Die Pandemie ist nicht zu Ende, aber sie geht wohl in eine Übergangsphase, urteilt die WHO.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hebt die wegen der Corona-Pandemie ausgerufene höchste Alarmstufe weiterhin nicht auf. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus gab am Montag in Genf bekannt, dass er den internationalen Gesundheitsnotstand aufrechterhalten werde. Zu diesem Schluss sei auch ein WHO-Expertengremium gekommen, das Ende voriger Woche getagt hatte. Die Pandemie sei jedoch wahrscheinlich "an einem Übergang" angelangt, hieß es von der WHO.

Laut Tedros hat sich die globale Corona-Lage zwar verbessert, doch in den vergangenen acht Wochen sind der WHO dennoch rund 170.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 aus aller Welt gemeldet worden. Gesundheitsbehörden würden die Verbreitung des Virus weniger genau überwachen, während medizinische Einrichtungen weiterhin vielerorts überfordert seien, so Tedros.

Das Beratergremium zeigte sich zudem besorgt, dass in Risikogruppen weltweit sowie in ärmeren Ländern immer noch nicht ausreichend viele Menschen gegen Covid-19 geimpft sind. "Es besteht wenig Zweifel, dass dieses Virus für die absehbare Zukunft dauerhaft ein menschlicher und tierischer Krankheitserreger bleiben wird", teilten die Experten mit.

6,7 Millionen Tote weltweit

Die Berater forderten Staaten dazu auf, langfristige Maßnahmenpläne zur Vorbeugung, Überwachung und Kontrolle von Infektionen aufzusetzen, und auch nach einer Aufhebung des Gesundheitsnotstandes wachsam zu bleiben.

Als die WHO den Corona-Gesundheitsnotstand am 30. Jänner 2020 ausrief, waren außerhalb Chinas rund 100 Infektionen in rund 20 Ländern bekannt und keine Todesfälle. Inzwischen wurden der WHO zufolge weltweit rund 665 Millionen Infektionen und gut 6,7 Millionen Todesfälle gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein.

Bei der derzeitigen Corona-Welle in China wurden unterdessen nach offiziellen Angaben bisher keine neuen Virusvarianten entdeckt. Der Forscher Chen Cao vom Virus-Institut des nationalen Gesundheitsamtes sagte am Montag in Peking, die Varianten BA.5.2 und BF.7 seien die dominierenden Viren des Ausbruchs im bevölkerungsreichsten Land der Erde. Während der Ferien um das chinesische Neujahrsfest, das seit 22. Jänner begangen wird, seien die Gene von 1421 ausgesuchten Proben aus verschiedenen Provinzen sequenziert worden, ohne dass eine neue Variante entdeckt worden sei.

Corona-Höhepunkt in China überschritten

Die massive Corona-Welle, die seit Anfang Dezember durch das Land mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern rollt, hat nach offiziellen Angaben ungeachtet der vielen Reisen zum Neujahrsfest ihren Höhepunkt bereits überschritten. Die Zahl der Toten und der Aufenthalte in Krankenhäusern sei vergangene Woche deutlich zurückgegangen, berichtete das Gesundheitsamt. Ein klares Bild von der Lage gibt es allerdings nicht. Ausländische Forscher hatten anhand von Modellrechnungen deutlich höhere Zahlen vorhergesagt.

Da das Virus in China eine große Bevölkerung trifft, die keine Immunität durch frühere Erkrankungen hatte und teilweise schlecht geimpft ist, wird in anderen Ländern befürchtet, dass sich vielleicht neue Varianten bilden. Aus diesem Grund haben viele Länder auch Tests für Reisende aus China eingeführt. Darüber ärgert sich die Regierung in Peking, obwohl sie bei der Einreise nach China selbst negative Tests verlangt. Nach fast drei Jahren Null-Covid-Politik hatte China Anfang Dezember seine strikten Maßnahmen wie Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests abrupt aufgehoben. (APA, 30.1.2023)