Jugendliche nutzen hauptsächlich soziale Medien zur Informationsbeschaffung.

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Soziale Medien, Influencer und Youtube werden in der Informationsbeschaffung für Jugendliche immer wichtiger, jedoch fehlt oft die Kompetenz, Fakt und Fake auseinanderhalten zu können. Die Mehrheit verlässt sich auf das Bauchgefühl.

Die Mehrheit der österreichischen Jugendlichen (62 Prozent) verwendet täglich soziale Netzwerke, um sich über tagesaktuelle Themen zu informieren. Gleichzeitig schätzen 39 Prozent der Befragten die Inhalte auf diesen Plattformen als wenig glaubwürdig ein, für 23 Prozent sind sie sogar unglaubwürdig, wie eine aktuelle Studie im Auftrag des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und der Internet Service Providers Austria belegt.

"Fake News sind Gift"

"Fake News sind wie Gift, das dafür sorgt, dass wir uns nicht mehr auf die Wahrheit verlassen können", so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bei der Studienpräsentation im Bundeskanzleramt.

Wie bereits bei einer ähnlichen Erhebung 2017 sind Onlinemedien und soziale Netzwerke auch 2023 für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen. Die sozialen Netzwerke stehen an erster Stelle und werden von 80 Prozent der befragten Jugendlichen mindestens wöchentlich genutzt – 2017 waren es nur 59 Prozent. Youtube wird, mit einem besonders deutlichen Zuwachs von 75 Prozent der Jugendlichen, zumindest wöchentlich zur Information über tagesaktuelle Themen verwendet – vor fünf Jahren sah nur ein Viertel der Jugendlichen die Videoplattform als Informationsmedium an.

Nutzung klassischer Medien geht zurück

Danach folgen Streamingplattformen mit 59 Prozent, dann Fernsehen mit 54 Prozent, (2017: 59 Prozent) sowie Blogs und Webseiten (48 Prozent). Nur vier von zehn Jugendlichen nutzen Webseiten klassischer Medien, Wikipedia sowie Radio. Podcasts werden von 24 Prozent der Jugendlichen genutzt. Gedruckte Tageszeitungen und Magazine spielen nur noch bei 17 Prozent der Jugendlichen eine relevante Rolle, das ist ein Rückgang um acht Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.

Für Matthias Jax, Projektleiter von saferinternet.at, eine gefährlich Entwicklung: "Dies ergibt ein bedenkliches Informationsvakuum, da sich Österreichs Jugendliche laut den Studienergebnissen zunehmend vom Konsum der klassischen Medien verabschieden."

Obwohl soziale Netzwerke die wichtigste Informationsquelle für Jugendliche sind, beurteilen sie diese als wenig glaubwürdig. Nur acht Prozent der Befragten schätzen soziale Netzwerke als "sehr glaubwürdig" ein, das sind zwei Prozentpunkte weniger als noch vor fünf Jahren. Ähnliches gilt für die zweitwichtigste Informationsquelle, Youtube, die nur von zehn Prozent als "sehr glaubwürdig" bewertet wird.

Das meiste Vertrauen unter Jugendlichen genießen die Informationsquellen

  • Wikipedia: 25 Prozent (2017: 21 Prozent)
  • Radio: 21 Prozent (2017: 32 Prozent)
  • Fernsehen: 20 Prozent (2017: 29 Prozent)
  • Webseiten der klassischen Medien: 19 Prozent (2017: 23 Prozent)
  • Tageszeitungen und Magazine: 12 Prozent (2027: 20 Prozent)

Medien werden zwar aktuell von Jugendlichen noch als glaubwürdiger beurteilt, aber weitaus weniger genutzt. "Der Rückgang bei der Nutzung von klassischen Medien und deren Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Menschen öffnen der Verbreitung von Fake News aus dubiosen Quellen Tür und Tor. Wir laden die österreichischen Medien ein, verstärkt auf Jugendliche zuzugehen, und stehen für die Entwicklung gemeinsamer Initiativen zur Verfügung. Gleichzeitig sind der Bildungsbereich und die Eltern gefordert, praktische Medienkompetenz und Quellenbewertung stärker in den Mittelpunkt der Allgemeinbildung und des Familienalltags zu rücken", so Matthias Jax.

Influencer sind im Ranking wichtiger als klassische Medien

Ebenfalls werden "Influencerinnen und Influencer" von Jugendlichen verstärkt als tägliche News- und Informationsquelle genutzt und von diesen als "moderne Journalisten" wahrgenommen. Jedoch handelt es sich hierbei meist um junge Menschen, die eigene Onlinekanäle betreiben, aber in der Regel keinen redaktionellen Qualitätskriterien unterliegen. Bereits 63 Prozent der Jugendlichen beziehen sich bei tagesaktuellen Themen auf Beiträge von Influencerinnen und Influencern.

Besonders auffällig: Klassische Internetsuchmaschinen verlieren an Bedeutung und werden im täglichen Gebrauch von Jugendlichen vorrangig für den schulischen und beruflichen Kontext verwendet. Als private Recherche- und Informationsquelle werden diese nur mehr von 48 Prozent der Jugendlichen genutzt. Bei der Internetsuche dominieren inzwischen Youtube mit 75 Prozent und soziale Netzwerke mit 80 Prozent.

Das "Bauchgefühl" ist der Wegweiser

49 Prozent der befragten Jugendlichen sind sich häufig unsicher, ob Informationen im Internet wahr sind. Selbst für schulische Zwecke überprüfen jedoch nur 64 Prozent der Jugendlichen die Quellen von Informationen – und nur, wenn ihnen die Information unglaubwürdig erscheint. "Das Bauchgefühl spielt somit für die Beurteilung von Informationsquellen eine wichtige Rolle. Was dieses Bauchgefühl ausmacht, können Jugendliche aber kaum beschreiben", sagt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von saferinternet.at.

Zur Überprüfung von Informationen fehlen aber oft Kenntnisse, vor allem Faktenchecks wären wichtig. Die Hälfte der jungen Menschen gibt an, Nachrichten zu aktuellen Themen ungeprüft weiterzuleiten, so die Studie, die anlässlich des Safer Internet Day am 7. Februar in Auftrag gegeben wurde.

Fazit: Die Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen vor allem über soziale Medien, vertrauen den dort bezogenen Informationen jedoch kaum. Es gibt große Wissenslücken und Probleme bei der Bewertung von Informationsquellen. Gleichzeitig sinkt der Konsum von klassischen Medien unter Jugendlichen stetig.

Künstliche Intelligenz bringt neue Herausforderungen

Die Informationsbeschaffung von Jugendlichen sowie die Wissensvermittlung im Bildungssystem und im privaten Bereich werden sich aufgrund von KI-Systemen wie etwa Chat GPT weiter massiv verändern. Mehr Material dazu stellt die Initiative Saferinternet auf ihrer Website zur Verfügung. (pez, 2.2.2023)