Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen war erfolgreich.

Foto: EPA/DEPARTMENT OF FIRE AND EMERGENCY SERVICES WA HANDOUT

Die Kapsel am Fahrbahnrand.

Foto: REUTERS/Western Australian Department Of Fire And Emergency Services

Perth – Nach tagelanger Suche haben Expertinnen und Experten in Westaustralien eine von einem Laster gefallene radioaktive Kapsel gefunden. Einsatzteams hätten die winzige und sehr gefährliche Kapsel etwa 50 Kilometer südlich der Bergbaustadt Newman entdeckt, berichtete der Sender ABC am Mittwoch unter Berufung auf die Regierung der Region.

VIDEO – Aufatmen in Westaustralien: Die winzige hochradioaktive Kapsel für ein Messgerät, die der Bergbauriese Rio Tinto auf einer 1.400 Kilometer langen Strecke verloren hatte, ist nach sechstägiger Suche wieder aufgetaucht.
DER STANDARD

Die nur millimetergroße Hülse war beim Transport von einer Mine nördlich von Newman zu einem Depot nahe der Großstadt Perth aus ihrem Container gefallen. Seither suchten Spezialistinnen und Spezialisten mit Detektoren die 1.400 Kilometer lange Strecke ab. Medien hatten geschrieben, das Unterfangen komme einer Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gleich.

Kapsel wird auf Schäden untersucht

Gefunden wurde die Minikapsel schließlich nur zwei Meter neben der Straße. Auf Fotos war zu sehen, wie die Hülse in der staubtrockenen roten Erde liegt, umgeben von kleinen Steinen und von diesen kaum zu unterscheiden. Mit einem Bleicontainer wurde die radioaktive Kapsel dann gesichert. Über Nacht soll sie an einem sicheren Ort in Newman bleiben, bis sie am Donnerstag dann zu einer Einrichtung des Gesundheitsministeriums transportiert und dort auf Schäden untersucht wird. Die Behörden prüfen die Umgebung des Fundorts in den kommenden Tagen auf eine mögliche Kontamination. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Kapsel ausgelaufen sei, hieß es.

Der Vorfall ereignete sich irgendwann nach dem 12. Jänner. Dass die Kapsel fehlte, wurde erst am 25. Jänner beim Entladen des Lkws bemerkt. Zeitweise wurde befürchtet, sie könnte sich im Profil eines vorbeifahrenden Fahrzeugs auf dem Great Northern Highway festgesetzt haben.

Die Behörden hatten die Menschen tagelang immer wieder aufgefordert, mindestens fünf Meter Abstand zu halten, sollten sie das silberne Gehäuse entdecken. Die Strahlung hätte zu Verbrennungen der Haut und bei längerer Exposition auch zu Krebserkrankungen führen können.

Verwendet werden solche radioaktiven Kapseln im Bergbau. In der Region von Newman wird vor allem Eisenerz abgebaut. Der britisch-australische Bergbauriese Rio Tinto hatte sich für den Vorfall entschuldigt. Der Konzern betreibt die Gudai-Darri-Mine, von wo aus die Kapsel transportiert wurde. Rio Tinto hatte nach eigenen Angaben einen Drittanbieter mit entsprechendem Fachwissen und Zertifizierung beauftragt, die Kapsel – die kleiner als eine Zehn-Cent-Münze ist – sicher zu verpacken.

Verfahren unwahrscheinlich

Wie die Kapsel von der Ladefläche des Lasters fallen konnte, ist noch unklar. "Es ist mir ein Rätsel, wie so etwas von der Ladefläche eines Lastwagens fallen kann", hatte der Regionalminister für Notdienste Stephen Dawson zuvor erklärt. Zu dem Vorgang laufen Untersuchungen. Es wird angenommen, dass sich im Container durch die Vibrationen bei der Fahrt ein Bolzen gelöst hat und die Minihülse durch das Bolzenloch fiel. Es gilt als unwahrscheinlich, dass es zu einem juristischen Verfahren kommen wird. Derzeit versucht die Regierung von Westaustralien aber zu klären, wie die teure und aufwendige Suche bezahlt werden soll. (red, APA, 1.2.2023)