Die Männer gehen auf der neuen Piste "L’Éclipse" in Courchevel auf Medaillenjagd.

Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Nach Cortina d’Ampezzo 2021 und vor Saalbach-Hinterglemm 2025 ist Courchevel und Méribel. In den Nobelskiorten des Departments Savoie in den französischen Alpen wurde am Sonntag die 47. Alpine Ski-WM unter dem Motto "Hearts Racing Together" eröffnet. Das "Saint-Tropez der Alpen", wie Courchevel ob seines Luxusflairs auch genannt wird, ist gleichermaßen eine Topadresse für Jetset und Wintersport. Hier hat etwa Alexis Pinturault, der Sohn eines Nobelhotelbesitzers, seine erfolgreiche Skikarriere gestartet. Genauer gesagt in Courchevel 1850, dem exklusivsten und mit 1850 Metern am höchsten gelegenen von fünf Ortsteilen.

Er ist ein zur Gänze am Reißbrett geplanter, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eröffneter Retortenort, der nicht mit Bettenburgen, sondern mit Chalets, mehr als 20 Fünfsternehotels und etlichen Feinschmeckerlokalen mit bis zu drei Michelin-Sternen aufwartet. Dem Hochgebirgsambiente entsprechend setzt die regionale Küche jedoch vorrangig auf Deftiges: Neben Fondue und Raclette wird auch gerne die ebenso dem Bauchspeck dienliche Spezialität "Gratin Savoyard", ein Kartoffelgratin mit Schlagobers, Eiern, Milch und Käse, serviert.

Courchevel und Méribel sind Teil der drei Täler umspannenden Skischaukel Trois Vallées, die mit 600 Pistenkilometern und 180 Liften das zumindest nach eigenen Angaben weltweit größte zusammenhängende Skigebiet ist. Hier wird nun zum vierten Mal nach Chamonix (1937 und 1962) und Val d’Isère 2009 eine Alpin-WM in Frankreich ausgetragen und im Sommer zum ebenso vielten Mal im Rahmen der Tour de France eine Etappe beendet.

Grafik: APA/FIS/STANDARD

Die zwei WM-Ausrichterorte haben sich zum Ziel gesetzt, den negativen Einfluss auf die Natur so gering wie möglich zu halten, um die "Spielplätze für die Skifahrt" zu schützen und durch vorbildliches Handeln positive Verhaltensänderungen der Menschen zu bewirken. Um einem Verkehrsinfarkt entgegenzuwirken und den ökologischen Fußabdruck einzuschränken, setzt man auf Gratisshuttles zwischen den Wettkampfstätten, die fünf Kilometer Luftlinie und rund 20 Autominuten entfernt liegen. Aus Städten wie Lyon, Grenoble, Chambéry, Annecy oder Albertville sollen Zuschauer mittels günstiger Bustickets gelockt und Autofahrer zum Umsteigen motiviert werden. Die Hautevolee wird es jedoch wohl bevorzugen, per Heli oder Privatjet anzureisen und auf dem 2000 Meter hoch gelegenen Altiport oberhalb von Courchevel zu landen, der allerdings zu den zehn gefährlichsten Flughäfen der Welt zählen soll.

An Nervenkitzel soll es auch den Protagonisten vor Ort nicht fehlen. Die Männer gehen auf der neuen Piste "L’Éclipse" in Courchevel auf Medaillenjagd. Abgeschwungen wird direkt neben dem Auslauf der Skisprunganlage Tremplin du Praz, wo Ernst Vettori bei den Olympischen Spielen (Albertville) 1992 Gold holte. Ähnliches erhofft sich mit Vincent Kriechmayr der dreifache und bislang einzige Saisonsieger des ÖSV. Der Doppelweltmeister von 2021 in Cortina d’Ampezzo hat gute Erinnerungen an die "L’Éclipse", hat er doch im März 2022 bei der Generalprobe Abfahrt und Super-G gewonnen.

Fünfsternehotels, Chalets und Feinschmeckerlokale, vor allem aber eine mächtige Skischaukel locken in die WM-Region.
Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Die Frauenrennen und so auch die Kombination am Montag (11.00 und 14.30 Uhr, live ORF 1) werden auf der "Roc de Fer" in Méribel steigen, wo auch sämtliche Parallelbewerbe ausgetragen werden und Petra Kronberger 1992 – auf der diesmal nicht befahrenen Piste "Corbey" – olympisches Slalom- und Kombinationsgold gewonnen hatte.

Für die in dieser Saison unter den Erwartungen gebliebenen Österreicherinnen wären positive Nachrichten ebenso willkommen, wie für die gastgebende Grande Nation, hatte doch bisher lediglich Olympiasieger Clement Noel einen Sieg (Schladming) verbucht. Nach dem bisherigen Verlauf im Weltcup sind jedoch die Schweiz (17 Siege), Norwegen (13) und die USA (elf Siege allein von Mikaela Shiffrin) zu favorisieren. Für Österreichs Asse hängen die Trauben hoch, mit einer Ausbeute wie bei den Titelkämpfen 2021 in der Perle der Dolomiten mit fünf Goldenen, einer Silbernen und zwei Bronzenen sollte nicht kalkuliert werden. Schon gar nicht mit der Einstellung des Rekords von Chamonix 1962 – sechsmal Gold, viermal Silber und fünfmal Bronze. Diesmal sollen es vier bis sechs Medaillen werden. (Thomas Hirner aus Courchevel, 5.2.2023)