Facebook soll für heimliche Tests in Kauf genommen haben, dass der Akku der Handys der unfreiwilligen Partizipanten sich flott geleert hat.

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Mit der Einblendung von Fotos, Videos, Werbeanzeigen und diversen anderen Ladeprozessen haben die Apps von sozialen Netzwerken nicht unbedingt den besten Ruf, wenn es um den Energieverbrauch auf Smartphones geht. Gerade Facebook wurde in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, ein regelrechter Akkufresser zu sein.

Einen sehr konkreten Vorwurf bringt diesbezüglich nun George Hayward ein. Er war von Oktober 2019 bis vergangenen November als Datenwissenschafter für das Netzwerk tätig und dort an der Weiterentwicklung des Facebook Messenger beteiligt. Dann, so sagt er, wurde er entlassen, weil er sich geweigert hatte, bei fragwürdigen Tests mitzuwirken, die den Energieverbrauch der Geräte der unfreiwillig partizipierenden Nutzer in die Höhe schrauben.

Managerin: Zweck heiligt die Mittel

So zitiert ihn jedenfalls das Boulevardblatt "New York Post". Hayward hatte auch in Manhattan eine Klage gegen Mutterfirma Meta eingebracht, um sich gegen seinen Jobverlust zur Wehr zu setzen. Laut seinem Anwalt musste er diese aber zurückziehen, da sein Dienstvertrag ihn zu einem Beilegungsverfahren verpflichtet. Allerdings stehe er weiterhin zu den Anschuldigungen.

Demnach betrieb man bei Facebook sogenanntes Negative Testing. Dabei würden etwa heimlich neue Features getestet oder Problemstellen durch Ausprobieren analysiert – etwa um zu sehen, wie sich etwas auf die Ladezeit der App auf bestimmten Geräten auswirkt oder welche Folgen die Implementation eines neuen Verfahrens zum Laden von Bildern hat.

Er habe seiner Managerin entgegengehalten, dass dies illegal sei und man durch den mutwillig gesteigerten Akkuverbrauch jemandem Schaden zufügen könnte. Diese habe darauf geantwortet, dass man durch das Inkaufnehmen des Schadens für einige wenige Leute "der breiten Masse" helfen könne. Dabei wisse "jeder Datenwissenschafter, der sein Geld wert ist", dass man anderen nicht schaden dürfe, meint Hayward.

Anleitung für "verantwortungsvolle Negativtests"

Von der Praxis erfahren hatte er durch die Aushändigung eines internen Dokuments, das eine Anleitung für "verantwortungsvolle Negativtests" nebst Beispielen enthalten haben soll. Er geht daher davon aus, dass solche Testläufe schon seit längerer Zeit durchgeführt werden, kann aber nicht einschätzen, wie viele Nutzer davon bereits betroffen gewesen sein könnten.

Sein Anwalt gibt sich entrüstet, dass es einfach so möglich sein kann, dass jemand auf diese Weise den Akku seines Handys "manipuliere". Er sieht solche Tests auch nach US-Recht als "klar illegal" an.

Meta hat sich mittlerweile zur Causa geäußert. Ein Sprecher des Konzerns ließ knapp ausrichten, dass "Haywards Behauptungen keine Grundlage haben". (red, 31.1.2023)

Update, 1.2., 9:25 Uhr: Statement von Meta ergänzt.