Steffen Hofmann glaubt an erfolgreiche Zeiten in Hütteldorf. Man will den Salzburgern etwas näher kommen.

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Steffen Hofmann ist seit 2002 bei Rapid. Als Fußballer wurde er zweimal Meister und 2010 sogar österreichischer Torschützenkönig (obwohl Mittelfeldspieler). Nach seiner aktiven Karriere blieb der heute 42-jährige Würzburger dem Verein in diversen Funktionen erhalten. Nun ist er einer von drei Geschäftsführern und wie auch Markus Katzer für den Sport verantwortlich. Hofmann, er gehört bis auf Widerruf dem Präsidium an, soll Rapids Stimme sein. Am Freitag findet das Viertelfinale des Cups beim Wolfsberger AC statt (18 Uhr, live ORF 1). "Die Vorfreude ist groß, die Vorbereitung war gut", sagt er.

STANDARD: Vorweg: Teamchef Ralf Rangnick wünscht sich Länderspiele in Rapids Allianz Stadion. Kann der Wusch erfüllt werden?

Hofmann: Schön, dass ihm unser Stadion gefällt. Man muss abwarten, es sind viele Themen zu klären. Ich wünsche mir auch sehr viele Dinge, meine Kinder wünschen sich viele Dinge. Manchmal bekommt man sie, manchmal nicht.

STANDARD: Steffen Hofmann ist nun der mächtige Mann bei Rapid. Stimmen Sie dem Satz zu?

Hofmann: Nein.

STANDARD: Was sind Sie dann?

Hofmann: Ein Mitarbeiter von Rapid, der genauso viel dazu beitragen möchte wie alle anderen, dass wir wieder erfolgreich sind. Von der Geschäftsführung angefangen über allle Ebenen. Ich tue mir mit dem Begriff Macht übrigens schwer, der gehört nicht zu meinem Leben.

STANDARD: Haben Sie die Position angestrebt, oder hat sie sich einfach ergeben?

Hofmann: Es hat sich ergeben. Das war nicht mein Ziel, man hat im Präsidium entschieden, dass man von zwei auf drei Geschäftsführer gehen möchte. Das macht auch Sinn.

STANDARD: Sie haben auch als Spieler Verantwortung übernommen. Besitzen Sie ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein?

Hofmann: Das sollen andere beurteilen. Wenn ich etwas mache, will ich es ordentlich machen. Und darauf achten, dass es dabei allen anderen gut geht.

STANDARD: Präsident Alexander Wrabetz, an dessen Installierung Sie maßgeblich beteiligt waren, hat gesagt, Sie sind fortan die Stimme Rapids. Was würden Sie kurz vor dem Bundesliga-Start gerne mitteilen oder loswerden? Was ist Ihnen wichtig?

Hofmann: Dass man positiv an die ganze Geschichte rangehen soll und nicht wieder alles schwarzmalt. Gemeinsam schauen, dass wir erfolgreich werden. Klar, das geht nicht von heute auf morgen, nur weil eine neue Geschäftsführung da ist. Es wird Zeit und Geduld brauchen.

STANDARD: Sie sind mehr als 20 Jahre, von einer kurzen Unterbrechung bei 1860 München abgesehen, bei Rapid. Was macht das mit einem Menschen?

Hofmann: Ich bin stolz, so lange da zu sein. Natürlich ist der Klub sehr emotional, aber das ist mir lieber als Gleichgültigkeit. Selbstverständlich kosten diese Emotionen manchmal mehr Kraft, als es bei anderen Vereinen der Fall ist.

STANDARD: Ist der Mythos Fluch oder Segen?

Hofmann: Beides. Man kann sich nicht nur die coolen Sachen rausziehen. Wir haben die meisten Fans und somit den meisten Druck und Stress. Das muss man akzeptieren.

STANDARD: Ist die Macht der Fans zu groß?

Hofmann: Rapid ist ein Mitgliederverein. Wir genießen es ja, wenn das Stadion voll, die Stimmung toll ist. Wir müssen ab und zu besser kommunizieren. Rapid muss wieder leiwand sein.

STANDARD: Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber auseinander, oder?

Hofmann: Wir müssen unseren Weg gehen, schauen, dass wir Ziele erreichen, dürfen uns nicht von äußeren Einflüssen leiten lassen. Nur weil es ungemütlich wird, können wir nicht alles über Bord schmeißen. Aber wie gesagt, es wird dauern.

STANDARD: Noch einmal: War das peinliche Scheitern im Europacup an Vaduz der Grund, dass Sie nun Geschäftsführer und Stimme sind?

Hofmann: Natürlich. Präsident Bruckner und Geschäftsführer Peschek sind zurückgetreten, darauf hatte ich wirklich keinen Einfluss. Ohne Vaduz würden wir nicht miteinander sprechen.

STANDARD: Das muss nicht sein. Es klingt banal, ist aber kompliziert: Geht es im Fußball nicht einfach nur um den Gewinn von Titeln?

Hofmann: Unser Anspruch muss sein, jedes Spiel zu gewinnen. Egal ob in der österreichischen Liga oder irgendwann hoffentlich in der Champions League. Wenn man nicht mit dieser Einstellung in ein Spiel geht, hat man schon verloren. Wobei es keine grandiose Erkenntnis ist, dass wir nicht jedes Match gewinnen werden.

STANDARD: 2005 ist Red Bull Salzburg aufgetaucht. Kann man den Abstand zum Serienmeister zumindest verringern?

Hofmann: Ja. Es wird kein leichter Weg sein, es geht nur, wenn wir konsequent auf unsere Jungs setzen. Wir müssen sie pushen, jeden Tag ein Stück besser machen. Arbeitet Salzburg weiter so, wovon ich ausgehe, ist es extrem kühn zu behaupten: Wir jagen sie.

STANDARD: Die Erwartungen an das Trio Markus Katzer, Cheftrainer Zoran Barisic und Hofmann sind groß. Macht das etwas Angst?

Hofmann: Wovor sollten wir Schiss haben? Wir werden jeden Tag arbeiten und das Beste probieren, damit man im Stadion guten Fußball sieht. Es geht nicht um uns drei, es geht um Rapid.

STANDARD: Katzer, Barisic und Sie sind freundschaftlich miteinander verbunden. Birgt das eine gewisse Gefahr, von wegen Freunderlwirtschaft?

Hofmann: Nein, keine Ahnung, wer von uns drei am längsten überlebt. Besser befreundet als verfeindet.

STANDARD: Katzer kümmert sich um die Belange der Kampfmannschaft, ums Scouting. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben?

Hofmann: Die gesamte strategische und sportliche Ausrichtung sowie die Kommunikation. Im Sport für eine bessere Durchgängigkeit sorgen, die jungen Spieler fördern, ihnen helfen. Und den Frauenfußball auf Schiene bringen.

STANDARD: Sollten Talente nicht länger bleiben? Muss Rapid den Jungen mehr bieten?

Hofmann: Ja, das wird probiert. Wir müssen selbstbewusst sein, sie auf die Perspektiven, die Rapid bietet, aufmerksam machen. Manchmal ist es nicht zu verhindern, dass sie früh ins Ausland wechseln. So ehrlich muss man sein.

STANDARD: Werden Sie bei den Spielen auf der Bank sitzen?

Hofmann: Sicher nicht.

STANDARD: Sie werden in Hütteldorf Fußballgott genannt. Kann Beten eine Lösung, eine Hilfe sein?

Hofmann: Nein. Aber wer beten will, soll es tun. (Christian Hackl, 2.2.2023)