Als Ernest Hemingwhale gilt es, die eigene Welt von glibberigem Schleim zu befreien.

Foto: Forbidden Folds

4.728 Einwohner hat Puch bei Hallein. Neben einem Skatepark zieren auch noch eine Grünschnittsammelstelle und eine Bücherei die Gegend. Seit 2021 schlägt zwischen den ebenfalls ansässigen Universitäten und Fachhochschulen zusätzlich das Herz eines neuen Spieleentwicklers: Forbidden Folds. In diesem haben sich fünf ehemalige Studenten der ansässigen Ausbildungsstätten zusammengefunden, um gemeinsam Videospiele zu entwickeln. Dieser Tage ist ihr erstes Werk erschienen. "Whalien", ein kunterbuntes Tüftelspiel.

Schleimwesen aus Salzburg

In "Whalien" übernimmt man die Rolle von Ernest Hemingwhale, der als letzter Bewohner in einem mechanischen Wal namens Fin lebt. Bis auf Hemingwhale sind allerdings alle Menschen geflohen. Grund dafür sind die Squiddies, kleine Schleimwesen, die das walförmige Luftschiff befallen haben. Nun gilt es als Spielerin beziehungsweise Spieler, diesen Befall zu bekämpfen. Anstatt mit Waffen zu schießen, verfügt der Avatar über Handschuhe, mit denen er Dinge anziehen oder wegwerfen kann. Im Laufe des Spiels kommen noch weitere Möglichkeiten hinzu, die das Verstehen dieser spielerischen Möglichkeiten in Form von Puzzles abfragen.

"Wir sind fasziniert von der Idee, den Spielern ein sehr simples und überschaubares Toolset in die Hand zu geben, mit dem es dann gilt, unterschiedlichste, immer komplexer werdende Probleme zu lösen", erklärt der für Business-Development und Gamedesign verantwortliche Herwig Atzlinger dem STANDARD. Zusammen mit seinen Mitstreitern Martin Birner, Andreas Lang, Jakob Vogel und Ralf Zobl orientieren sie sich an Spielen wie "Portal", wollen aber vor allem eigene Ideen umsetzen.

Die in "Whalien" verwendete Zieh- und Schiebmechanik testete das kleine Team mit einem Prototyp, der ausreichend Anklang fand, um daraus ein Spiel zu entwickeln.

Es wird nicht geschossen im Spiel, sondern mit zwei Spezialhandschuhen nur gezogen und gedrückt.
Foto: Forbidden Folds

Große Konkurrenz

Nur knappe zwei Stunden dauert das Abenteuer, das man sowohl als Erwachsener als auch als Jugendlicher stressfrei genießen kann. Allzu komplex sind die Rätsel nicht, sind aber nett in Szene gesetzt und zeigen, was das junge Entwicklerteam leisten kann. Speziell die abwechslungsreichen Hintergründe, die witzig inszenierten Figuren im Spiel und die unaufdringliche Musikuntermalung verraten nicht, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt. Knapp 20 Euro sind für zwei Stunden dann natürlich schon ein stolzer Preis, auch wenn man "Whalien" sicher nach einiger Zeit noch einmal in Angriff nehmen kann.

Vor der schier übermächtigen Konkurrenz auf der Gamesplattform Steam fürchtet man sich nicht. Der Look aus "knalligen Farben" und "lustigen Charakteren" würde sich gut für Screenshots beziehungsweise Videos eignen, und damit könne man schon auffallen, sagt Atzlinger. Auch den überschaubaren Umfang versucht man als Stärke zu definieren. "Wir bieten ein kurzes, handgemachtes Abenteuer voller Liebe zum Detail. Bei uns gibt es keinen Inhalt um des Inhalts Willen. Alles ist handgemacht, erfüllt einen Zweck und respektiert die Zeit der Spieler."

Ob die Rechnung aufgeht, wird man sehen. Die ersten Wertungen auf Steam sind nicht überschwänglich, die bisher vergebenen Daumen zeigen aber alle deutlich nach oben. "Das Spiel erfüllt meinen lange gehegten Wunsch, einmal in einem riesigen Wal zu sein", schreibt ein Nutzer. Auch die Welt wird gelobt – wie auch die "entspannte Spielerfahrung".

Auf den Handheld-PC Steamdeck angesprochen, auf dem DER STANDARD das Spiel länger in Augenschein nahm, antwortet der junge Entwickler, dass die Popularität des Geräts nicht am Team vorbeigegangen sei. Ob man bald die aktuell leider nicht ganz optimale Performance optimieren wird, könne man derzeit aber nicht versprechen. Auf der To-do-Liste stehe es aber, so der Gamedesigner.

Forbidden Folds

Keine Zeit für den Skatepark

Die in Puch zur Verfügung stehenden Freizeitaktivitäten werden die fünf Herren auch in den nächsten Wochen nicht allzu intensiv in Anspruch nehmen können. Zum Start des Spiels steht viel Arbeit an. "In unmittelbarer Zukunft ist unser Ziel, den Release zu betreuen, Feedback zu sammeln und bei Bedarf nachzubessern", erklärt Atzlinger. Eine sehr aufregende Zeit, wie der Salzburger sagt. Neue Ideen für Projekte gibt es bereits, aber auch den Wunsch, "Whalien" auch für andere Plattformen umzusetzen.

"Wir freuen uns auf jeden Fall darauf, nach der initialen Release-Phase mit etwas Abstand ein Fazit aus den letzten Jahren zu ziehen und basierend auf unseren Erkenntnissen die Zukunft von Forbidden Folds zu konkretisieren. Wir werden sehen, wo die Reise hingeht!" Mit oder ohne fliegenden Wal. (Alexander Amon, 25.1.2023)