Die Tatortarbeiten dauerten am Sonntag noch an.

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Wien – Nach dem tödlichen Polizeischuss in Wien-Penzing hat die Staatsanwaltschaft eine Obduktion des erschossenen 60-Jährigen und die Erstellung eines Schussgutachtens angeordnet. Das teilte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, am Montag der APA auf Anfrage mit. Den Waffengebrauch untersucht ja das steirische Landeskriminalamt, das bereits ein Team zusammengestellt und in Wien die Arbeit aufgenommen hat. Neue Erkenntnisse gab es zunächst kaum.

Polizeibekannter Mann

Der 60-jährige Österreicher war bereits polizeibekannt, gegen ihn bestand ein Waffenverbot. Laut den Nachbarn kam es schon in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Bedrohungen. Er wurde bereits wegen Nötigung und gefährlicher Drohung angezeigt, weshalb auch das Waffenverbot gegen ihn ausgesprochen worden war. Die Langwaffe, mit der der 60-Jährige dutzende Male auf die Beamten gefeuert hatte, wurde sichergestellt. Wie oft genau er geschossen hat, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Weitere Waffen wurden zumindest vorerst nicht sichergestellt, berichtete Polizeisprecher Daniel Fürst am Sonntag. Unklar war am Montag auch, wie viele Schüsse genau abgegeben wurden, sowohl vom 60-Jährigen als auch von der Polizei. In den Wänden fanden sich zahlreiche Einschusslöcher.

Die Einsatzkräfte waren am Samstag gegen 13.30 Uhr in die Kienmayergasse gerufen worden. Der Mann soll schreiend mit der Waffe an die Tür eines Nachbarn geklopft haben. Dieser öffnete nicht und wählte stattdessen den Notruf, der 60-Jährige ging indes zurück in seine Wohnung.

Bei der Zufahrt überprüften die Polizisten mögliche polizeiliche Vormerkungen des Mannes. Dabei kam heraus, dass er polizeibekannt ist und ein Waffenverbot besteht. Deshalb sicherten die ersten Polizisten aus dem Bezirk den Gefahrenbereich und alarmierten die Wega. Der 60-Jährige blieb unkooperativ, verbarrikadierte sich in der Wohnung und drohte, jeden, der hineinzukommen versuche, zu erschießen. Als die Wega-Beamten zu ihm gelangen wollten, schoss er mehrfach aus der Wohnung in Richtung der Polizisten. Daraufhin wurde auch die Cobra alarmiert. Laut Fürst war auch die Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes am Einsatzort, um den Mann zu beruhigen und zur Aufgabe zu bewegen.

Schusswaffe gesichert

Nachbarn wurden angewiesen, in ihren Wohnungen zu bleiben und sich möglichst weit weg von der Wohnungstür zu verstecken. "Die hatten fürchterliche Angst", berichtete der Polizeisprecher. Der 60-Jährige ignorierte sämtliche Aufforderungen der Polizisten, die Wohnung freiwillig zu verlassen.

Letztendlich erfolgte der Zugriff durch die Cobra-Beamten. Sie positionierten sich unmittelbar vor der Wohnung hinter einem ballistischen Schutzschild und sprengten die verbarrikadierte Tür. Der 60-Jährige schoss daraufhin dutzende Male in Richtung der Polizisten beziehungsweise des Schutzschildes. Es kam zu einem Schusswechsel, wobei der Österreicher von einem Beamten des Eko Cobra angeschossen wurde, berichtete die Polizei.

Die Polizisten sicherten die Schusswaffe, die der 60-Jährige nach wie vor in der Hand hielt, und begannen unverzüglich mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen. Einsatzkräfte der Wiener Berufsrettung übernahmen die weitere Versorgung, der Mann verstarb aber an Ort und Stelle. In der Wohnung befanden sich keine weiteren Personen. Die am Einsatz beteiligten Beamten erhielten vom Peer-Support des Innenministeriums psychologische Betreuung.

Die Polizei hatte das Wohnhaus in der Kienmayergasse großräumig abgesperrt. Anrainer streamten den Einsatz über die Social-Media-Plattform Tiktok. Davor rät die Polizei eindringlich ab. Einerseits sei es einsatztaktisch eine Katastrophe, wenn etwa auch Täter das Vorgehen der Polizei mitverfolgen können. Außerdem kann der Endkonsument beispielsweise auch ein kleines Kind sein, das dadurch möglicherweise Tötungsdelikte live mitverfolgt, warnte die Pressestelle der Wiener Polizei. (APA, 30.1.2023)