Rauch kommt aus dem Schornstein einer Industrieanlage in Wien.

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Nach Ende des Lockdown-Jahres 2020 kletterten die Emissionen erwartungsgemäß wieder deutlich in die Höhe – nämlich um 4,9 Prozent, wie die neue Treibhausgasinventur des Umweltbundesamts zeigt. Sie liefert offizielle Zahlen, die Österreich unter anderem an die EU übermittelt. Mit Ausnahme der Bereiche Abfallwirtschaft und fluorierte Gase stießen alle Sektoren – Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft – wieder deutlich mehr CO2 aus.

Insgesamt lag der Ausstoß bei 77,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Rechnet man die Sektoren heraus, die in den EU-Emissionshandel fallen – also die Energiebranche und große Industrieanlagen – dann landet Österreich bei 48,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.

Diese Unterscheidung macht das Umweltbundesamt, weil die Daten unter anderem dazu genutzt werden, um zu prüfen, ob Österreich die Vorgaben aus der EU-Lastenteilung erfüllt. Die Lastenteilung regelt alle Bereiche, die nicht in den Emissionshandel fallen und legt fest, welcher EU-Staat wie viele Emissionen ausstoßen darf. 2021 hat Österreich die Zielmarke fast genau erreicht.

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"Die nationalen Treibhausgas-Ziele wurden 2021 zwar erreicht, steuerten aber wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zu", erklärt dazu Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamts.

Zwar geht die staatliche Organisation davon aus, dass die Emissionen im Folgejahr, also 2022, immerhin um rund fünf Prozent gefallen sind – das reiche jedoch bei weitem nicht. "Wenn wir die Klimaneutralität und die europäischen Ziele noch erreichen wollen, müssen wir dringend intensive Maßnahmen ergreifen", fordert Lichtblau.

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Sanktionierbare Klimaziele

Greenpeace verwies auf das ausständige Klimaschutzgesetz und erinnerte daran, dass Österreich der EU-Kommission bis Ende Juni einen überarbeiteten nationalen Energie- und Klimaplan übermitteln müsse. "Wir können die Emissionen rasch und nachhaltig senken", so Jasmin Duregger von Greenpeace. "Doch es gelingt nur mit einem ambitionierten Klima- und Energieplan und sanktionierbaren Klimazielen."

Die Organisation Global 2000 forderte einen Neustart der heimischen Klimapolitik. Allen Menschen müsse Zugang zu einer sauberen, leistbaren Energieversorgung ermöglicht werden. "Dazu ist als nächster Schritt das Erneuerbaren-Wärmegesetz für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen und eine deutliche Verbesserung des Energieeffizienzgesetzes notwendig", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000.

Neben dem Energiebereich muss vor allem im Verkehrssektor viel aufgeholt werden. So seien die klimaschädlichen Emissionen des Verkehrs um über 50 Prozent höher als im Jahr 1990, lässt der VCÖ in einer Aussendung wissen. Es brauche also dringend eine Offensive für klimaverträgliche Mobilität, schreibt der VCÖ weiter. "Das beginnt bei der fußgängerfreundlichen Verkehrsplanung in Gemeinden und Städten, bedeutet eine Radinfrastruktur-Offensive sowie mehr öffentliche Verkehrsverbindungen", so Lina Mosshammer vom VCÖ. "In den Regionen sind Gemeindebusse und Anrufsammeltaxis als Ergänzung zum Linienverkehr wichtig." (Alicia Prager, 23.1.2023)