Wer bereits im Apple-Universum zu Hause ist, kann sich über den vollen Funktionsumfang des Homepods freuen.

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Wer gibt 349 Euro für einen smarten Lautsprecher aus? 2018 war die Zeit in jedem Fall nicht reif für den Homepod, die Luxus-Soundmaschine von Apple. Geringe Absatzzahlen zwangen den wuchtigen Lautsprecher 2021 in die Frühpension. Im Februar 2023 versucht es der US-Konzern aus Cupertino noch einmal. Die Neuerungen sind mehr Evolution als Revolution, und der Preis bleibt weiterhin hoch. Ob das Hightech-Gerät trotzdem sein Geld wert ist, prüfen wir in unserem Test.

Smarte Wohnung

Der Boom in Richtung smartes Wohnen ist vor allem für Besserverdiener interessant. Egal ob heizen, klimatisieren, Fensterblenden aktivieren oder das Licht zu einer bestimmten Zeit ausschalten lassen – wer das nötige Kleingeld hat, der kann viele technische Geräte mittlerweile sehr automatisiert ihr eigenes Ding machen lassen. Smarte Speaker wie der Homepod passen da wunderbar ins Bild, vor allem für Apple-Nutzer. In der Home-App, wo im Idealfall schon andere smarte Geräte warten, lässt sich einer oder lassen sich auch zwei Homepods zu einer wunderbaren Stereoanlage verwandeln, die mit eindrucksvollem Raumklang dem TV-Bild Töne spendiert, die man als Filmbegeisterter schnell zu schätzen lernt. Oder aber man wirft den Ton des iPhones mit einer simplen Geste auf den Homepod oder nutzt diesen einfach als smarten Assistenten, der nach einem kurzen Sprachkommando einen Wecker stellt oder den Terminkalender des heutigen Tages vorliest.

Das Set-up selbst ist einfach, vorausgesetzt, man hat bereits ein Apple TV und ein iPhone beziehungsweise iPad in Besitz. Mit der Home-App heißt man die neuen Lautsprecher im eigenen Smart Home willkommen und weist sie einem Raum zu. Danach wird via Airplay zwischen Smartphone und Smartlautsprecher kommuniziert, also beispielsweise der Sound von Apple Music oder auch Youtube übertragen. Dank U1 Ultra Wideband Chip kann man alternativ auch einfach das Smartphone an den Lautsprecher halten und so Musik "weitergeben" und mit einer ähnlichen Geste wieder zurück auf das iPhone holen.

In den Einstellungen von Apple TV kann man festlegen, ob die Homepods auch als Ausgabegerät für das TV-Gerät genutzt werden sollen – ein HDMI-eARC-Anschluss vorausgesetzt. Nach diesen Justierungen sollte das neue Set-up funktionieren und ansteuerbar sein. Beim TV-Gerät muss der Output dann natürlich auf ARC gestellt werden.

Nutzt man etwa Apple Music, kann man Songs direkt via Siri verlangen. Man kann den Sound an den Speaker werfen und mit einer kurzen Bewegung wieder auf das Smartphone zurückholen.
Foto: Apple

Technik, die nachfragen lässt

Angetrieben wird der Lautsprecher von einem S7-Chip. Ja, das ist keine Neuentwicklung, sondern jenes Herzstück, das bereits die Apple Watch Series 6 und 7 angetrieben hat. Das ist kein schlechter Chip, schließlich ist im kleinen Bruder Homepod Mini ein S5 verbaut, der ebenfalls gute Dienste leistet. Dennoch erwartet man bei einem 349 Euro teuren Gerät etwas aktuellere Hardware – oder geht es da nur Tech-Journalisten so?

Vielleicht ist es auch eine Berufskrankheit, dass man den Verbau von fünf internen Speakern ankreiden will, wurden doch im 2018er-Modell noch sieben Stück genutzt. Auch die Anzahl der Mikrofone wurde von sechs auf vier reduziert, aber das hat man auch bei anderen Herstellern über die Jahre beobachten können.

Auffallender ist da vielmehr, dass statt Wifi 5 nur noch Wifi 4 verbaut wurde. Das ist ein Standard von 2009. Und um dem technischen Downgrade noch eine letzte Note zu ergänzen, findet sich im Gerät Bluetooth 5. Bei den aktuellen Versionen der Airpods Pro oder auch des Macbooks nutzt man bereits 5.3. Das sind vor allem technische Details, die den Homepod in seiner Funktionalität nicht wesentlich beeinflussen, aber erwähnt soll es trotzdem werden. Auch, dass man weiterhin nicht unkompliziert ein Gerät via Bluetooth mit dem Lautsprecher verbinden kann.

Das Thema "geschlossenes System" ist in vielerlei Hinsicht präsent. Direkt von einem Android-Phone auf den Speaker streamen wird nicht erlaubt. Zudem findet sich kein Spotify-Support, wie das mittlerweile Standard bei anderen Smart Speakern ist, schließlich handelt es sich um den erfolgreichsten Musik-Streaming-Dienst der Welt. Via Airplay kann man seine Musik natürlich egal von welcher App auf den Smart Speaker werfen, aber als Android-Nutzer sollte man sich in jedem Fall nach einer Alternative umsehen.

Mit zwei Homepods erhält man beeindruckenden 3D-Sound – fast wie im Kino.
Foto: Apple

Marktanteile

Man könnte meinen, Apple hätte an der einen oder anderen Stelle gespart, um den Lautsprecher fünf Jahre nach seinem Vorgänger günstiger anbieten zu können. Tatsächlich kostet der Homepod der letzten … entschuldigen Sie, der zweiten Generation genauso viel wie die Version von 2018. Zumindest in Österreich und Deutschland – in den USA wird der neue Homepod immerhin um 50 Euro günstiger angeboten als sein Vorgänger. Dieser platzierte sich deshalb damals schon als Luxuslautsprecher, der mittlerweile auf Online-Marktplätzen noch immer zu hohen Preisen gehandelt wird. Dennoch kann man behaupten, dass vor allem der hohe Preis eine zu große Hemmschwelle für die meisten Kunden war, um sich einen Homepod mit nach Hause zu nehmen.

Durch die Einführung des Homepod Mini im Jahr 2020, so berichtete das Marktforschungsunternehmen Omdia, stieg der Marktanteil von Apple innerhalb von zwölf Monaten im Bereich smarte Lautsprecher sprungartig von zehn auf knapp 25 Prozent. Damit rückte man den Konkurrenten Amazon mit Marktanteil knapp über 33 Prozent und Google mit rund 42 Prozent deutlich näher. Die Einführung eines erneut sehr teuren Homepods kann nur so erklärt werden, dass durch den Mini mehr Menschen auf den Geschmack von Smart Speakern gekommen sind und für das TV-Gerät nach einer wuchtigeren Alternative suchen, die ebenfalls aus Cupertino stammt.

Die Wahrheit liegt im Bass

Was bei der Aufzählung der oben genannten Veränderungen nämlich bisher unerwähnt blieb, ist die Soundqualität der Hardware – und die ist beeindruckend. Wie viele aktuelle smarte Speaker verfügt auch der Homepod über Raumerkennung und passt so den Klang an seine Umgebung an, um der Nutzerin beziehungsweise dem Nutzer ein möglichst gutes Klangerlebnis bieten zu können. Schon ein Homepod lässt damit Stimmen klarer klingen, als dies je über interne TV-Lautsprecher möglich wäre. Auch der Bass – der den Nachbarn zuliebe deaktiviert werden kann – füllt den Raum, wenn beispielsweise bei einem Action-Blockbuster ein Flugzeug über den Bildschirm düst oder eine Explosion die Szenerie erschüttert.

Auch Videospiele, etwa eine angeschlossene Playstation 5, profitieren von diesem neuen Klangerlebnis. Dank 3D-Audio mit Dolby Atmos hat man auch hier oftmals das Gefühl, man wird vom Klang umzingelt. Ist dieses Erlebnis mit einem Homepod schon ansprechend, kann man mit zwei Homepods schon von Heimkino sprechen und die Töne noch weniger einem bestimmten Punkt im Raum zuordnen.

Das bereits 2018 eingeführte Multiroom-System wird natürlich auch unterstützt, das heißt, Musik kann beispielsweise durch die Wohnung "mitgenommen" werden, oder man dreht vom Wohnzimmer aus den Lautsprecher im Kinderzimmer leiser, weil dort eigentlich nicht mehr so ein Lärmpegel herrschen sollte. Einziger Wermutstropfen bei dieser schönen neuen Welt: Wer glaubt, er könne einen Homepod der ersten Generation als Stereolautsprecher mit einem neuen koppeln, der täuscht sich. Macht vielleicht aufgrund der neu verbauten Technik Sinn, aber für den Endverbraucher ist das natürlich nicht optimal.

Ohne iPhone kann man auf viele Funktionen gar nicht zugreifen. Einen Homepod sollte man sich nur besorgen, wenn man ein iPhone und im Idealfall auch ein Apple TV hat.
Foto: Apple

Smarte Kommunikation

Um mit anderen smarten Gegenständen im Haus kommunizieren zu können, freut sich der Homepod über Thread-Kompatibilität. Damit kann man den Matter-Support des Geräts jetzt via Wifi oder Thread nutzen, muss so also nicht gezwungenermaßen ins Internet und hat so ein eigenes Mesh-Netzwerk. Die via Softwareupdate 16.3 vor wenigen Tagen nachgelieferte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung ist praktisch. Intelligente Fensterblenden können so mit der Temperaturerkennung verknüpft werden, und wenn eine bestimmte Gradanzahl erreicht ist, können die Blenden zumachen. Auch kann man in der Home-App so jetzt immer nachsehen, welche Temperatur und eben Luftfeuchtigkeit es in dem Raum des Homepods oder der Homepods hat. Diese Funktion findet sich übrigens mit dem neuen Update jetzt auch im Homepod Mini.

Vom Homepod Mini hat man auch das große Display an der Oberseite übernommen. Bei der ersten Generation war dieses noch wesentlich kleiner. Viel darauf herumdrücken wird man wohl nicht, schließlich kann man alles via App oder Siri steuern, aber zumindest optisch macht es mehr her, wenn man etwa mit dem Sprachassistenten spricht und dieser sich auch zusätzlich via Farbeinblendung meldet. Via Mikrofon wird mit einem der nächsten Software-Updates zusätzlich erkannt, ob in der Wohnung ein Feueralarm ausgelöst wird – speziell für Hausbesitzer vielleicht ein Feature. So kann man im Urlaub notfalls die Feuerwehr anrufen, wenn das eigene Handy eine Feueralarm-Nachricht vom Homepod gepusht bekommt.

Klare Designsprache

Wichtig bei Apple-Produkten ist natürlich auch immer das Design. Dieses hat sich in den fünf Jahren allerdings kaum verändert. Zwar ist die zweite Generation etwas kleiner als ihr direkter Vorgänger, 16,8 Zentimeter statt 17,2 cm, und etwas leichter, 2,34 kg statt 2,5 kg, aber die Optik ist quasi dieselbe. Das ist nichts Schlechtes, schließlich wirkt das Gerät zwar wuchtig, aber nicht unelegant. Gerade die schwarze Version fügt sich wohl gut in die meisten TV-Kasten-Set-ups ein. Einziger Nachteil gegenüber den weißen Lautsprechern: Die glatte Touch-Oberfläche zieht Fingerabdrücke an wie schwarze Möbel den Staub. Wie gesagt, wirklich genutzt wird die Touch-Steuerung ohnehin nicht, erwähnt soll es trotzdem sein.

Eine Steckdose pro Lautsprecher sollte man auch einkalkulieren. Der Stromanschluss ist an der Rückseite des Homepods angebracht und kann in den meisten Fällen wohl dezent ins Kabelwirrwarr des TV-Kastens verschwinden.

Der Homepod (zweite Generation) ist ab 3. Februar 2023 erhältlich und kostet 349 Euro. Er ist in den Farben Schwarz, von Apple als Mitternacht bezeichnet, und Weiß erhältlich. Im Kaufpreis ist ein sechs-monatiges Probeabo von Apple Music enthalten.

Für den Test wurden von Apple zwei Homepods dem STANDARD zur Verfügung gestellt.

Das Display an der Oberseite füllt diesmal die ganze Fläche.
Foto: Apple

Fazit

Teure Smart Speaker haben es schwer auf einem Markt, auf dem nur wenige in gute Tonqualität investieren wollen – sagen zumindest die Verkaufszahlen. Hardware dieser Art, egal ob von Google, Apple oder anderen Herstellern, ist in der Regel eine Komfortsache, die man gerne nutzt, für die man aber keine 400 Euro oder mehr ausgeben möchte. Deshalb darf man davon ausgehen, dass auch der Homepod der zweiten Generation kein Selbstläufer wird, auch aufgrund des von der Inflation angeschlagenen Marktes.

Schade, denn als Smart Speaker macht das Gerät, was es soll. Der Klang ist schon bei nur einem Homepod umwerfend, mit zwei Lautsprechern schöpft man aus dem Vollen des möglichen 3D-Sounds. Der Verbau alter Standards wie Wifi 4 oder Bluetooth 5 muss keine Sorgenfalten produzieren, schließlich ist man mit Matter-Unterstützung zumindest in Sachen smartes Wohnen gut aufgestellt. Uneingeschränkt empfehlen kann man das Gerät aber nur jenen Leuten, die sich das Teil erstens leisten können und zweitens im Apple-Universum zu Hause sind. Ohne iPhone oder iPad macht das Gerät keinen Spaß – oder besser gesagt keinen Sinn.

Wer iPhone und Apple TV zuhause hat, der holt sich mit dem neuen Homepod in jedem Fall einen starken Smart-Lautsprecher in sein Heim und wird mit dem Kauf wahrscheinlich sehr glücklich sein. (Alexander Amon, 31.1.2023)