Häufig wird zu schnell zum Fiebersaft gegriffen. Solange der Allgemeinzustand des Kindes gut ist und es genügend trinkt, muss Fieber nicht zwangsläufig gesenkt werden.

Fotto: Getty Images/iStockphoto

Der Medikamentenmangel macht auch vor Kindermedizin nicht halt. Jetzt ist ausgerechnet eines der am häufigsten verwendeten Medikamente bei fiebrigen Kindern kaum noch erhältlich. Nureflex mit dem Wirkstoff Ibuprofen wird von Kinderärztinnen und -ärzten häufig verschrieben, denn es wirkt nicht nur schmerzstillend und fiebersenkend, sondern hat auch noch entzündungshemmende Wirkung.

Dazu kommt, dass Kinder diese Medizin besonders gern mögen, denn sie schmeckt entweder nach Orange oder nach Erdbeere. Und jeder, der Kinder hat, weiß, wie wichtig dieser Faktor ist, um die Medizin auch in das Kind hineinzubekommen. Aber es gibt auch Alternativen. Um Fieber zu senken, kann auch der Wirkstoff Paracetamol verwendet werden. Volker Strenger, Kinderarzt an der Klinischen Abteilung für allgemeine Pädiatrie an der Medizinischen Universität Graz, erklärt: "Auch Mexalen, mit dem Wirstoff Paracetamol, kann Fieber gut senken, und es wirkt auch entzündungshemmend. Zwar ist die Wirkung hier etwas weniger vorhanden als beim Wirkstoff Ibuprofen, aber trotzdem ist es eine gute Alternative."

Nicht jedes Fieber muss mit Medikamenten gesenkt werden

Auch wenn das besonders praktisch ist, muss nicht zwangsläufig ein Fiebersaft zum Einsatz kommen, wie der Experte erklärt: "Gerade etwas größere Kinder können auch kleinere Tabletten mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Paracetamol schlucken." Eine andere Möglichkeit wäre auch, die Tablette zu zerkleinern. Da rät Strenger jedoch zur Vorsicht: "Bei einigen Tabletten ist das durchaus möglich. Aber hier sollte vorab immer die Ärztin oder der Apotheker gefragt werden. Vor allem auch welche Dosierung für welches Alter infrage kommt." Fiebersenkende Medikamente gibt es auch in Zäpfchenform, die vor allem bei Säuglingen und Babys noch gut verwendet werden können.

Dass man die Möglichkeit hat, Fieber zu senken, ist wichtig. Glüht das Baby oder Kind und das Fieberthermometer zeigt 39 Grad oder mehr an, ist der Schreck meistens groß. Aber nicht jedes Fieber muss sofort mit Medikamenten gesenkt werden. "Wenn die Kinder keine Schmerzen haben, gut trinken und lediglich etwas schlapp sind, muss erstmal gar nichts unternommen werden", weiß der Kinderarzt. Denn durch fiebersenkende Mittel merken die Kinder oft gar nicht mehr, dass sie eigentlich krank sind und ruhen sich zu wenig aus. Fieber ist eine natürliche Abwehrfunktion des Körpers und setzt wichtige Funktionen der Immunabwehr in Gang. Außerdem ist ein ständiges Runter- und Rauffiebern für die Kinder auch nicht gut. Strenger sagt: "Viel anstrengender für den Körper als das Fieber selbst ist es, wenn die Temperatur ständig steigt und fällt."

Wenn Kinder fiebern, sollten sie auch nicht zu warm angezogen sein. Häufig neigen Eltern dazu, die Kinder warm einzupacken. Das kann die Körpertemperatur jedoch noch mehr ansteigen lassen. Besser: Genau so viel anziehen, dass das Kind nicht friert, aber auch nicht zusätzlich gewärmt wird. Und statt gleich zu Medikamenten zu greifen, können auch Wadenwickel oder kühle Umschläge auf der Stirn die Körpertemperatur etwas sinken lassen.

Halbe Dosierung auch möglich

Erst wenn das Kind nicht mehr trinken mag oder die Herzfrequenz steigt und der Allgemeinzustand nicht gut ist, ist ein Senken des Fiebers sinnvoll und wichtig. Wenn sich danach keine Besserung zeigt, sollte ohnehin ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Es muss auch nicht immer die volle angegebene Dosis verwendet werden. Der Kinderarzt sagt: "Wer noch eine Flasche Nureflex zu Hause hat und damit etwas haushalten möchte, kann auch zuerst einmal versuchen, ob das Fieber mit der halben vorgeschrieben Dosierung sinkt. Die Temperatur muss ja nicht gleich wieder auf 36 Grad abfallen. Von 40 Grad auf 38 reicht meistens auch schon, damit sich der Allgemeinzustand wieder verbessert."

Etwas schwieriger ist es bei Kindern, die zu Fieberkrämpfen neigen. Dabei kommt es bei manchen Babys und Kindern unter sechs Jahren zu Krampfanfällen, wenn sie Fieber bekommen. Auslöser ist meist eine sehr schnell ansteigende Körpertemperatur. Darum bieten hier fiebersenkendes Mittel keinen sicheren Schutz, wie Strenger weiß: "Die Medikamente sorgen zwar dafür, dass das Fieber sinkt, aber bei jedem neuerlichen Anstieg besteht wieder die Gefahr eines Fieberkrampfes." Aber natürlich kann auch hier statt dem Fiebersaft Nureflex der Wirkstoff Paracetamol eingesetzt werden, um eventuell schon vor dem schnellen Anstieg der Körpertemperatur gewappnet zu sein. (Jasmin Altrock, 27.1.2023)