Gerhard Milletich geht ab, er will dem Image des ÖFB nicht mehr länger schaden.

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Am Dienstag, kurz vor 17 Uhr, wurde offiziell, was eigentlich seit Wochen erwartet worden war. Der 66-jährige Burgenländer Gerhard Milletich ist als Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) zurückgetreten. Von seiner knapp 16-monatigen Amtszeit bleibt als letzte Tat eine persönliche Erklärung, die lautet:

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Fußballs, aufgrund der massiven medialen Negativ-Kampagne und der internen Angriffe gegen meine Person sehe ich mich veranlasst, meine Funktion als Präsident des ÖFB mit sofortiger Wirkung zurückzulegen. Dieser Rückzug erfolgt zum Schutz meines privaten und geschäftlichen Umfelds und soll weiteren Schaden vom ÖFB abwenden. Denn die mediale Vorverurteilung der letzten Monate sowie die persönlichen Angriffe einiger Präsidiumsmitglieder haben nicht nur meine Reputation, sondern auch das Ansehen des ÖFB in der Öffentlichkeit stark beschädigt. Gleichzeitig halte ich aber ausdrücklich fest, dass ich mein Ehrenamt niemals missbraucht habe. Im Nachhinein betrachtet hätte ich ausheutiger Sicht manche Kommunikation ein wenig anders geführt. Dennoch habe ich immer im Sinne des ÖFB gehandelt und habe mir daher nichts vorzuwerfen. Da aber trotz meiner Bemühungen, alle Vorwürfe restlos und transparent aufzuklären, die Feindseligkeiten einiger Mitglieder des Präsidiums nicht eingedämmt wurden, blieb mir letztlich kein anderer Weg, alsmeine Funktion zurückzulegen."

Milletich führte auch Positiva an, es sei ihm gegönnt: "Mein persönlicher aufrichtiger Dank geht an all jene Mitglieder des Präsidiums, die mit mir gemeinsam in den letzten Monaten richtungsweisende Entscheidungen – wie zum Beispiel die Bestellung des Teamchefs Ralf Rangnick und die Grundsatzentscheidung für die Errichtung des Trainingszentrums in Aspern – mitgetragen haben."

Die Vorgeschichte: Ende Oktober berichtete das Nachrichtenmagazin News in einer Titelgeschichte über die Geschäfte des Großverlegers Milletich (Bohmann-Verlag), der Kurier zog nach. Der Hauptvorwurf: Milletich soll im Zuge der Vorstellungsrunden mit Sponsoren des ÖFB um Einschaltungen in seinen eigenen Magazinen geworben beziehungsweise ersucht haben. Strafrechtlich ist das nicht wirklich relevant gewesen, die Unternehmen wurden dazu ja nicht genötigt. Also musste der Satz "Es gilt die Unschuldsvermutung" nicht strapaziert werden. Moralisch und optisch war es ein Totalschaden. Von wegen Compliance.

Eigentor

Milletich kündigte Klagen gegen die Zeitungen an, von wegen Rufschädigung. Es kam dann tatsächlich am 16. Jänner zu einem Medienprozess am Straflandesgericht in Wien gegen den Kurier. Das Ansuchen auf eine Gegendarstellung wurde abgelehnt. Milletich hatte sich ein klassisches Eigentor geschossen. Und es bedeutete das endgültige Aus, die Frage war nur, wann es zum Abpfiff kommt. Es war der 31. Jänner 2023. Irgendwann hat jede Sturheit ein Ende. Der Zorn der Landespräsidenten war davor schon groß, der Tiroler Josef Geisler sagte dem STANDARD: "Ein ehrenamtlicher Präsident muss sich anständig verhalten. Ich sehe eine rote Linie überschritten." Der oberösterreichische Chef Gerhard Götschhofer, ebenfalls ein Kritiker, zollte nun Respekt. "Es kann Ruhe einkehren."

Das unabhängige Ethikkomitee der Bundesliga kann sich nun einen Bericht über die Causa sparen.

Am Freitag findet in Graz eine Präsidiumssitzung statt, dort wird über die weitere Vorgehensweise entschieden. Eine Hauptversammlung kann frühestens Ende Mai stattfinden, bis dahin übernimmt ein Vizepräsident den Laden. Geisler, Götschhofer, Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner und Bundesliga-Aufsichtsratsvorsitzender Philip Thonhauser stehen zur Auswahl. In Zukunft wird ein Außenstehender für den Posten favorisiert. Er soll unabhängig sein und keine persönlichen Interessen haben. Die Suche kann dauern. (Christian Hackl, 31.1.2023)