Der KI-Anwalt darf nicht vor Gericht.

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Mitte Jänner machte eine eher unübliche Schlagzeile die Runde. Ein KI-Chatbot sollte erstmals in der Geschichte dabei helfen, eine Angeklagte aus den USA vor Gericht zu vertreten. Konkret war schon für Februar geplant, dass das Tool der Argumentation des Klägers folgen solle – um dann die passenden Antworten zu generieren.

Aus diesem ambitionierten Vorhaben wird nun allerdings nichts werden, da dem Gründer des dahinterstehenden Start-ups Donotpay, Joshua Browder, im Fall einer Umsetzung offenbar eine Gefängnisstrafe droht. Die Staatsanwaltschaft habe ihm mit sechs Monaten Haft gedroht, wenn er "es durchziehe, einen Roboteranwalt in einen echten Gerichtssaal zu bringen", schrieb er auf Twitter. Man verschiebe das geplante Gerichtsverfahren und wolle sich vorerst auf Fälle im Bereich des Konsumentenschutzes beschränken.

Demokratisierung

Laut einem "USA Today"-Bericht bezeichnet sich Donotpay als "ersten Roboteranwalt der Welt", die eigenen Technologien stellt das Unternehmen eigentlich aber für Anwendungszwecke außerhalb des Gerichtssaals zur Verfügung. Laut Browder zum Beispiel für "die Senkung von Arztrechnungen, die Kündigung von Abonnements, die Anfechtung von Kreditauskünften usw.". All diese Fälle könnte man online abwickeln.

Ursprünglich hatte Browder gehofft, mit seinem KI-Anwalt die Rechtsvertretung zu demokratisieren und auch finanziell mittellosen Menschen einen Anwalt bieten zu können. Das Problem: Die Verwendung von vergleichbaren Systemen ist in fast allen Gerichtssälen der USA illegal. (red, 30.1.2023)