Zum Thema "Die Unschuldsmiene einer Kulturnation" wurde auf ORF 3 diskutiert.

Screenshot: tvthek.orf.at

"Die Unschuldsmiene einer Kulturnation" war der Titel einer Diskussion am Sonntag auf ORF 3, in der erstmals Corsage-Regisseurin Marie Kreutzer vor der Kamera über den Fall Florian Teichtmeister sprach. Im Wesentlichen wiederholte sie die Argumente ihrer Krisen-PR: Sie habe zu spät von den Straftaten erfahren, es habe "nur Gerüchte" gegeben, Herausschneiden und Nachdreh seien nicht möglich gewesen. Warum Teichtmeister noch auf Promotiontour war, erklärt sich damit nicht.

Kreutzer erzählte auch, dass sie seit 2020 für ein neues Filmprojekt über Kindesmissbrauch recherchiere. Moderatorin Ani Gülgün-Mayr fragte nach, wo es in der Krisen-PR keine Antworten gab: etwa zum zweiten Schauspieler aus dem Corsage-Cast, der der Übergriffe an Frauen (nicht des Sammelns von Kindesmissbrauchsbildern) beschuldigt wird. Ob Kreutzer "als Feministin" nie daran gedacht habe, mit den Frauen zu reden, bevor sie den Männern deren Unschuld glaubte? Kreutzer meinte, sie habe vergeblich versucht, Kontakt aufzunehmen. Während des Talks nahm die Regisseurin endlich Schauspieler Manuel Rubey aus der Schusslinie, der öffentlich unter Verdacht geraten war, weil sich der "zweite Mann" nicht outet.

Schauspielerin Petra Morzé kam leider neben Falter-Chef Florian Klenk, der über Gesetze und Prävention sprach, und Journalist Heinz Sichrovsky, der den Fürsprecher der Kunst(-Geschichte) gab, nur ein einziges Mal zu Wort. Sie spielte zuletzt mit Teichtmeister im Kinofilm Serviam, in dem es um Missbrauch geht, und im Stück Nicht sehen über Kinderarzt Franz Wurst und beschrieb, wie sie vor Jahren bei einem Verdachtsfall um ein Kind auf einem Filmset aktiv nachfragte. Das bräuchte es neben Kinderschutz konzepten überall: Leute, die Augen und Mund öffnen. (Colette M. Schmidt, 23.1.2023)