Es hat einen Fall gebraucht, in dem der Täter ein bekannter Schauspieler ist, damit das Land erschaudert, Kindesmissbrauch zum Thema wird und die Bundesregierung reagiert. Dabei ist das Problem nicht neu: Allein im vergangenen Jahr kam es zu tausenden Anzeigen wegen der Darstellung des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Doch die unbekannten Täter haben nur wenige wirklich interessiert. Dass der Fall von Florian Teichtmeister aufgerüttelt hat, ist gut. Das, was daraus resultierte, ebenfalls.

Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadić (Grüne) haben ein umfassendes Paket zum Kinderschutz vorgestellt.
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Denn aus dem ersten, populistischen Schrei nach höheren Strafen ist ein umfassendes Paket zum Kinderschutz geworden, das die Regierung nun vorgestellt hat. Darin enthalten sind verpflichtende Kinderschutzkonzepte in Schulen – eine längst überfällige Maßnahme. Für Kindergärten kann die Regierung das jedoch nicht vorgeben, sie fallen in die Kompetenz der Länder. Diese sind nun gefordert, sie müssen aktiv werden und die Kleinsten schützen. Und auch für Sportvereine gibt es keine Verpflichtungen. Ein Wermutstropfen, denn hier hätte die Regierung sehr wohl eingreifen können. Besonders Vereine, die bei dem Thema wenig sensibel sind, werden eher nicht freiwillig handeln – genau sie sollten das aber.

Doch nicht nur die Politik muss Kinderschutz vorantreiben. Auch die Gesellschaft muss das Thema weiter diskutieren und ernst nehmen – auch in Fällen, in denen keine Promis betroffen sind, muss hingeschaut werden. (Oona Kroisleitner, 25.1.2023)