Wird eine Narbe wulstig und rot, kann das optisch stören, vor allem aber auch schmerzen. Laserbehandlungen können beeindruckende Verbesserungen bringen.

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Eine Platzwunde am Kinn nach einem Sturz, eine Operation am Blinddarm, Akne-Male aus der Pubertät – Narben können viele Ursachen haben. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie halten ein Leben lang die Erinnerung an das Ereignis wach, das zu ihrer Entstehung geführt hat. Zwar werden sie meist im Laufe der Jahre weicher, flacher, blasser, doch sie verschwinden nie komplett. Das ist sehr oft kein Problem, aber es gibt auch Narben, die Schmerzen verursachen, optisch stören oder schmerzhafte Erinnerungen auslösen. Da kann die moderne Lasermedizin sehr viel bewirken.

Doch warum kommt es überhaupt zu wulstigen, unschönen oder schmerzenden Narben? Diese entstehen, wenn bei einer Wunde nicht nur die oberste Hautschicht, die Epidermis, verletzt ist, sondern auch die Lederhaut oder Dermis. Der Körper muss dann die verletzte Haut mit Bindegewebe "flicken". Es bildet sich von den Wundrändern her neues Gewebe, das der Körper mit Kollagen auffüllt. Dabei wird vermehrt Blut zugeführt, deshalb ist eine frische Narbe im Normalfall gerötet. Sie ist außerdem im Vergleich zur umliegenden Haut etwas erhaben. Wenn die verstärkte Durchblutung nachlässt, zieht sich das Kollagen zusammen, die Narbe wird flacher, blasser und weicher. Das kann aber Monate oder sogar Jahre dauern.

Narbengewebe unterscheidet sich auch nach dem Abheilen von der restlichen Haut. Oft ist es weniger elastisch, es hat keine Schweiß- oder Talgdrüsen und auch sonst keine Sinneszellen. Außerdem fehlen ihm pigmentbildende Zellen, die sich in der Epidermis befinden, deshalb bräunen Narben auch nicht.

Problematisch wird es dann, wenn die Wundheilung nicht richtig funktioniert. So gibt es etwa atrophe Narben – zu wenig Narbengewebe wird gebildet, die Wunde wird nicht ganz ausgefüllt, Vertiefungen entstehen – oder hypertrophe Narben. Diese sind erhaben und verdickt, weil sich zu viel Narbengewebe gebildet hat. Sie können auch jucken. Breitet sich das Narbengewebe über die eigentliche Wunde aus und beginnt zu wuchern, spricht man von Keloiden.

Schnitt oder Laser

Warum Narben schlecht heilen, hat mehrere Ursachen. Großflächige Narben und Brandnarben etwa können oft spannen, dazu neigen auch Narben, die sich an Gelenken befinden oder an Körperstellen, die ständig in Bewegung sind. Aber auch genetische Voraussetzungen und der Hauttyp beeinflussen die Wundheilung. Üblicherweise ist die Narbenbildung schlechter, je dunkler der Hauttyp ist.

Wenn eine Narbe schmerzhaft spannt oder durch sie die Beweglichkeit beeinträchtigt ist, muss man dieses Problem chirurgisch lösen, weiß Katharina Russe-Wilflingseder, plastische Chirurgin und Expertin für Narbenbehandlung mit Laser. "Das kann etwa bei schlecht verheilten Wunden oder Operationsnarben vorkommen, dann muss man das Narbengewebe chirurgisch entfernen und eine operative Korrektur durchführen." Doch oft kann man mit Lasern nicht invasiv eine Verbesserung erzielen. Russe-Wilflingseder selbst arbeitet bereits seit 1995 mit medizinischen Lasern und weiß, wie viel sich in diesem Bereich seither getan hat.

"Vor allem wenn Narben rot oder braun sind, schmerzen, hart oder dicker werden, bei sogenannten Narbenkeloiden, kann man mit Lasertechnik sehr viel bewirken", weiß die Expertin. Je nach Voraussetzung kommen dabei unterschiedliche Laser zum Einsatz. "Die jeweiligen Wellenlängen der Laser behandeln unterschiedliche Zielsubstanzen wie Hautoberfläche, Pigmente oder Gefäße und dringen unterschiedlich tief in die Hautschichten ein. Mit einem Farbstofflaser etwa kann man quälenden Juckreiz von Narben beseitigen, das Gewebe wird flacher und heller. Bei einer Behandlung von Verbrennungsnarben mit einem fraktioniert abtragenden Laser kann man die Oberfläche glätten und gleichzeitig durch die Miniverletzungen, die dabei entstehen, Wirkstoffe wie Cortison oder Hyaluron einschleusen, die die Narbenheilung weiter verbessern."

Lasern gegen das Stigma

Verschwinden werden die Male nicht, aber, weiß die Expertin, "man kann die Wundmale optisch deutlich reduzieren und auch retuschieren". Russe-Wilflingseder hat etwa schon zahlreiche Patientinnen und Patienten behandelt, die aus ihrer Jugend Ritzverletzungen haben. "Das erinnert die Betroffenen permanent an diese Lebensphase. Mit Laser kann man diese Narben kaschieren und repigmentieren, das reduziert auch das damit verbundene Stigma deutlich." Ebenso gute Erfahrungen hat sie bei Menschen mit Verbrennungsnarben gemacht. Abgesehen davon, dass diese sehr schmerzhaft sein können, sind sie vor allem im Gesicht und an den Händen auch eine psychische Belastung. "Man weiß, dass Menschen mit solchen Narben eine höhere Suizidrate haben als jene mit Verbrennungsnarben am Körper. Dabei gibt es wirklich effektive Möglichkeiten in der Behandlung."

Mittlerweile setzt man auch stärker auf Vorsorge: "Weiß man, dass ein Patient oder eine Patientin eine schlechte Narbenbildung hat, kann man nach einer Operation zum Beispiel schon eine Woche nach der Nahtentfernungen mit Laserbehandlungen beginnen, damit das Gewebe erst gar nicht wuchert." Dieses Abfangen der Narbenbildung gelingt umso besser, je früher die Behandlung beginnt. Und Russe-Wilflingseder hat noch einen wichtigen Hinweis: "Auch Feuermale kann man mit Laser verbessern – und je früher, desto besser. Wir behandeln mittlerweile auch Säuglinge." Das macht deshalb Sinn, weil die Gefäße des Feuermals mit dem Älterwerden immer dicker und starrer werden. Ist das passiert, ist eine Entfernung schwierig und es geht womöglich nicht mehr weg.

Expertise gefragt

Die Nebenwirkungen solcher Behandlungen sind unterschiedlich, es kommt auf den Laser an. Bei manchen Anwendungen sieht man fast gar nichts, bei anderen kommt es zu Ausfallzeiten. Bei einem fraktionierten Laser etwa werden die Strahlen vom wasserhaltigen Narbengewebe aufgenommen, es kommt zu einer teilweisen Abtragung der Hautschichten. Dadurch entsteht eine oberflächliche Wunde, die langsam, wie eine Abschürfung, abheilt.

Russe-Wilflingseder betont, dass Laser unbedingt in die Hände von erfahrenen Expertinnen und Experten gehören. Im Grunde kann man sie aber "bei jedem Menschen anwenden, man muss nur auf den Hauttyp aufpassen. Je dunkler die Haut ist, desto mehr Expertise ist nötig." Darüber hinaus gilt es, vor und nach der Behandlung besonders auf Sonnenschutz zu achten.

Bleibt noch die Frage der Finanzierung. Narbenkorrekturen nach Unfällen und wenn es sich um eine Heilbehandlung handelt, werden von der Kasse übernommen. Darunter können auch Aknenarben fallen. Russe-Wilflingseder erklärt: "Dabei handelt es sich ja um eine Wiederherstellung der Norm." Eine "Verbesserung der Norm", also eine ästhetische Behandlung, muss man aber selbst bezahlen. (Pia Kruckenhauser, 8.2.2023)