Eigentlich könnte man meinen, dass es das Leben ganz gut mit Bryan Johnson gemeint hat. Der Verkauf des von ihm gegründeten Bezahldienstleisters Braintree Payment an Ebay brachte ihm ein Vermögen im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich ein. Doch wie der Tech-CEO selbst betont, habe ihn die Entwicklung depressiv gemacht und dazu geführt, dass er übergewichtig wurde.

Also entschloss sich Johnson zur radikalen Kehrtwende – und zwar sowohl privat als auch beruflich. Seitdem fokussiert er nämlich nicht nur auf Unternehmen aus dem Biotechbereich, er ist quasi auch deren oberstes Versuchskaninchen. Was mit einem gesünderen Lebensstil begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einer regelrechten Obsession entwickelt. Eine Obsession, das zu verlangsamen, an dem niemand vorbeikommt: der Alterung des Körpers.

Bryan Johnson.
Foto: Project Blueprint

Blaupause

Mehr als 30 Ärzte und andere Experten kümmern sich dabei Tag für Tag um die Gesundheit von Bryan Johnson, wie Bloomberg berichtet. "Project Blueprint" – also "Blaupause" – nennt er selbst das Projekt, mit dem er hofft, einen Teil des Alterungsprozesses rückgängig zu machen. Und das ist ein ganz schön teurer Spaß: Allein im laufenden Jahr soll dieses Unterfangen mehr als zwei Millionen Dollar kosten.

Ausführliche Bluttests gehören dazu.
Foto: Project Blueprint

Johnson ist jedenfalls davon überzeugt, dass dieses Geld gut investiert ist. Laut seinen Ärzten hat der 45-Jährige das Herz eines 37-Jährigen, eine Haut wie ein 28-Jähriger sowie eine Lungenkapazität, wie sie sonst nur ein 18-Jähriger hat. Sein biologisches Alter sei so um mindestens fünf Jahre niedriger als sein echtes.

Ist es das wert?

Durchaus bemerkenswerte Ergebnisse, wenn auch noch weit von seinem Ziel, wieder den Körper eines 18-Jährigen zu haben, entfernt. Vor allem, wenn man all die Torturen einrechnet, die Johnson dafür über sich ergehen lassen muss. Dazu gehören umfassende Messungen, praktisch jeder Vitalwert wird irgendwie erfasst – und zwar laufend. Das reicht vom Körperfettanteil über den Blutzucker bis zur Anzahl der Erektionen, die er jede Nacht hat. Auch Blut-, Urin- und Stuhlproben werden regelmäßig genommen und analysiert.

Doch auch etwas aufwendigere Untersuchungen sind Teil des Alltags von Johnson. So unterzieht er sich alle paar Tage MRTs und Ultraschalluntersuchungen, selbst Darmspiegelungen und spezielle Untersuchungen für einzelne Organe sind ein fixer Bestandteil seines Alltags.

Ohne Workout geht nichts.
Foto: Project Blueprint

Viel Disziplin

Auch sonst klingt so ein typischer Tag von Bryan Johnson eher begrenzt nachahmenswert. Er verfolgt eine strikte vegane Diät, die exakt auf 1.977 Kalorien ausgerichtet ist. Jeden Tag trainiert er mindestens eine Stunde, dreimal pro Woche auch intensiver. Aufgestanden wird um Punkt 5 Uhr, schlafen gegangen ebenfalls zu einer fixen Zeit. Das aber erst, nachdem er zwei Stunden lang eine Brille getragen hat, die blaues Licht blockiert.

Ergänzend zum Frühstück nimmt er rund zwei Dutzend Nahrungsmittelergänzungen ein, darunter auch eine Mikrodosis Lithium, von der sich Johnson verspricht, dass sie sein Gehirn jung hält. Seine Haut wird jeden Tag mit sieben Cremes gepflegt, damit sollen frühere Schäden von Sonneneinstrahlung rückgängig gemacht werden. Über eine spezielle Klangtherapie soll seine Hörleistung wieder verbessert werden.

Gute Träume.
Foto: Project Blueprint

Ergebnisse

Dass man damit immer gut aussieht, ist übrigens nicht garantiert. Die Bloomberg-Reporterin beschrieb sein Aussehen bei ihrem ersten Aufeinandertreffen als eine "große, angeschwollene Porzellanpuppe". Der Grund dafür: Johnson hatte sich kurz zuvor einer Gesichtsbehandlung unterzogen, bei der Fett unter die Haut gespritzt wird, wodurch er sich eine Zellverjüngung erhofft.

In einem ausführlichen Video liefert Johnson viele Details zu seiner täglichen Routine.
Bryan Johnson

Nicht so wie die anderen

"Was ich tue, mag extrem klingen, aber ich versuche zu beweisen, dass Selbstbeschädigung und Verfall nicht unvermeidlich sind", formuliert Johnson sein Ziel. In die Reihe all der Silicon-Valley-CEOs, die davon besessen sind, das Altern aufzuhalten oder gar den Tod besiegen zu können, will er sich trotzdem nicht gestellt sehen. Das halte er für schlecht, für ein "Reiche-Leute-Ding". Für ihn sei all das, was er tue, eher mit einem professionellen Sport vergleichbar. Vor allem aber: Von den dabei gesammelten Erfahrungen könnten dann alle profitieren. (red, 29.1.2023)