Normalerweise spielen die Neuen Wiener Concertschrammeln lieber wie ihre Vorbilder beim Heurigen – ausnahmsweise aber auch wie hier in einem Konzertsaal.

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Wien – Was geschieht, wenn Johann Strauss auf Schrammelmusik trifft? Er wird zum amerikanischen Federvieh, zumindest wenn es nach den Neuen Wiener Concertschrammeln geht. Die haben ihm auf ihrem neuen Album kurzerhand den Namen "Johnny the Oistrich" – Johann der Strauß – verpasst. Strauss war nämlich nicht nur in der Habsburgermonarchie ein Star: Seine Tourneen führten ihn bis nach Boston und New York.

Der typische Wiener Klang der Marke Strauss wurde weltberühmt, sehr zum Leidwesen der Schrammelmusik, deren Ruhm nur von kurzer Dauer war.

Glücklicherweise gibt es Musiker wie die Neuen Wiener Concertschrammeln, die dem urwienerischen Genre seit bald drei Jahrzehnten zu neuem Glanz verhelfen. Mit zwei Violinen, Knopfharmonika und Kontragitarre zelebriert das Quartett rund um Peter Uhler, Johannes Fleischmann, Peter Havlicek und Thomas Stippich Weana Tanz, Märsche und Dudler. Mit von der Partie ist dieses Mal auch Sängerin Maria Stippich, die den kammermusikalischen Preziosen ihre Stimme leiht.

Zärtliche Hommage

Entstanden ist eine zärtliche Hommage an den Walzerkönig Strauss, wobei Knöpferlharmonika-Virtuose Stippich auch einige Arrangements und Kompositionen beigesteuert hat. Etwa die titelgebende Nummer Johnny the Oistrich, eine Melange aus Swing und Jodler; oder den Totentanz mit rauer Stimme und düster-melancholischem Unterton. Strauss’ Frühlingsstimmen-Walzer wiederum, ursprünglich als Koloratur-Gesangswalzer mit Orchester komponiert, inspirierte Stippich zu einem heiteren Frühlingsstimmen- Dudler. Arrangiert und bearbeitet wurde in der Schrammelmusik immer schon. Josef Mikula zum Beispiel reicherte Salomes Schleiertanz mit einer Portion Wiener Schmelz an und instrumentierte Johann Strauss’ Geschichten aus dem Wienerwald mit dem berühmten Zithersolo für seine Wiener Knopfharmonika. Auf dem Album kommt auch Johanns jüngerer Bruder Eduard zu Ehren, dessen Opus 1, die Polka française Mes Sentiments, erstmals in kammermusikalischer Fassung erklingt.

Demnächst kann man das Quartett in seinem natürlichen Habitat, dem Heurigen, erleben. Am Montag bespielen die Neuen Wiener Concertschrammeln den Liebharstaler Bockkeller in Wien-Ottakring. (mda, 4.2.2023)