Mit der "Spark Art Fair" soll sich die Marx-Halle ab 23. März für vier Tage zum "Hotspot für zeitgenössische Kunst in Mitteleuropa" verwandeln, avisierte der Veranstalter jüngst in einer Aussendung.

Foto: Spark Art Fair

Ein Blick auf den Messekalender 2023 verspricht für Wien emsige Betriebsamkeit auf dem Gebiet jener Kunstmessen, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisiert haben. Der Auftakt ist der Spark Art Fair Vienna in der Marx-Halle (23.–26. März) vorbehalten, gefolgt von der Art Austria vor dem Museumsquartier (11.–14. Mai), der Viennacontemporary (VC) im Kursalon (7.–10. September) und der etwa zeitgleichen Parallel Vienna bis zur Art Vienna in der Orangerie Schönbrunn (15.–17. September).

Insgesamt also fünf Formate von fünf unterschiedlichen Messeveranstaltern, die in erheblichen Teilen nicht nur im selben Teilnehmer-, sondern teils auch Publikumssegment fischen. Ob sich die Branche mit einer über Jahre gezüchteten Konkurrenzsituation einen Gefallen tat, wird sich weisen. Stichwort Kannibalismuseffekt.

Sinkende Kaufkraft

Die Aussichten sind derzeit eher mau. Zuerst veränderte die Pandemie die Rahmenbedingungen, dann stiegen Inflation und Energiekosten in rasante Höhen, während zeitgleich die Kaufkraft potenzieller Käuferinnen und Käufer merklich schrumpfte: In der Kombination ergibt das für die nächsten Monate kein sonderlich rosiges Szenario für den Kunstmarkt, weder für den globalen noch für den nationalen, auch nicht für Künstlerinnen und deren Galerien oder die zahlreichen involvierten Dienstleistungsunternehmen.

In der Wiener Messeszene herrschen derzeit einige Turbulenzen hinter den Kulissen: einerseits im Umfeld der Spark, die offenbar Probleme hat, relevante Galerien von einer Teilnahme zu überzeugen. Andererseits kämpft die VC Artfairs als Veranstalter der Viennacontemporary mit schwerwiegenden finanziellen Problemen, die sogar Subauftragnehmer in die Bredouille bringen könnten. Dass dort Rechnungen schon in der Vergangenheit mit Verspätung beglichen wurden, ist nicht neu.

Constantin Lusers mehr als sechs Meter lange und sieben Meter hohe Klangskulptur "Vibrosauria" aus der Heidi Horten Collection wird anlässlich der "Spark" ein Gastspiel im Foyer der Marx Halle geben.
Foto: Heidi Horten Collection/Bildrecht, Wien 2023

Warten auf Zahlungen

Die aktuellen Verzögerungen scheinen jedoch erheblich, wie man von Betroffenen hört. Teils geht es um offene Kleinbeträge in der Höhe von ein paar Tausend Euro bis zu rund 200.000 Euro. In Summe sollen sich die Außenstände derzeit auf etwa 300.000 Euro belaufen, wie Geschäftsführer Markus Huber auf STANDARD-Anfrage beziffert. Nachsatz: Der größte Brocken entfiele mit "etwa 150.000 Euro auf den Standbau".

Die Budgetsituation 2022: Vom ehemaligen russischen Eigner Dmitri Aksenow, der diesen Geschäftsbereich einen Tag vor Messebeginn abtrat, gab es einmalig 300.000 Euro. Hinzu kamen teils rückwirkend für 2021 ausbezahlte Corona-Hilfen im Gesamtumfang von knapp 680.000 Euro. Von der Stadt Wien gab es eine Kleinförderung, vom zuständigen Bundesministerium (BMKÖS) 50.000 Euro.

Exklusive finanzieller Gaben von Sponsoren standen folglich etwa eine Million Euro zur Verfügung, mit der sich eine Messe nur knapp finanzieren ließe, erklärt Markus Huber. Der Anteil der Einnahmen über die Standmiete der Galerien mit 180.000 bis 250.000 Euro sei ja geringfügig, betont er. Wie er sich aus der aktuellen Schieflage zu manövrieren gedenkt?

Er erwarte täglich "die Zahlung des Corona-Verlustersatzes für 2021", in "einer beträchtlichen Höhe", mehr möchte Huber dazu nicht sagen.

Breitwieser springt ab

Vor einem völlig anderen Problem dürfte das Spark-Team stehen. Nach Renger van den Heuvels Rückzug als Geschäftsführer im Herbst inthronisierte Herwig Ursin einen gewissen Anton Imre. Ursin ist der Betreiber der Marx-Halle und Mehrheitseigner der Spark Art GmbH, an der auch der Investor und ehemalige ÖVP-Großspender Alexander Schütz beteiligt ist. Imre stammt aus Ursins Firmenumfeld, ist Wirtschaftsstadtrat in Schwechat (ÖVP), hat jedoch keine Branchenkenntnis: etwa wenn es um Kontakte zu internationalen Sammlerinnen und Institutionen als potenzieller Käuferschaft oder die Galerienszene geht.

In einer kürzlich verschickten Presseaussendung kündigte die Spark ein "hochkarätiges Kurator*innen- und Advisory-Board" an, das für die "inhaltliche Linie" der Messe verantwortlich sei und als "künstlerische Leitung" quasi über die Teilnahme von Galerien entscheide. Genannt wurden Walter Seidl und Christoph Doswald oder auch Sabine Breitwieser, die in einem Gespräch klarstellt: In ihrem Fall wäre es lediglich um eine beratende Funktion für einen "Diversity"-Schwerpunkt gegangen, sie habe sich nun dagegen entschieden.

Abgang mit Folgen

Wie viele Galerien ihre Teilnahme bei im März anberaumten Messe bereits zugesichert haben? Auf Anfrage informiert man, dass der "Einladungsprozess" noch "nicht vollständig abgeschlossen" sei, und präsentiert eine "vorläufige Auswahl", mit vorerst 60 Zusagen aus Österreich und dem Ausland. Darunter etwa Ursula Krinzinger, auf deren Pullfaktor für andere Teilnehmer Veranstalter gerne bauen.

Das funktioniert mittlerweile offenbar nur mehr bedingt. Denn unter jenen Galerien, die eine Teilnahme explizit ausschließen, finden sich prominente Namen wie Charim, Christine König, Croy Nielsen, Exile, Crone, Hubert Winter, Martin Janda, Krobath, Layr oder auch Rosemarie Schwarzwälder und Silvia Steinek: eine Fraktion, die sich nach Renger van den Heuvels Abgang – dem Vernehmen nach mangels Vertrauen in die Professionalität des neuen Teams – vorerst aus dem Spark-Biotop zurückzieht. (Olga Kronsteiner, 27.1.2023)