Mike Pence wird als möglicher republikanischer Präsidentschaftskandidat gehandelt.

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Washington – Nach dem Fund geheimer Dokumente in den Privathäusern von US-Präsident Joe Biden und seinem Vorgänger Donald Trump sind auch bei Trumps früherem Vize Mike Pence Geheimdokumente entdeckt worden. Ein Anwalt des Ex-Vizepräsidenten unterrichtete das Nationalarchiv in einem am Dienstag öffentlich gewordenen Schreiben, dass vergangene Woche im Haus des Republikaners im Bundesstaat Indiana eine "kleine Zahl" von Unterlagen mit potenziellen Geheiminformationen gefunden worden sei.

Die Akten seien "versehentlich eingepackt" worden, als Pence Anfang 2021 aus seinem Amt ausgeschieden sei. Demnach hatte Pence nach dem Bekanntwerden des Fundes von Geheimdokumenten in Bidens Haus im Bundesstaat Delaware als Vorsichtsmaßnahme einen Anwalt damit beauftragt, Dokumente in seinem Haus in Indiana zu überprüfen.

FBI holte Dokumente ab

Der Nachrichtensender CNN sprach von rund einem Dutzend mutmaßlicher Geheimdokumente, die gefunden worden seien. Die Akten wurden demnach der Bundespolizei FBI übergeben.

Der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses des US-Repräsentantenhauses, der Republikaner James Comer, erklärte, Pence habe das Gremium über den Fund von Geheimakten in seinem Haus informiert und "vollständige Kooperation" zugesagt. Angaben zum Inhalt der entdeckten Unterlagen wurden nicht gemacht.

Anfang Jänner war bekannt geworden, dass in einem früher von Biden genutzten Büro rund ein Dutzend vertrauliche Regierungsunterlagen aus seiner Zeit als Vizepräsident unter Präsident Barack Obama gefunden wurden. Anschließend wurden auch in Bidens Garage und in seinem Haus in Delaware weitere geheime Dokumente entdeckt.

Sonderermittler eingestzt

Das US-Justizministerium setzte daraufhin einen Sonderermittler zur Untersuchung des Falls ein. Die Affäre ist für Biden, der in den kommenden Wochen oder Monaten über eine erneute Präsidentschaftskandidatur entscheiden will, höchst brisant – unter anderem wegen Parallelen zu seinem Vorgänger Trump.

Bereits im vergangenen August hatten FBI-Agenten Trumps Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida durchsucht und dabei zahlreiche Geheimdokumente beschlagnahmt. In diesem Fall wurde im November ein Sonderermittler eingesetzt. Dieser prüft auch Trumps Rolle bei der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner 2021. Ein US-Gesetz verpflichtet Präsidenten und Vizepräsidenten, nach dem Ausscheiden aus dem Amt alle ihre E-Mails, Briefe und andere Dokumente an das Nationalarchiv abzugeben.

Pence war unter Trump zwischen 2017 und 2021 Vizepräsident der USA. Der erzkonservative Politiker und frühere Gouverneur von Indiana erwägt eine Präsidentschaftskandidatur bei den Wahlen 2024 – und könnte damit ein Konkurrent seines früheren Chefs Trump werden, der im November seine erneute Präsidentschaftskandidatur verkündet hatte.

Trump nahm Pence am Dienstag nach Bekanntwerden des Aktenfunds in Schutz. "Mike Pence ist ein unschuldiger Mann", schrieb Trump auf der von ihm gegründeten Plattform Truth Social. "Er hat nie in seinem Leben wissentlich etwas Unehrliches getan. Lasst ihn in Ruhe!" (APA, 24.1.2023)