Chronische Herzinsuffizienz als Pumpversagen des Organs ist wetterabhängig offenbar am gefährlichsten.

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Boston – Alljährlich wird im Sommer heftig vor den Gesundheitsgefahren von Hitzetagen gewarnt. Doch im Vergleich dazu viel gefährlicher sind extrem niedrige Temperaturen. Die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist dann um rund ein Drittel höher als Temperaturen mit der niedrigsten Mortalität. Das hat eine US-Studie aus 27 Staaten mit 567 Städten auf fünf Kontinenten ergeben.

Die wissenschaftliche Arbeit ist vor kurzem in "Circulation", der Zeitschrift der American Heart Association (AHA) erschienen. Barrak Alahmad (Harvard T.H. Chan School of Public Health) und die Co-Autoren haben die Sterbedaten zu mehr als 32 Millionen Todesfällen (1979 bis 2019) durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, chronische Herzinsuffizienz etc.) mit den jeweils vorherrschenden Temperaturen in Korrelation gesetzt. Dabei wurde für jede der 567 Städte auf die sonst vorherrschenden klimatischen Bedingungen Rücksicht genommen.

Extreme Kälte deutlich gefährlicher

So wurden beispielsweise die Temperaturen in Helsinki mit bis zu minus 30 Grad Celsius berücksichtigt, aber auch zum Beispiel die höchsten Temperaturen in Kuwait-Stadt (plus 44 Grad Celsius). Alle Weltregionen (Nord-, Mittel- und Südamerika, Nord, Zentral- (z.B. Österreichs Nachbarland Schweiz) und Südeuropa, Ost- und Südostasien) waren vertreten.

Als Maßstab galt jeweils jene Temperatur, bei der die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit am geringsten war. Als Extremtemperatur wurden sowohl bei Hitze als auch bei Kälte jene Werte definiert, die ein Prozent der kältesten bzw. der heißesten – abweichend von der Temperatur mit der geringsten Mortalität – darstellten.

Extreme Kälte war eindeutig gefährlicher, wie die Autoren der wissenschaftlichen Studie feststellten: An den Tagen mit den tiefsten Temperaturen war die Mortalität durch Herzinfarkte und als Folge von chronischer Herzschwäche um 33 Prozent höher, die Gefahr tödlicher Schlaganfälle stieg gar um 37 Prozent.

Extreme Hitze führte hingegen "nur" zu einer um sieben Prozent gesteigerten Sterblichkeit durch Herzinfarkte. Zu tödlichen Schlaganfällen kam es um zehn Prozent öfter, die Mortalität bei chronischer Herzschwäche stieg um sieben Prozent.

Chronische Herzinsuffizienz ist wetterabhängig

Legte man einen etwas breiteren Maßstab – Tage mit Temperaturen innerhalb der 2,5 Prozent der heißesten bzw. kältesten Werte – im Vergleich zu den Temperaturen mit der geringsten Herz-Kreislauf-Mortalität an, so ergab sich folgendes Bild: Bei Kälte starben statistisch 9,1 Menschen pro 1.000 Opfer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mehr, an den heißesten Tagen um 2,2 mehr pro 1.000.

Chronische Herzinsuffizienz als Pumpversagen des Organs ist wetterabhängig offenbar am gefährlichsten. "Herzschwäche war mit der höchsten zusätzlichen Sterblichkeit an extrem heißen und extrem kalten Tagen assoziiert – mit 2,6 mehr Todesfällen pro 1.000 (durch diese Krankheit) bei extremer Hitze und mit 12,8 mehr Todesfälle pro 1.000 durch Herzinsuffizienz", schrieben die Wissenschafter. Man sollte sich diesem Thema auch im Lichte des Klimawandels speziell widmen. (APA, 27.1.2023)