Im Gastblog zeigt Johannes Huber anhand eines konkreten Beispiels, wie Preisentwicklungen mit der dementsprechenden Inflationsrate verglichen werden können.

Den Balkangrill (besser bekannt als erster Salzburger Bosnastand) gibt es schon seit fast 75 Jahren. Als meine Brüder und ich noch klein waren, sind wir hin und wieder mit unseren Eltern dort gewesen. Ich weiß nicht mehr, wie viel eine Bosna früher in Schilling gekostet hat, kann mich aber erinnern, dass der Stückpreis bei der Einführung des Euro noch bei 2,50 Euro lag. Mittlerweile ist diese über 20 Jahre her, und die Preise sind seitdem gestiegen. Leider habe ich kein Foto aus dem Jahr 2002 gefunden, aber im Jahr 2007 lag der Preis bei 2,70 Euro. Mittlerweile sind wir bei 4,90 Euro angekommen, und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis sich der ursprüngliche Preis verdoppelt hat.

Jänner 2023: Bis zur Verdopplung des ursprünglichen Preises fehlt nicht mehr viel.
Foto: : Johannes C. Huber

Ich verwende dieses Fallbeispiel gerne in der Schule beim Thema Prozentrechnung zur Veranschaulichung von Inflation. In einer vergangenen Mathematikstunde haben wir, in Anlehnung an den Big-Mac-Index, einen eigenen "Bosna-Index" berechnet. Dabei ging es jedoch im Gegensatz dazu nicht darum, Preise in verschiedenen Ländern zu vergleichen, sondern darum herauszufinden, ob die Preise des Balkangrills die tatsächliche Inflation verhältnismäßig gut widerspiegeln. Die Grundlage dafür waren Preisschilder auf Fotos des Imbissstands aus verschiedenen Jahren, die man auf Restaurantbewertungsseiten wie zum Beispiel Tripadvisor oder Foursquare finden kann:

Preisentwicklung von 2007 bis 2022.
Foto: Johannes C. Huber, eigene Darstellung mit Google Tabellen

In der Unterrichtseinheit haben wir zunächst den absoluten Preisunterschied zwischen 2007 und 2023 berechnet, um den Lernenden vor Augen zu führen, wie stark der Stückpreis seitdem gestiegen ist. Im Anschluss haben wir die beiden Preise zueinander in Verhältnis gesetzt. Ein absoluter Preisunterschied von 2,20 Euro nach 15 Jahren entspricht einer relativen Preissteigerung von über 80 Prozent. Danach haben wir die Definition von Inflation wiederholt und recherchiert, wie hoch diese im vergangenen Jahr war: 8,6 Prozent. Die jährliche Inflation (vorbereitet durch die Lehrkraft, ausgehend von Daten der Statistik Austria) über den Zeitraum von 2008 bis 2022 beträgt demnach im Schnitt ungefähr 2,37 Prozent. Nun zum Vergleich: Wie stark wäre der Bosnapreis gestiegen, wenn wir die durchschnittliche Inflationsrate zugrunde legen?

Foto: Johannes C. Huber

Wir sehen also, dass der Bosnapreis sogar noch viel stärker gestiegen ist. Allerdings müssen wir dabei berücksichtigen, dass wir nur einen allgemeinen Vergleich gemacht haben. Um zu verstehen, was gemeint ist, muss man wissen, wie Inflation gemessen wird. Das geschieht mithilfe des sogenannten Verbraucherpreisindex. Dazu werden die Preise für einen Warenkorb betrachtet. Darin befindet sich, vereinfacht gesagt, eine Mischung aus verschiedenen Produkten und Dienstleistungen, die von einem durchschnittlichen Haushalt konsumiert, das heißt "verbraucht" werden. Anschließend werden diese Preise mit einem früheren Zeitpunkt verglichen. Anhand der dadurch ermittelten Preisänderungen kann schließlich die Inflationsrate berechnet werden.

Gewisse Bestandteile dieses Warenkorbs, wie etwa Lebensmittel, werden jedoch nicht in die sogenannte Kerninflation einberechnet, da sie stärkeren Schwankungen ausgesetzt sind. Für den Index "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" betrug die Inflation im Dezember 2022 beispielsweise 16,1 Prozent und für "Restaurants und Hotels" 12,7 Prozent, während die Gesamtinflation bei 10,2 Prozent lag. Der Bosnapreis wird die Inflation für Lebensmittel oder Restaurants also vermutlich besser widerspiegeln als die Inflation für alle Bereiche zusammen. (Johannes C. Huber, 27.1.2023)