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Er mag mit 34 Jahren noch sehr jung für den Job des Landesparteivorsitzenden sein. Das geschickte Antworten auf Fragen, die ihn innerparteilich in die Bredouille bringen könnten, beherrscht der studierte Ökonom Sven Hergovich, der politisch bisher nur als Bezirksvorsitzender der Jungen Generation Favoriten aktiv war, schon ganz gut. Gefragt, ob er inhaltlich eher bei Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil oder dem Traiskirchner Bürgermeister und Vorzugsstimmengewinner Andreas Babler sei, antwortete er im Ö1-"Morgenjournal", er habe mit "beiden ein gutes Gesprächsverhältnis".

Um sich klar für die Bundesvorsitzende Pamela Rendi-Wagner auszusprechen, da brauchte Hergovich ein bisschen Anlauf. Während er am Vorabend in der "ZiB 2" noch sehr ausweichend auf diese Frage antwortete, meinte er Dienstagfrüh im Radio auf die Nachfrage, ob die Bundeschefin als Kanzlerkandidatin ins Rennen gehen sollte: "Ja, ich finde, dass sie die Richtige ist."

"Zu billig"

Warum die SPÖ trotz für sie günstiger Themenlage und der Rolle im Bund als Oppositionspartei über drei Prozentpunkte verlor? Hergovich fand es auch hier "zu billig", sich in der Analyse nur auf eine Person zu konzentrieren. Er wolle vor allem die SPÖ wieder zur Partei der arbeitenden Bevölkerung machen und beim Kampf gegen die Teuerung neue Pfade beschreiten.

Denn hier habe "falsche Politik" dazu geführt, dass zwar Milliarden an Hilfen ausgeschüttet wurden, jedoch sei es dabei nicht gelungen, die Teuerungen "für einen guten Teil der Bevölkerung abzufedern". Er setze auf Preiskontrollen vor allem am Immobilienmarkt. Es könne nicht angehen, dass "mit jedem Inflationsschub die Mieten angehoben" würden.

Zum Thema Asyl bejahte Hergovich die Frage, ob Österreich ein Einwanderungsland sei, klar, wenn man die Zahlen faktisch betrachte. Es brauche eine Steuerung und Begrenzung der Migration. Jedoch müsse auch Niederösterreich Verpflichtungen wie die Einwanderungsquote einhalten. Und für Hergovich sei klar: Jeder Mensch, der hier lebt, gehöre ordentlich und gleichberechtigt behandelt. Er habe aber auch "null Verständnis für Menschen, die sich hier nicht an die Spielregeln halten".

Nicht an Menschenrechten rütteln

Das seien zwei Positionen, die einander bedingen, denn: "Wenn man helfen will, muss man dort hinschauen, wo durch die Probleme entstehen." Eine Infragestellung der Grundrechte, wie das der FPÖ-Wahlsieger Udo Landbauer getan habe, gebe es bei Hergovich aber nicht. "Das steht nicht infrage. An Grundrechten und Menschenrechten werde ich mit Sicherheit niemals rütteln."

Auch dass er Landbauer zum Landeshauptmann wählen würde, schließt Hergovich strikt aus. Reden wolle er aber mit allen, auch mit der FPÖ. Dass man aufgrund des Arbeitskräftemangels mehr Migration brauche, wollte der ehemalige Chef des AMS Niederösterreich so nicht stehen lassen.

Dort, wo Arbeitskräfte fehlen, seien die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung schlecht. Daran gelte es ebenso zu arbeiten wie an dem Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen. In anderen Bereichen, etwa den technisch-handwerklichen, wo man "tatsächlich Mangel habe", brauche es zusätzliche Ausbildungen. Deshalb werde das Land in einem neu geschaffenen Zentrum ab Herbst jährlich 400 Klimaschutztechnikerinnen und -techniker ausbilden. (Colette M. Schmidt, 31.1.2023)