Hanno Settele, Susanne Schnabl und Alexander Van der Bellen in der "Black Box".

Foto: screenshot, orf-tvthek

Da muss Susanne Schnabl schon mal kurz seufzen: Hanno Settele kommt zu spät, und dann auch noch in Turnschuhen! Die wechselt er dann gegen elegantes Schuhwerk in Schwarz, bevor die beiden ORF-Journalisten ihre "20 Fragen an Alexander Van der Bellen" stellen. Kubus? Box? Studio? Van der Bellen, Settele und Schnabl finden jeweils ein anderes Wort für das schwarze Ding, das da in der Hofburg aufgebaut wurde und in dem das Gespräch dann stattfinden soll. Das Setting dieses neuen ORF-Formats ist nicht uninteressant, ein simpler runder Tisch, eine Lampe. Keine Bilder, keine Möbel, keine roten imperialen Tapetenwände sollen vom Gespräch ablenken.

Inhaltlich geht es in den 20 Fragen naturgemäß um Kickl, um Korruption, um Klimakleber, generell um die Stimmung im Land und sein Amtsverständnis. Van der Bellen antwortet, wie von ihm gewohnt, ruhig, sachlich, manchmal mit einem für ihn fast wütenden Unterton. Etwa dann, wenn es um den Ausdruck "Klimaterroristen" geht. Das zu sagen sei eine "Geschmacklosigkeit erster Güte", denn "diese Leute verwenden Klebstoff, ein Terrorist verwendet Sprengstoff". Oder auch wenn er die Haltung der FPÖ zur EU und zum Ukraine-Krieg kritisiert oder an die Razzia im Verfassungsschutz erinnert.

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Offen lässt Van der Bellen, ob er den FPÖ-Chef Herbert Kickl als Kanzler angeloben würde. Er werde "eine antieuropäische Partei, eine Partei, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht verurteilt, nicht durch meine Maßnahmen noch zu befördern versuchen". Mit Kanzler Karl Nehammer habe er ein "sehr gutes Arbeitsverhältnis entwickelt im Laufe der Zeit", mit Sebastian Kurz habe er einige Auseinandersetzungen gehabt, aber "da soll man nicht empfindlich sein, das gehört zur Politik".

Schnabl und Settele wechseln sich beim Fragestellen ab, dazwischen geht es zur Auflockerung hinter die Tapetentür ins Büro von Van der Bellen oder auch in die Teeküche. Dort bekommen Schnabl und Settele einen Kaffee von Van der Bellen serviert. Hier menschelt es dann stark, er sei ein wenig nervös, ob die Tasse groß genug sei für den Espresso. Aber er durfte beruhigt sein, es ging sich alles aus. Insgesamt ein sympathisches Gespräch, auch wenn bei 20 Fragen in 50 Minuten vieles an der Oberfläche blieb. (Astrid Ebenführer, 26.1.2023)