000 kinderpornografischen Dateien zur Last gelegt.

In Wien sorgt zudem ein Fall eines Mittelschullehrers für Bestürzung. Der Pädagoge soll über einen Zeitraum von 15 Jahren zahlreiche Schüler sexuell missbraucht sowie selbst kinderpornografisches Material angefertigt haben. Nach einer Anzeige im Frühjahr 2019 folgte kurz darauf eine Hausdurchsuchung. Kurz vor seiner geplanten Einvernahme beging der Sportlehrer im Mai 2019 Suizid. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen sowie Herstellung und Besitzes von kinderpornografischem Material wurden eingestellt.

Mindestens 40 Opfer

Eine Kommission unter Federführung der Wiener Bildungsdirektion kam im Dezember 2022 zum Schluss, dass der Pädagoge "mindestens 40 Kinder auch unter Einsatz von K.-o.-Tropfen missbraucht" haben soll. Wörtlich heißt es zudem im Kommissionsbericht, "dass die Existenz von 40 Opfern belegt" sei.

Es könnte aber noch mehr Betroffene geben. Bei der Hausdurchsuchung wurden 22 Datenträger beschlagnahmt. Auf sieben davon befanden sich eindeutig inkriminierte Bilder und Videos, wie aus einer Liste der Polizei hervorgeht, die dem STANDARD vorliegt: Diese befanden sich auf vier externen Festplatten (davon eine mit einem Speicherplatz von einem Terabyte), zwei Notebooks sowie einem Mobiltelefon. Eine Auswertung von zwei Datenträgern – einer Festplatte und einem Notebook – konnte laut Polizei nicht durchgeführt werden. "Es konnte somit nicht festgestellt werden, ob sich auf diesen Datenträgern kinderpornografische und somit allgemein verbotene Daten befinden."

Weitere Identifizierungen fanden statt

In den vergangenen Wochen und Monaten haben jedenfalls weitere Identifizierungen von möglichen Opfern stattgefunden. "Ja, diese Identifizierungen finden statt", bestätigte ein Sprecher der Wiener Landespolizei auf STANDARD-Anfrage.

Wie viele Identifizierungen zuletzt durchgeführt wurden, wurde nicht bekanntgegeben. Auf die Frage, wie oft die Landespolizei zu Terminen eingeladen hat oder wie viele Personen sich selbst gemeldet haben, hieß es: "Diesbezüglich werden keine Aufzeichnungen geführt. Wichtig für die Ermittlungsbehörden ist, dass die Betroffenen Gewissheit erlangen können."

Datenträger im Landeskriminalamt Wien

Die Datenträger würden sich im Landeskriminalamt befinden – "für den Fall, dass sich Personen melden, die in Erfahrung bringen wollen, ob von ihnen Fotos zu finden sind". Ein Zeitraum, bis wann die Menge an Daten ausgewertet wurde, wurde nicht genannt. Eine Auswertung finde "seit der Sicherstellung bis heute anlassbezogen statt", sagte der Polizeisprecher.

Laut einer Aktennotiz vom 30. September 2022 durch das Landeskriminalamt Wien waren die Sicherung und Untersuchung der Mobiltelefone und eines Tablet-PCs bis zum 29. Juli 2019 abgeschlossen. Die Arbeitsvorgänge zu den übrigen Datenträgern wurde am 13. September 2022 vollendet. Laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft soll es sich hier aber um einen Tippfehler handeln: Alle Daten seien bereits 2019 ausgewertet worden, sagte sie zur Presse.

Missbrauchsopfer fordert Schmerzensgeld und Schadenersatz

In einem im Jänner 2023 an die Finanzprokuratur der Republik Österreich gerichteten Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, fordert ein Missbrauchsopfer über Anwältin Herta Bauer Schadenersatz: Gefordert werden 50.000 Euro Schmerzensgeld und 740.000 Euro Schadenersatz aus dem Verdienstentgang als möglicher Profisportler. Die Karriere habe er "aufgrund der psychischen Leiden", die auf einen sexuellen Missbrauch während einer Lesenacht in der Schule zurückzuführen seien, beenden müssen. Bis heute sei er "eingeschränkt arbeitsfähig und in dauernder psychiatrischer und medikamentöser Behandlung". (David Krutzler, 22.1.2023)