Die beiden Aufdecker des Ibiza-Videos mussten bei Recherchen für "Die Akte Pegasus" ganz auf ihre Handys verzichten.
Foto: Stephanie Füssenich

"Alle Telefone bitte draußen abgeben", wiederholen Sandrine Rigaud und Laurent Richard an einem Wintertag Anfang März 2021 in Paris immer wieder, geduldig und freundlich, aber doch sehr bestimmt. Wir befinden uns in einem fensterlosen Konferenzraum der Zeitung Le Monde, wohin die beiden uns und weitere gut zwanzig Kolleginnen und Kollegen der Washington Post, der Zeit und von Le Monde im Namen der Non-Profit-Redaktion Forbidden Stories eingeladen haben. Aber eben zu speziellen Bedingungen, und die erklären die beiden Franzosen wieder und wieder: "Alle Handys, alle Smartwatches, alle normalen Laptops müssen bitte draußen bleiben."

Werkzeug für Journalisten und Journalistinnen

Wir folgen ihren Anweisungen, natürlich, auch wenn wir kurz zucken. Denn wenn wir Sie zu Beginn einmal kurz in den Alltag von recherchierenden Journalistinnen und Journalisten mitnehmen dürfen: Wir telefonieren mit unseren Smartphones und wir schreiben damit berufliche E-Mails, SMS und andere Kurznachrichten mit allen möglichen Chatprogrammen – manche, etwa Signal oder Threema, gelten als besonders sicher, weil sie verschlüsselt sind.

Wir fotografieren mit unseren Telefonen auch entscheidende Belege, wir recherchieren mit Google, Duck Duck Go und anderen Seiten, wir lassen uns von Navigationsdiensten in fremden Städten zu Treffpunkten mit Quellen führen. Gespräche mit Informanten nehmen wir mit unseren Handys auf, die Aufnahmen speichern wir oft in der Cloud – dann haben auch unsere Kolleginnen und Kollegen direkten Zugang dazu. Das ist nur ein Klick, denn natürlich sind unsere Telefone mit zig Clouds verbunden, genauso, wie sie selbstverständlich mit unseren Laptops verbunden sind, mit unseren Smartwatches und mit unseren Autos.

Recherche ohne Handy?

All das machen wir nicht, weil wir davon so unheimlich überzeugt wären. Sondern weil jeder einzelne Dienst uns vor allem eines spart: Zeit. Das ist die eine Ressource, von der wir immer zu wenig haben, für jede Recherche, jedes Thema, jeden Informanten. Deswegen sind Smartphones unerlässliche Begleiter von Journalistinnen und Journalisten. Sie sind Telefon, Schreibmaschine, Notizblock, Telefonbuch und Stadtplan in einem. Ohne sie wären wir aufgeschmissen. Eine Recherche ohne Handy? Unvorstellbar. Bis zu jenem Tag im März 2021 in Paris. Aber ein besonderes Projekt erfordert manchmal besondere Maßnahmen, und wenn Forbidden Stories zu einem Treffen lädt, dann wissen wir: Es ist nicht nur besonders, es ist vor allem auch wichtig. Weil es um Leben und Tod geht. Der Kern der Idee, für die Laurent Richard 2017 Forbidden Stories gründete, war immer: mit kollaborativen, grenzüberschreitenden Methoden die Recherchen von Journalistinnen und Journalisten fortzusetzen, die wegen ihrer Arbeit ermordet oder inhaftiert worden waren. Klingt hart. Ist es auch.

Leider ist es aber dringend notwendig – selbst wenn die Dramatik sich aus deutscher Sicht womöglich nicht auf den ersten Blick erschließen mag. Aber allein im Jahr 2021 wurden nach Unesco-Angaben 55 Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende ermordet, und auch in Deutschland werden die Drohungen lauter und schärfer. Regelmäßig werden Kollegen mittlerweile von Impfgegnern, Russlandfans, Rechtsextremen oder anderen Extremisten angegriffen. (...)

Das "Daphne-Projekt"

Am Ende arbeiteten wir mit mehr als 400 Kolleginnen und Kollegen von allen Kontinenten zusammen, um Dokumente aus dem Innersten eines verrufenen Anbieters von Briefkastenfirmen auszuwerten. Nach Laurents Rückkehr aus den USA im Sommer 2017 gründete er Forbidden Stories, und als im Herbst 2017 dann die maltesische Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia, die auch zu den Panama Papers recherchiert hatte, mit einer heimlich an ihrem Mietauto angebrachten Bombe in die Luft gesprengt wurde, stand der erste Ernstfall an: Gemeinsam recherchierten wir im Rahmen des "Daphne-Projekts" das, was die ermordete Kollegin nicht hatte vollenden können. Und wo wir schon dabei waren, recherchierten wir – insbesondere Jacob Borg von der Times of Malta und Stephen Grey von der Nachrichtenagentur Reuters– auch die Umstände und die Hintergründe dieses brutalen Mordes.

Weitere Rechercheprojekte folgten, sie galten Morden an Kolleginnen und Kollegen in Mexiko oder Indien sowie der höchst fragwürdigen Inhaftierung unseres marokkanischen Kollegen Omar Radi. Dieses Mal würde sich Forbidden Stories allerdings nicht mit Bomben befassen, sondern mit einer digitalen Waffe: einer Spähsoftware namens Pegasus. Einmal auf dem Handy installiert, erlaubt es die Technologie des israelischen Überwachungssoftwareherstellers NSO, heimlich sämtliche Gespräche mitzuhören und alle Nachrichten mitzulesen. Ob sie nun verschlüsselt sind oder nicht.

Pegasus macht jedes Handy zur Wanze.
Foto: Reuters/DADO RUVIC

Mit dieser Methode können die Überwacher in die Telefone und damit in die Privatsphäre von tausenden Menschen eindringen und heimlich auf sämtliche dort gespeicherten E-Mails, Fotos, Dokumente oder Nachrichten zugreifen. Sie können sogar aus der Entfernung die Mikrofone der Handys einschalten und live mithören. Denn Pegasus macht jedes Handy zur Wanze. Eine beängstigende Vorstellung – und das ist auch dem Pegasus-Hersteller NSO bewusst.

Eine dunkle Ahnung

Immer wieder betonte der damalige NSO-Boss Shalev Hulio in Interviews, dass seine Firma nur an die Guten liefere: an Terrorismus-Bekämpfer, die Jäger von Pädophilen und anderen Verbrechern. Letztlich sei NSO auf der Seite der Guten, weil die Firma geholfen habe, ungezählte Verbrechen zu verhindern, erzählte Hulio oft in kleinen Runden. Ihre Kunden seien ausschließlich Staaten. An Privatleute verkaufe er nicht. Nicht auszumalen, was mit einer Waffe wie Pegasus alles angerichtet werden könne, wenn sie in die falschen Hände geriete.

Genau darum geht es aber in dem Konferenzraum von Le Monde, wo Forbidden Stories im Frühjahr 2021 das Treffen arrangiert hat. Sandrine Rigaud und Laurent Richard sind an Daten gelangt, die auf etwas Ungeheuerliches hindeuten: Unrechtsstaaten in aller Welt hören mithilfe der invasiven, aber unsichtbaren und vor allem kaum zu entdeckenden Pegasus-Technologie die Telefone von Oppositionellen, Menschenrechtsaktivisten und eben Journalisten ab. Schon vor dem Treffen haben Sandrine und Laurent uns in kleiner Runde bei einem Treffen in Berlin einen ersten Blick in die Daten werfen lassen. Und wir haben, nachdem wir die Systematik verstanden haben, schnell eine dunkle Ahnung gehabt: Es könnten auch befreundete Journalistinnen und Journalisten betroffen sein.

Journalistische Notwehr

Zum Beispiel solche, mit denen wir die Panama Papers recherchiert haben. Das Einsammeln unserer Handys in einer Plastikbox mit ausreichend Abstand zu dem Versammlungsraum ist in diesem Sinne Notwehr. Denn wir wollen diesem ungeheuerlichen Verdacht gegen NSO nachgehen. Und es ist klar: Wenn wir solche Vorwürfe erheben, brauchen wir Beweise. Wir müssen die heimlichen Nutzer von Pegasus auf frischer Tat ertappen beziehungsweise: auf den Handys. Und das geht selbstverständlich nur, wenn sie von unserem Unterfangen nichts wissen. Also ohne Handys. Um digitale Hochtechnologie aufzuspüren, gehen wir "back to the roots" und arbeiten wie damals unsere Kolleginnen und Kollegen in der Zeit vor Smartphones und Computern.

Ein logistischer Albtraum

Ganz ehrlich: Für die Zeit des gemeinsamen Treffens in Paris ist das handylose Dasein seltsam, aber kein großes Ding. Schwierig wird es danach. Denn es folgen etliche Monate, in denen wir unsere Arbeit ohne all die eingangs genannten Geräte verrichten müssen – und das ist ein logistischer Albtraum. Wie aus der Ferne miteinander Fälle und Recherchen diskutieren, wenn wir keine Telefone nutzen dürfen? Wie E-Mails schreiben, wenn wir unsere Computer nicht nutzen dürfen? Und wie sollen wir ohne hilfreiche Apps zu teils abgelegenen Orten finden, um Quellen zu treffen?

Tatsächlich haben Laurent und Sandrine mithilfe der Cyberspezialisten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen Plan erarbeitet: Wir müssen einen vollkommen getrennten, parallelen Technikkosmos errichten, in dem wir auf speziell gesicherten Laptops und mit speziell aufgesetzten Telefonen anonym und ohne Verbindung zu unseren tatsächlichen digitalen Persönlichkeiten recherchieren, uns austauschen, schreiben und planen können. Wir dürfen uns nicht einmal in demselben Raum aufhalten, in dem unsere normalen Geräte waren. Wir sind perplex.

Im Visier

Das alles ist unheimlich umständlich. Es ist unheimlich nervig. Es ist die Hölle. Aber es ist absolut notwendig. Zu den Leuten, mit denen wir alle uns hier anlegen, gehören Männer wie Muhammad bin Raschid Al Maktum, der Herrscher aus Dubai, oder Ilham Alijew, der aserbaidschanische Diktator. Autokraten also aus Staaten, in denen missliebige Journalistinnen und Journalisten auch einfach mal verschwinden.

Dass eine westliche Firma wie NSO ihnen modernste Überwachungstechnik zugänglich macht, ist, vorsichtig formuliert, sehr problematisch. Etwas weniger vorsichtig ausgedrückt, ist es das Allerletzte. Und tatsächlich finden wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen spektakuläre Geschichten.

So wurde beispielsweise der aktuelle Präsident des Europäischen Rates und ehemalige belgische Premierminister, Charles Michel, ebenso mit Pegasus ins Visier genommen wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die Präsidenten des Irak, von Südafrika und Algerien wie aktuelle und frühere Premiers von Ägypten, Kasachstan, Marokko, Pakistan, Uganda und des Jemen.

Erscheint am 1. Februar!
L. Richard, S. Rigaud,
"Die Akte Pegasus". € 23,50 /
416 Seiten. Droemer-Verlag, 2023.
Foto: Verlag

Wichtige Funde

Der Emir von Dubai setzte Pegasus im Scheidungsstreit gegen seine Ex-Frau und deren Anwälte ein – und zwar in Großbritannien, nicht etwa nur in Dubai. Auch Freunde, Familienangehörige und Kollegen des saudischen Kolumnisten Jamal Khashoggi wurden ins Visier genommen, bevor er 2018 von einem saudischen Killerteam in Istanbul ermordet, zerstückelt und in Müllsäcken entsorgt wurde.

Diese Funde sind alle wichtig, näher an unserem Herzen sind aber andere Spuren. In den Daten ist nämlich zum Beispiel auch unsere Kollegin Khadija Ismayilova zu finden, eine aserbaidschanische Rechercheurin, die gemeinsam mit uns etwa an den Panama Papers arbeitete. Khadija lebt anders als wir aber in einem Land, dessen autoritäre Führung kritische Recherchen unterdrückt. Sie recherchiert seit Jahren über Korruption in Regierungskreisen – und legte sich damit mit der Herrscherfamilie an. 2012 erreichte sie ein anonymer Brief, in dem ihr gedroht wurde, man werde sie "extrem bloßstellen", sollte sie weiterrecherchieren. Kurz darauf kursierte im Internet ein Video, das sie in intimen Situationen zeigte. Offenbar hatte jemand in ihrem Schlafzimmer heimlich eine Kamera installiert. Später musste sie wegen offensichtlich erfundener Vorwürfe sogar ins Gefängnis. Als wäre all das nicht schlimm genug, finden wir den Beleg, dass ihr Handy mit Pegasus-Software infiziert wurde – es ist der Beweis, dass die israelische Firma NSO dem aserbaidschanischen Unrechtsregime dabei hilft, unliebsame Stimmen verstummen zu lassen.

Tatort Mexiko

Ein anderer Kollege ist Jorge Carrasco, Chefredakteur des mexikanischen Magazins Proceso, der ebenfalls mit uns an den Panama Papers recherchierte. Carrasco allerdings in Mexiko, dem Land, in dem weltweit die meisten Journalisten ermordet werden: erstochen, stranguliert oder erschossen von Drogenkartellen und erbarmungslosen Auftragskillern. Die verdächtige Nachricht mit der Abhörsoftware erhielt Carrasco just in der Zeit nach seinen Panama-Papers-Veröffentlichungen – vermutlich kein Zufall.

Und dann stoßen wir noch auf Szabolcs Panyi, einen renommierten ungarischen Kollegen. Mit seinem Chef, András Pethő, arbeiten wir seit Jahren vertrauensvoll zusammen, unter anderem bei Projekten des International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ), mit dem wir unter anderem die Panama Papers veröffentlicht haben. Szabolcs treffen wir später in Budapest in einem Hotel, und nachdem wir alle Handys und anderen Geräte ausgeschaltet und im Bad eingeschlossen haben, erzählen wir ihm von unserer Entdeckung. Er reagiert, wie wir auch reagieren würden – geschockt vom Eindringen der Behörden seines Heimatlandes, eines EU-Staates, in seine Privatsphäre und von dem Angriff auf die Pressefreiheit. (...)

Wir könnten die Nächsten sein

Wir Journalisten sprechen gerne von der Distanz, die wir zu wahren haben. Aber hier wird es persönlich. Wenn Khadija, Jorge und Szabolcs mit einer digitalen Waffe angegriffen werden, ist das nicht nur eine Katastrophe auf verschiedenen Ebenen. Es bedeutet auch: Wir könnten die Nächsten sein. Jederzeit. Und wir würden es zunächst nicht einmal bemerken. In diesem Fall ließen auch wir unsere Geräte untersuchen und erhielten die frohe Botschaft, dass wir nicht mit Pegasus abgehört wurden. Aber das ist nur eine Momentaufnahme, schon zwei Minuten später kann das Gegenteil der Fall sein, unbemerkt, ohne dass wir uns dagegen wehren können – weil die Abhörtechnik inzwischen derart fortgeschritten ist, dass man nicht einmal mehr auf einen Link klicken muss, um sich zu infizieren.

Zero-Click-Infektion nennt man das dann – die klicklose Infektion des Geräts. Klar, wir sind in Deutschland. Nicht in Aserbaidschan, nicht in Mexiko und auch nicht Ungarn, das zwar EU-Mitglied ist, aber von einem sich stetig weiter radikalisierenden Rechtspopulisten regiert wird. Deutschland ist ein Land der wehrhaften Demokratie. Das bedeutet auch: Die Arbeit der Geheimdienste wird streng kontrolliert. Es gibt dafür ein eigenes Gremium des Bundestags, das in einem abhörsicheren Raum im Keller des Bundestags zusammentritt.

Eine Art Pegasus light

Die Arbeit der Polizeibehörden wiederum wird im Innenausschuss kontrolliert. Die Idee ist einfach: Unsere demokratisch legitimierten Abgeordneten sollen den Diensten auf die Finger schauen können und Stopp rufen, wenn diese Gesetze übertreten werden oder kurz davor sind, dies zu tun. Dafür erfahren die Volksvertreter sehr geheime Geheimnisse. Um dennoch das wichtige Tun der Dienste und die Aufklärung zu ermöglichen, dürfen die Abgeordneten allerdings in der Öffentlichkeit nicht darüber reden, was sie hinter den verschlossenen Türen erfahren. Auch über Spionagewerkzeuge sollen die Abgeordneten informiert werden, anders als in autokratischen Staaten, wo Behörden tun und lassen können, was sie wollen. Also über Spionagewerkzeuge wie: Pegasus.

So zumindest die Theorie. Denn während wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der Zeit zum Einsatz von Pegasus in Ungarn, Dubai und Saudi-Arabien recherchieren, erfahren wir, dass auch etliche EU-Staaten Pegasus ankauften. Einer davon ist ausgerechnet die Bundesrepublik Deutschland. So kauften sowohl das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) als auch der Bundesnachrichtendienst (BND) die digitale Waffe ein. Gegen wen sie und wie oft sie bislang eingesetzt wurde, ist unklar. Wir können aber herausfinden, dass das BKA zum ersten Mal 2017 mit NSO verhandelte und sich die Fähigkeiten der Software vorführen ließ. Allerdings hatten die Juristen des BKA massive Bedenken. Pegasus, so die Sorge, sei schlicht zu mächtig – und deswegen mit dem in der deutschen Verfassung verbrieften Schutz der Grundrechte unvereinbar. Anstatt sich von der Idee komplett zu verabschieden, einigte sich das BKA am Ende aber trotzdem mit NSO. Geliefert wurde eine modifizierte Variante, die angeblich mit deutschem Recht konform sei: eine Art Pegasus light.

Verletzte Grundrechte

Wie genau gewährleistet werden soll, dass keine Grundrechte verletzt werden, ist bis heute unklar – Experten bezweifeln sogar, dass dies technisch möglich sei. Trotzdem kam Pegasus im Frühjahr 2021 erstmals beim BKA zum Einsatz – und ist es vermutlich bis heute.

Um eines klar zu sagen: Wir wollen nun nicht den Einsatz der Software in Deutschland gleichsetzen mit dem Tun der Regime in Afghanistan oder Saudi-Arabien. Natürlich nicht. Aber es ist schon eine diskussionswürdige Entscheidung der Bundesregierung, sich NSO als Partner auszusuchen, nachdem Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt ausführlich berichteten, wie NSO Autokraten und Menschenrechtsverächtern hilft – und vor allem: wie der Missbrauch der Software nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel zu sein scheint. (...)

Wenn man aus den vergangenen Jahrzehnten eine Lehre ziehen kann, dann ist es diese: Was technisch an Überwachung möglich ist, das wird auch eingesetzt. Erst nur vereinzelt, dann massenhaft. Und auch Unrechtsstaaten werden sich dieser Instrumente bedienen. Was auch immer die Intentionen anfangs gewesen sein mögen: Dann wird es in diesen Staaten nur noch eine Richtung geben – den andauernden Terror für und die Unterdrückung von unliebsamen Meinungen. Es ist das Verdienst von Laurent und Sandrine, unseren Freunden aus Paris, dass dieses Thema wieder so präsent ist und dass wir alle uns ein Stück weiter bewusst wurden, welche Gefahr dort lauert. Erst nur für manche von uns.

Dann für alle.

(Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, 28.1.2023)