Die neue Unterwasser-Parkgarage für Fahrräder am Amsterdamer Stationsplein, direkt vor dem Hauptbahnhof.

Foto: Imago / Richard Wareham

Bis zu 7.000 Räder finden hier Platz. Die ersten 24 Stunden sind kostenlos, danach kostet die Garagennutzung 1,35 Euro pro Tag.

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Zum Einchecken muss das Rad mit einem Sticker registriert sein, abgerechnet wird über Kartenzahlung.

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Amsterdam – Nach vier Jahren Bauzeit war es am 26. Jänner endlich so weit: Die erste von zwei gigantischen Parkgaragen für Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof wurde ihrer Bestimmung übergeben. Die Garage am Stationsplein, dem Bahnhofsvorplatz, fasst rund 7.000 Fahrräder. Bis 14. Februar wird auf der Hinterseite des Verkehrsknotenpunkts, am IJboulevard, eine zweite Unterwasser-Garage für weitere 4.000 Räder fertiggestellt und eröffnet. Das Projekt Unterwasserparken für Räder kostete die Stadt gut 60 Millionen Euro und soll helfen, den Radverkehrsanteil weiter zu steigern. Schon heute benutzen gut 35 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner täglich das Fahrrad.

Eine Zeitrafferaufnahme zeigt, wie die Radgarage unter Wasser entstanden ist.
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Wobei eines der großen und allgegenwärtigen Probleme der Radmetropole Amsterdam der Mangel an Park- und Abstellmöglichkeiten ist. Keine Laterne, kein Brückengeländer, an dem nicht unzählige Räder oder Reste davon festgekettet sind. Für den Alltagsverkehr nutzt man daher in der Regel alte Drahtesel, deren Verlust oder Diebstahl leichter verkraftet werden kann. Mit den neuen unterirdischen Garagen sollen auch sichere Abstellmöglichkeiten geboten werden, die das Abstell- sowie Diebstahlsproblem lindern.

Moderne Abstellanlagen statt Öffi-Mitnahme

In der Garage Stationsplein werden dazu von 7000 Plätzen ganze 6.300 Privaträdern vorbehalten sein. 700 sollen für Leihräder zur Verfügung stehen. Statt Räder in Öffis mitzunehmen, setzt man in den Niederlanden nämlich darauf, an den Bahnhöfen Infrastruktur in Form von sicheren Abstellanlagen oder Leihradstationen bereitzustellen. Das ist günstiger, als im verhältnismäßig teuren Schienenverkehr Platz für die Mitnahme von Fahrrädern zu schaffen.

Am 14. Februar öffnet die zweite Unterwassergarage am IJboulevard, an der Hinterseite des Hauptbahnhofs.
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Die Nutzung der neuen Unterwassergaragen ist denkbar einfach. LED-Anzeigen an den Einfahrten zeigen die Zahl der noch freien Plätze an. Über Rampen oder Fahrsteige geht es bequem nach unten. Und in den hell gestalteten Garagen zeigen Lichter an, wo sich die freien Abstellplätze befinden. Bezahlt wird mittels Karte – wer eine Jahreskarte für die Öffis besitzt, kann diese zum kostenlosen Parken nutzen.

An den Rädern selbst wird ein Sticker angebracht, der sie als "zum Abstellen berechtigt" kennzeichnet. Dazu gab es bereits Kritik, da sich diese Sticker einfach entfernen und somit missbräuchlich auf anderen Rädern benutzen lassen. Wie man damit in der Praxis umgeht, wird sich zeigen. Denn nach den ersten, kostenlosen 24 Stunden wird pro weiterem Tag eine Parkgebühr von 1,35 Euro fällig. Der Sticker am Rad verrät, von welchem Account die Gebühr abgebucht wird. Generell gilt in der Garage ein "First come, first served"-Prinzip. Spezielle Abstellanlagen für sperrige, mehrspurige Lastenräder oder Ladestationen für E-Bikes sind vorerst nicht vorgesehen.

Die berühmte und chronisch überlastete Fietsflat wird mit Ende Februar geschlossen, bleibt aber als Notfallparkhaus vorerst bestehen.
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Aus für die berühmte Fietsflat

Mit den beiden neuen Unterwassergaragen verfügt der Amsterdamer Hauptbahnhof über insgesamt vier Radparkgaragen, die insgesamt 14.000 Rädern Platz bieten. Zugleich wird mit den neuen Garagen eine andere, fast schon berühmte Amsterdamer Radsehenswürdigkeit verschwinden: die Fietsflat, zu deutsch "Radl-Wohnung". Seit 2001 bot dieses ursprünglich nur als temporäre Lösung gedachte dreistöckige Gebilde insgesamt 2.500 Fahrrädern kostenlose Parkmöglichkeiten. Die Fietsflat war von Beginn an chronisch überlastet und wurde mit ihren tausenden, scheinbar chaotisch abgestellten Rädern direkt beim Bahnhof zu einem beliebten Fotomotiv für Touristen.

Wer nun noch ein Rad auf der Fietsflat abgestellt hat, kann es bis 24. Februar abholen, bevor es von der Stadtverwaltung entfernt wird. Das Gebäude selbst wird vorerst bestehen bleiben, teilte Amsterdam mit, und soll notfalls wieder aufsperren, wenn auch die neuen unterirdischen Garagen zu klein werden sollten. (Steffen Kanduth, 3.2.2023)