David Haggerty ist seit 2015 Präsident der International Tennis Federation.

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Das Versprechen war unwiderstehlich: Die Agentur Kosmos wollte 2018 den Davis Cup modernisieren und zu einem erfolgreichen Event machen. Deshalb stellte das spanische Konsortium dem Weltverband ITF drei Milliarden US-Dollar in Aussicht, im Gegenzug erhielt Kosmos die Rechte für die Organisation und Entwicklung des Mannschaftswettbewerbs — für satte 25 Jahre.

Nach nicht einmal fünf Jahren ist der Deal geplatzt. Im Jänner gab die ITF bekannt, die Kooperation beendet zu haben. Offiziell weiß niemand, warum.

David Haggerty ist Präsident der ITF. Für dieses Wochenende ist er nach Rijeka gereist, zur Qualifikationsrunde im Davis Cup zwischen Kroatien und Österreich. Warum arbeitet die ITF nicht mehr mit Kosmos? "Über die Gründe kann ich nicht sprechen, weil ich vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet bin", sagt Haggerty in Rijeka. Und ergänzt: "Wir haben immer geahnt, dass die Vereinbarung enden könnte." Der 65-jährige US-Amerikaner weiß aber auch: "Wir haben sichergestellt, dass die ITF den Wettbewerb weiter am Laufen hält."

Es gibt Berichte, dass das Preisgeld der Spieler, die beim Finalturnier der besten acht Nationen im vergangenen Jahr dabei waren, nicht wie vereinbart von Kosmos ausbezahlt wurde. Das bestätigt Haggerty auf STANDARD-Nachfrage. Man habe die Bezahlung selbst vorgenommen und die entsprechenden Spieler zum Zeitpunkt informiert, als der Bruch mit Kosmos öffentlich wurde.

Gerichtliche Auseinandersetzung

Kosmos soll die ITF verklagt haben, weil sie den Deal frühzeitig beendet hat. Das bestreitet Haggerty nicht. Denkt auch die ITF an rechtliche Schritte? Haggerty verweist erneut auf eine Verschwiegenheitspflicht. "Ich kann dazu leider nichts sagen, auch wenn ich es gerne tun würde. Ich möchte keinen Vertragsbruch begehen."

Dem Vernehmen nach kam Kosmos in Zahlungsschwierigkeiten. Auch wenn das Ansinnen ohnehin optimistisch war, wie sogar Spieler zugeben, sei fairerweise erwähnt, dass die Pandemie Kosmos sicher nicht in die Karten spielte. Weil Kosmos aber den langfristigen Deal mit der ITF nachverhandeln wollte, zog Haggerty die Reißleine.

Je länger man Haggerty zuhört, könne man meinen, die Welt sei frei von Problemen. Der Verbandschef will festhalten, dass die ITF finanziell auf guten Beinen steht, ohne konkret zu werden. Er sagt auch, dass im vergangenen Jahr 70.000 Fans mehr als im Vorjahr zu den Davis-Cup-Matches kamen. Dass 2021 in Innsbruck aufgrund der Pandemie gar keine Zuschauer zugelassen waren, bleibt unerwähnt.

Das neue Format hält Haggerty bis heute für richtig. Anstatt den Wettbewerb mit Heim- und Auswärtsspielen auszutragen, findet im Frühherbst eine Gruppenphase mit 16 Teams statt, im Spätherbst eine Finalphase der acht besten Mannschaften — auf neutralem Boden. Valencia und Bologna sind 2022 zwei der vier Austragungsorte der Gruppenphase, die anderen beiden werden nach dem Wochenende bekanntgegeben. Das Format gefalle laut Haggerty den Fans und auch den Spielern. "Es hat sich bewährt." Vor allem die Planungssicherheit sei für die Spieler von Vorteil. Im Turnierkalender der ATP sind drei Wochen für den Davis Cup vorgesehen, das war nicht immer so.

Die Trophäe im Davis Cup.
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In einer ITF-Abstimmung im Jahr 2017 entschieden sich 71 Prozent der Tennisverbände für den Formatwechsel und die Vermarktung durch Kosmos. Die Wahrheit ist: Auch, weil ihnen Geld versprochen wurde. Ein erheblicher Teil der versprochenen drei Milliarden US-Dollar hätte an die Verbände fließen sollen. "Geld ist ein wichtiges Element, um Tennis zu entwickeln", sagt Haggerty. "Nicht alle Länder haben die Ressourcen, die reichere Länder haben." Er verweist auf die 155 teilnehmenden Verbände am Davis Cup 2023, das sei ein neuer Rekord.

Wie sieht der Wettbewerb ab 2024 aus? Haggerty hält sich bedeckt: "Unser Fokus liegt auf 2023." Ein Rückschritt in das alte Format hält er aber für unmöglich.

Kosmos scheint jedenfalls nichts mehr mit dem Davis Cup zu tun zu haben. Parallel dazu betreibt das Konsortium eine Managementagentur im Tennis, der auch Dominic Thiem angehört. Diese soll vom Ausstieg aus dem Davis Cup nicht beeinflusst sein, sagte Thiem dem STANDARD.

Vorschläge, den Davis Cup nicht mehr jährlich auszutragen, findet Haggerty nicht gut. "Wir haben einen jährlich ausgetragenen Bewerb und das ist auch wichtig für die Qualifikation für die Olympischen Spiele", sagt er. Seit 2020 sitzt er im Internationalen Olympischen Komitee. Im September wählt die ITF einen neuen Präsidenten, Haggerty will kandidieren. (Lukas Zahrer, 4.2.2023)