Bei so manchem "netten" Familientreffen schon einmal daran gedacht, vielleicht statt den lieben Verwandten einfach Bello und Kitty alles zu hinterlassen? In Österreich ist es derzeit nicht möglich, ein Haustier als Erben einzusetzen. Hierzulande gilt ein Tier rein rechtlich immer noch als Sache. Testamente, in denen Hunde und Co als Erben aufscheinen, sind ungültig. In Ländern wie den USA oder Großbritannien ist das aber anders. In den meisten Fällen werden dort die Testamente von den Verwandten angefochten, und die Gerichte reduzieren das Erbe zugunsten des Tieres häufig auf ein vertretbares Maß.
Dennoch haben Besitzer, auch hierzulande, Möglichkeiten, für ihre Vierbeiner vorzusorgen. Zum Ersten können Erblasser eine bestimmte Person ihres Vertrauens zum Alleinerben bestimmen und damit eine Auflage verbinden, welche die Person dazu verpflichtet, das Tier bis zu dessen Ableben zu versorgen. Damit dies auch so geschieht, kann der Erblasser einen Testamentsvollstrecker bestimmen, welcher regelmäßig kontrolliert, ob diese Auflage auch eingehalten wird. Alternativ kann der Erblasser auch einen Erben bestimmen und für das Tier zugleich einen Pfleger einsetzen. Dabei erhält der Pfleger vom Erben eine monatliche, im Testament konkret festgelegte Vergütung. Eine dritte Möglichkeit gibt es für Tierbesitzer mit einem großen Vermögen: Sie können eine Stiftung für ihr Haustier gründen.
Im Falle der verworrenen Netflix-Miniserie "Gunther's Millions" soll die ehemalige Besitzerin so für ihren Schäferhund vorgesorgt haben. Sowohl die Besitzerin, angeblich eine deutsche Gräfin, als auch Gunther III. sind das Konstrukt des Nutznießers der ganzen Geschichte: Maurizio Mian, ein italienischer Unternehmer und Pharmazeut, nutzte auf geschickte Weise Personen (und Tiere) aus seinem Umfeld, um sein Familienvermögen steuerfrei in diverse Stiftungen zu verlagern. Doch auch wenn die Geschichte um den angeblich reichsten Hund der Welt nicht ganz so stimmt, gibt es Haustiere, die dank ihrer wohlhabenden Besitzer ausgesorgt haben.
Die Erbin des Zaren
Choupette, die französische Birma-Katze des 2019 verstorbenen Modedesigners Karl Lagerfeld, lebt dank ihres ehemaligen Besitzers weiterhin ein Luxusleben. Die cremefarbene Katze soll 170 des auf 800 Millionen Euro geschätzten Vermögens des Modezars "geerbt" haben. Der Modeschöpfer äußerte sich einst dazu: "Choupette hat ihr eigenes, kleines Vermögen. Wenn mir etwas zustößt, wird die Person, die sich um sie kümmern muss, keine Not leiden."
Seit seinem Ableben kümmert sich seine ehemalige Haushälterin und gute Freundin Françoise Caçote um Choupette. Eigentlich hätte die blauäugige Katze das gar nicht nötig: Als Model für "Vogue" und als Werbegesicht für beispielsweise Katzenmöbel verdient sie gutes Geld – mehr als vier Millionen soll sie so erwirtschaftet haben. Auch auf Social Media beweist die Katze Starqualitäten und twittert seit 2012 erfolgreich ihre Sicht der Dinge.
Die Kronzeugin
Auch ein anderer deutscher Modeschöpfer vermachte seinem Hündchen, so weit es möglich war, etwas von seinem Vermögen: Der Münchner Designer Rudolph Moshammer hinterließ Yorkshire-Terrier Daisy seine Villa in Grünwald beziehungsweise lebenslanges Wohnrecht darin. Ein Recht, von dem die Hündin nicht lange Gebrauch machen konnte, sie starb nur zwei Jahre nach ihrem Herrchen. Er wurde Anfang 2005 in eben dieser Villa brutal mit einem Stromkabel von einem von ihm im Rotlichtviertel aufgelesenen Mann erdrosselt.
Die Polizei fand Daisy im Schlafzimmer des Ermordeten. Moshammers Schoßhund wurde nach dessen Tod von Moshammers ehemaligem Chauffeur betreut. Als Alleinerben wählte der exzentrische Designer jedoch einen langjährigen Geschäftspartner und Freund Walter Käßmeyer. Der Immobilienmakler setzte das Erbe im Sinne Moshammers für Daisy und karitative Zwecke ein. Moshammers Mörder ist seit Jänner 2023 wieder frei und wurde in den Irak abgeschoben.
Die Erben des Enfant terrible
Wohltätigkeitsorganisationen fanden sich auch im Testament des 2011 verstorbenen britischen Star-Designers Alexander McQueen. Neben einem Tierheim kamen Teile seines 16 Millionen Pfund schweren Nachlasses auch seinen drei Hunden zugute. Ebenfalls am Erbe beteiligt wurden seine Hausangestellten und McQueens Familie. Letztere bat er in einem Abschiedsbrief darum, sich um seine drei Lieblinge zu kümmern.
McQueen wurde vor zwölf Jahren erhängt in seiner Londoner Wohnung aufgefunden. Die Polizei schloss ein Fremdverschulden aus. Der Designer galt als letztes Enfant terrible der Modewelt und wurde nur 40 Jahre alt. 2003 wurde er von Queen Elizabeth II. zum "Commander of the Order of the British Empire" geehrt.
Golden-Retriever-Girl
Kurz vor ihrem 100. Geburtstag verstarb die "Golden Girls"-Darstellerin Betty White. Sie war zeitlebens eine große Tierfreundin. Eigentlich plante Betty ihrem letzten Hund, einem Golden Retriever namens Pontiac, eine Summe von 4,6 Millionen Euro zu vererben. Dazu kam es nicht, da Betty ihren Hund, der 2017 starb, überlebte.
White selbst hatte nie Kinder und hätte ihrem Hund mehr vererbt als ihren Stiefkindern. Während ihres langen Lebens engagierte sich die Schauspielerin jahrelang für den Tierschutz. Sie war im Vorstand mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen und nutze ihre Bekanntheit, um auf das Leid von Tieren aufmerksam zu machen. So wurde beispielsweise in einer Folge der "Golden Girls" das Schicksal von Windhunden auf Whites Anregen thematisiert.
Vorsorge für die Lieblinge
Auch wenn die meisten Tierbesitzer nicht über ein Vermögen wie die oben genannten Prominenten verfügen, zeigen die Fälle von Choupette und Co, dass es nicht schaden kann, auch für seine vierbeinigen Familienmitglieder vorzusorgen. Wer nicht auf die Hilfe einer Privatperson hoffen möchte, kann auch auf eine Tierschutzorganisation zurückgreifen. Die Tierfreunde Österreich empfehlen in solchen Fällen unbedingt die Aufsetzung eines Testaments mithilfe eines Notars – so bleiben den Tieren Dramen wie bei "Gunther's Millionen" hoffentlich erspart. (Anna Caroline Kainz, 3.2.2023)