Ausgemustert.

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Den Telefongroschen hatte man früher immer dabei. Aber das ist lange her, sehr, sehr lange. Wer telefoniert eigentlich noch aus einer Telefonzelle? Das hat sich so mancher in den vergangenen Jahren gefragt, vor allem natürlich die Telekom selbst. Sie muss die Anlagen ja warten, für Standmiete und Reinigung aufkommen. Und das rechnet sich nicht mehr. "Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht", heißt es beim Bonner Konzern. Im Schnitt kamen nur noch ein paar Euro rein, viel zu wenig, um noch rentabel zu sein.

Die erste Telefonzelle wurde 1881 in Berlin, am Potsdamer Platz, errichtet. "Fernsprechkiosk" lautete die Bezeichnung. Mitte der Neunzigerjahre, also vor dem Handy-Boom, gab es in Deutschland 160.000 Telefonzellen. Die gelben Häuschen gehörten zu jedem Stadtbild dazu, es gab sie aber auch an einsamen Stellen auf dem Land. Eine Geschichte mit einer Telefonzelle hat fast jede und jeder zu erzählen – und wenn es nur die Erinnerung an den typischen Mief darin ist. Die Jüngeren wissen ja nicht mehr, wie das war: Dauergequatsche gab es kaum, es wurde schnell das Nötigste mitgeteilt ("Ja, Mama, es geht mir gut!"). Man sah und hörte ja, wie das Geld in den Automaten rann. Und draußen warteten schon die Nächsten.

"Fasse dich kurz!"

Der Zeittakt wurde von der Deutschen Bundespost 1980 eingeführt, bis dahin konnte man Ortsgespräche für eine Tarifeinheit quasi unbegrenzt führen. Entsprechend lauteten die Hinweise in den Häuschen: "Fasse dich kurz!"

Später warb die Telekom dann mit dem Slogan "Ruf doch mal an!". Aber das taten zuletzt immer weniger im öffentlichen Raum. In Absprache mit den Gemeinden begann die Telekom mit dem Abbau. Zuletzt waren nur noch 12.000 "Häuschen" aktiv, wobei die Bezeichnung "Häuschen" oder "Zelle" ohnehin nicht mehr zutraf. Vielmehr standen an Bahnhöfen, Flughäfen oder im Stadtzentrum Telefonstelen oder sogenannte Basistelefone in Grau und Magenta, den Farben des Konzerns. Das letzte klassisch-gelbe Telefonhäuschen Deutschlands wurde 2019 abgebaut. Es befand sich bis dahin in Bayern am Königssee und wurde damals über das Wasser mit einem Boot abtransportiert.

Stromsparen

Das Ende kommt deutlich unspektakulärer daher. Bezahlen mit Münzen ist seit November nicht mehr möglich, Ende Jänner wird auch die Kartenfunktion mittels Softwareupdate eingestellt. Das trägt auch zum Klimaschutz bei, denn wenn die Telefone nicht mehr in Betrieb sind, spart das laut Telekom zwischen sechs und 15 Kilowattstunden jährlich, das entspricht dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen.

Ganz verschwinden werden die Stelen aber nicht. Ein Viertel davon will die Telekom als Standorte für die Verbesserung des Mobilfunks verwenden. (Birgit Baumann, 31.1.2023)