Die Musikerin Olga Osinny, auf dem Bild umgeben von "Panzerigeln", macht sich in Kiew auf den Weg, um Visionäre einer besseren Zukunft zu treffen.

Foto: Maksym Kostenko

Vor einem Jahr haben sogenannte "Panzerigel" das Stadtbild von Kiew ganz wesentlich mitgeprägt. Zwar sind solche Stahlkonstruktionen, mit denen russischen Panzern der Weg versperrt werden sollte, noch immer in der ukrainischen Metropole zu finden, schließlich hält der Angriffskrieg Russlands weiter an.

Ein Teil der Panzersperren ist aber bereits auf dem Weg in Lagerhallen. Ein anderer Teil wurde zu Fahrradständern oder Parkbänken umfunktioniert. Die Anleitung dafür lieferte die Designerin und Architektin Sofia Bonda, die das sogenannte "Hedgehog Manual" entwickelte. Ihre Idee eignet sich sogar zum Export ins Ausland, wo für friedliche Zwecke umgewandelte "Panzerigel" als Mahnmal dienen könnten.

Es sind Kreative wie Bonda, die im Zentrum der jüngsten Tracks East-Folge stehen, zu sehen Freitagnacht auf Arte und weiterhin in der Sender-Mediathek. Als Reiseführerin fungiert etwa die Musikerin Olga Osinnya, die selbst zuerst nach Berlin geflüchtet, dann wieder nach Kiew zurückgekehrt ist. In The Day After Tomorrow: Visionen für die Ukraine stellt sie Menschen vor, die sich mit erstaunlichem Ideenreichtum zu helfen wissen, aber auch schon auf die Zeit nach dem Krieg vorausblicken.

Unter den Porträtierten finden sich Ukrainerinnen und Ukrainer, die Verpackungen aus Laub herstellen, gebrauchte E-Zigaretten in Powerbanks verwandeln oder neue Cafés in der Ukraine eröffnen und auf eine tolerantere Gesellschaft hoffen. Wie ein roter Faden zieht sich der Wunsch nach EU-Mitgliedschaft durch die Gespräche. Am erstaunlichsten an der Reportage ist aber, dass hier Mut und Hoffnung von Menschen verbreitet wird, die direkt von der erdrückenden Kriegsrealität betroffen sind. (Karl Gedlicka, 3.2.2023)