Neue Kabinettsdirektorin in der Präsidentschaftskanzlei: Eva Wildfellner.

BMKÖS / Anna Niederleitner

Mit einer nüchternen Presseaussendung hat die Präsidentschaftskanzlei am Montag eine besondere Postenbesetzung publikgemacht. Alexander Van der Bellen betraut mit dem Beginn seiner zweiten Amtszeit Eva Wildfellner mit dem Amt der Kabinettsdirektorin in der Hofburg. Die gebürtige Oberösterreicherin sei eine "erfahrene Verwaltungsjuristin, deren Expertise über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt ist", hieß es.

Der Name Eva Wildfellner mag in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sein. Tatsächlich gilt die studierte Juristin wesentlichen Akteuren als stille Größe der Bundespolitik. Wildfellner sitzt seit Jahren an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung und ist überparteilich gut vernetzt. Seit Antritt der türkis-grünen Regierung managt sie als Generalsekretärin das Ministerium von Vizekanzler Werner Kogler – und regiert so ein Stückchen mit. Wildfellner gilt als konstruktiv und unerschrocken, bei lauten Debatten soll sie in der nach wie vor männerdominierten Domäne Politik dagegenhalten. Ein erfahrener Politstratege nannte sie einmal – halb im Scherz – die "mächtigste Frau Österreichs".

Lösungsorientierte Staatsdienerin

Im Bundesdienst arbeitet Wildfellner seit 16 Jahren. Im vergangenen Jahrzehnt bekleidete sie Führungspositionen, vor allem im Gesundheitsministerium. Die 41-Jährige gilt als SPÖ-nah, in ihrem bisherigen Büro hat sie ein Bild der verstorbenen Sabine Oberhauser platziert, ihrer früheren Chefin. Auf ihre Expertise wollte bislang dennoch niemand verzichten – auch nicht die türkis-blaue Koalition von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache. Sie sehe sich in erster Linie als lösungsorientierte Staatsdienerin, sagt jemand, der sie besser kennt. Trotz ihrer sozialdemokratischen Grundierung galt Wildfellner dem Ballhausplatz auch während der Kurz-Kanzlerschaft als wichtige Ansprechpartnerin.

Für Vizekanzler Kogler mischte Wildfellner auf wichtigen Themenfeldern mit: bei den Gehaltsverhandlungen im öffentlichen Dienst, bei Maßnahmen der Pandemie-Eindämmung, bei der Neuregelung von Sterbehilfe sowie Palliativ- und Hospizversorgung.

Dass sie sich beruflich verändern wollte, zeichnete sich schon länger ab. Im Februar 2022 war sie zur Direktorin der Arbeiterkammer Wien bestellt worden, sagte wegen eines Sportunfalls dann aber ab. Ein Jahr später wechselt Eva Wildfellner nun in die Hofburg auf den früheren Posten von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Sie wird die zweite Amtszeit des Bundespräsidenten mitprägen – vermutlich diskret, aus dem Hintergrund, so wie sie bisher agiert hat. (Oliver Das Gupta, 25.1.2023)