"Unsere Verfügbarkeit ist sehr gut. Wer jetzt einen Atto 3 bestellt, hat das Auto Ende Februar." Hansjörg Mayr, Vorstandsmitglied der Wolfgang Denzel Auto AG und treibende Kraft hinter dem BYD-Projekt, hat bei der Eröffnung des Schauraums in der Shopping City Süd (SCS, Eingang 10) gut lachen: Lieferkettenprobleme werden die Automarke und den Importeur nicht plagen, die Chinesen machen alles im Hause, von der Batterie über den E-Motor bis zum Mikrochip.

Der Schauraum in der SCS, mit dem Atto 3 vorne und der dynastischen Fünf-Meter-Limousine Han dahinter.
Foto: Andreas Stockinger

Mehr noch: Zur Vermeidung etwaiger Abhängigkeiten hat der in Shenzen beheimatete Mischkonzern sogar Rohstoffminen erworben und Containerschiffe. Bedeutet für Österreich? "Wenn alles glatt läuft, werden wir heuer 1000 Autos absetzen", umreißt Mayr das "Traumziel".

Der Schauraum in der SCS, so Mayr weiter, liege mitten in einem stark von Publikum frequentierten Bereich, Besonderheit des Konzepts: Man könne von hier aus sofort zu einer Probefahrt aufbrechen, zu einer zehn-, 20-minütigen Runde, um sich einen ersten konkreten Eindruck von den Fahrzeugen zu verschaffen. Die Idee finde Anklang, das Interesse sei bereits riesengroß.

Bei uns heißt er BYD Atto 3, ursprünglich war er der BYD Yuan Plus. Laut Hersteller schafft der Crossover SUV über 400km mit einer Ladung.
Foto: Andreas Stockinger

BYD. Steht für Build Your Dreams. Traumdeutung auf Chinesisch: Legen Sie sich auf die Couch, und erzählen Sie Sigmund Freud Ihre Träume – oder vielmehr seinen fernöstlichen Lehrlingen: Die sind überzeugt davon, Ihre Träume korrekt deuten zu können und die richtigen Autos für Sie parat zu haben. In Österreich jedenfalls geht es mit folgendem Trio los: dem kompakten SUV Atto 3, der Fünf-Meter-Limousine Han (im Stile des Fließhecklers Audi A7) und dem großen SUV Tang. "Mit Jahresende haben wir sechs Fahrzeuge der Marke im Angebot", erläutert BYD-Austria-Chef Danijel Dzihic die weiteren Aussichten, wobei man sich keineswegs als Nischenanbieter positionieren wolle, sondern als Volumensmarke. Und zwar nicht mit Kampfpreisen, sondern übers Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nur noch unter Strom

Warum jetzt, wo Denzel schon 2008 einen ersten Vertrag mit BYD in der Tasche hatte und seit September 2022 den neuen? Den Mischkonzern, der sich zuletzt nach Eigenbekunden hinter Catl als global zweitgrößter Batteriehersteller etablieren konnte und dessen Autosparte seit März ’22 nur mehr E-Fahrzeuge baut – im Vorjahr rund zwei Millionen davon –, treibt es in die Welt. Nach Europa zunächst, nicht Nordamerika, und den anvisierten Markterfolg soll in Österreich die 100-Prozent-Denzel-Tochter BYD Austria (bzw. CCI Austria Car Import) einfahren.


Der Tang könnte sich als äußerst preiswert in seinem Segment herausstellen. Sein Segment ist der 500 PS SUV Markt und für 70.800€ kann man elektrisch dabei sein.
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In einem gesättigten Markt geht das nur über Verdrängung, mal sehen, ob die Rechnung aufgeht. Der Importeur setzt jedenfalls auf die klassische Vertriebsschiene, wenngleich man die Autos auch online ordern kann. Mit Ende März sollen 15 Händler den Vertrieb stemmen, Ende des Jahres schon könnte mit 25 Händlern Flächendeckung erreicht sein, dabei wolle man aber nichts überstürzen, ergänzt Mayr.

Bei den technischen Inhalten wollen die Chinesen mit der "Blade-Batterie" punkten, die ohne Nickel und Kobalt auskomme und mit einer Lebensdauer von 5000 Ladezyklen Lithium-Ionen überlegen sei.

Mit 5 Metern konkurriert der Han ziemlich direkt mit dem Tesla Model S und kostet exakt gleich viel wie der Tang: 70.800€
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Als technische Architektur komme die E-Plattform 3.0 zum Einsatz, so Dzihic weiter, mit flexibler Auslegung – Front-, Hinterrad- oder Allradantrieb, nichts ist unmöglich, um den Slogan eines japanischen Konkurrenten aufzugreifen.

Wenn das Design der BYDs sich sehen lassen kann, so liegt das am deutschen Chefdesigner Wolfgang Egger (Alfa Romeo, Audi), und damit noch kurz zum Auftakttrio.

Der BYD Seal ist in Österreich noch nicht verfügbar, wäre aber für die Stadt ein wenig praktischer als der größere Han.
Foto: Andreas Stockinger

Der Atto 3 soll für drei Viertel des Absatzes gut sein. Eckdaten: 4,46 m lang, 60,5-kWh-Akku, 420 km Reichweite, 150 kW, Frontantrieb, Kostenpunkt: 39.600 Euro. Han (ohne Solo): 5,00 m lang, 85,4-kWh-Akku, 521 km Reichweite, und Tang: 4,87 m lang, 86,4-kWh-Akku, 380 kW, 400 km Reichweite; beide mit Allradantrieb, beide ab 70.800 Euro. Träume gibt es nicht geschenkt. (Andreas Stockinger, 30.1.2023)