Um den Fall des sogenannten Säurefassmörders aus den 90er-Jahren geht es in der Serie "German Crime Story: Gefesselt".

Foto: Screenshot Youtube

Nicht schon wieder True Crime. Oder doch? Die German Crime Story – Gefesselt will den deutschen Krimi noch einmal auf ein neues Level heben. Der Fall des sogenannten Säurefassmörders aus den 90er-Jahren im Raum Hamburg wurde aufwendig düster verfilmt. Er entführte zahlreiche Frauen, sperrte sie ein, quälte und tötete sie. Aber von wirklichem True Crime kann hier kaum die Rede sein: Nur im Kern ist die Serie echt, die Ereignisse, Namen und Umstände sind in der sechsteiligen Serie weitestgehend geändert worden.

Im Jahr 1992 will ein Hersteller von Pelzen einem Konkurrenten schaden und fordert von ihm 300.000 Deutsche Mark. Dafür entführt er sogar dessen Ehefrau, missbraucht sie und gibt sich per Telefon bei seinem Konkurrenten mit Stimmenverzerrer als seine eigene Anwältin aus. Von Folge zu Folge wird die Serie brutaler, man sieht vorgeführte Frauenkörper und wie sie von dem Mörder entstellt werden.

Trailer zu "German Crime Story: Gefesselt".
Amazon Prime Video Deutschland

Die Geschichte wechselt dabei immer zwischen der Gerichtsverhandlung und der Zeit, als der Mörder seine Taten durchführte. Einzig die junge Ermittlerin, die nicht aufgeben will, bevor sie ihn gefangen hat, macht etwas Hoffnung. Ansonsten müssen sich die Zuseher durch die barbarischen Erzählungen des Täters quälen, während den Frauen vor Gericht ihre Glaubwürdigkeit abgesprochen wird. Im Grunde geht es in dem Film wieder um typische toxische Männlichkeit: der gekränkte Mann, der sich mit Gewalt und Mord an der Welt rächen will, und die Frauen als Opfer, die sich auch irgendwie selbst in diese Situation bringen. Einerseits wird einem vor Augen geführt, wie viel sexistischer die Welt vor 30 Jahren noch war, andererseits wird hier wieder einmal ein schwieriges Narrativ glorifiziert. (Melanie Raidl, 27.1.2023)