Ende Dezember endete das, was ein bedeutender Schritt für die europäische Raumfahrt hätte sein sollen, in einer Enttäuschung. Die neue Rakete Vega C der europäischen Raumfahrtagentur Esa kam bei ihrem ersten kommerziellen Flug vom Kurs ab. Schuld daran war ein Problem beim Triebwerk Zefiro 40. Die Rakete schaffte es nur bis zu einer Höhe von 110 Kilometern, dann wurde die Mission abgebrochen, und der Raumtransporter mit zwei Kleinsatelliten stürzte kontrolliert in den Pazifik. Vega C ist etwas größer als ihre Vorgängerin. Sie soll leichte Lasten bis 2,4 Tonnen ins All bringen.

Inzwischen spricht die Esa offiziell von einer "ernsthaften Krise" des Trägerraketensektors, wie sie in Paris mitteilte. Begonnen habe diese vor knapp einem Jahr, als Russland entschied, seine Sojus-Raketen vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana abzuziehen. Danach verzögerte sich der Erstflug der Ariane 6 auf das letzte Quartal dieses Jahres.

Die Esa betonte trotz der Probleme: "Der Zugang zum All steht nicht auf dem Spiel." Priorität habe nun, den Erstflug der Ariane 6 und die Einsatzfähigkeit der Vega C zügig und verlässlich abzusichern.

Die Esa-Rakete Vega C, die für kleinere Lasten ausgelegt ist als die größeren Ariane-Raketen, verlor bei ihrem ersten kommerziellen Flug ihren Kurs.
Foto: AFP PHOTO/ESA STEPHANE CORVAJA

Vega C und Ariane 6 sollen Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen und sind daher enorm wichtig. Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die seit 1996 im Einsatz ist. Sie soll nun mit drei Jahren Verspätung erstmals fliegen. Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt.

Nach dem fehlgeschlagenen Start der europäischen Trägerrakete Vega C soll es unterdessen im kommenden Monat nähere Details zum Grund des Scheiterns geben. Esa-Chef Josef Aschbacher sagte am Montag in Paris, er erwarte die Ergebnisse der eingesetzten Untersuchungskommission ab Mitte Februar.

Verstärkung der Qualitätskontrolle

Das Gremium soll auch Vorschläge für das weitere Vorgehen liefern. Mit Blick auf die zwei Fehlstarts, die es in den vergangenen Jahren bereits mit dem Vorgängermodell der Vega C, der Vega, gab, sagte der Österreicher Aschbacher der Deutschen Presse-Agentur: "Ich glaube, dass wir relativ starke Maßnahmen treffen müssen, was die Qualitätskontrolle betrifft." Die Vega C zurück zum Fliegen zu bringen sei eine der obersten Prioritäten, aber dies müsse unter den richtigen Bedingungen geschehen.

Den Zugang zum All sieht Aschbacher durch die Probleme bei der Vega C, den späten Start der größeren Ariane 6 und den Rückzug der russischen Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana "kurz" gefährdet.

Die Ariane 6 soll nach derzeitigem Plan erstmals Ende des Jahres abheben. Ein genaues Datum gebe es noch nicht, sagte Aschbacher, doch man versuche, so schnell wie möglich voranzukommen. "Es ist klar, dass wir mit der Ariane 6 den europäischen Zugang zum All wiederherstellen müssen."

Probleme mit Raketenstarts gibt es bei der Esa nicht zum ersten Mal. So scheiterte etwa der Erstflug der Ariane 5 im Jahr 1996 spektakulär, bevor sie sich zu einer der verlässlichsten Raketen für schwere Lasten mauserte, der letztes Jahr die US-Weltraumagentur Nasa sogar das prestigeträchtige James-Webb-Weltraumteleskop anvertraute. (red, APA, 23.1.2023)