Ob es sich bei dem Ballon über den USA um einen Spionageballon gehandelt hat, ist zwischen Washington und Peking noch umstritten.

Foto: Brian Branch / AP

So groß wie drei Autobusse und sogar von Zivilisten zu erkennen, wirkt der mutmaßliche chinesische Spionageballon im US-Luftraum wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Einer Zeit ohne hochentwickelte Satellitentechnologie.

Zum ersten Mal im Einsatz waren Aufklärungsballons im US-Bürgerkrieg. Zwar besaßen die Unionisten früher die Technologie, doch waren die Ballons der Konföderierten schlussendlich ausgefeilter. Teilweise wurden die mit Gas gefüllten Flugobjekte mit den Spionen an Bord mit einem Schiff über den auszuspionierenden Gebieten platziert.

Anschließend kamen die Ballone auch in den beiden Weltkriegen zum Zug. Im Zweiten Weltkrieg etwa, um U-Boote auszumachen, oder mit unbemannten Ballonen, um Flugzeugen gefährlich zu werden. Weniger erfolgreich waren japanische Waffenballons. Sie wurden zwar zu Tausenden über das Meer geschickt, doch töteten sie nur sechs Zivilisten, die in Oregon picknickten.

VIDEO: Kurz erklärt: Ballons sind auch Spionagewerkzeuge
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Irak und Afghanistan

Im Kalten Krieg betrieben die USA mit dem "Project Genetrix" zahlreiche Ballons, die über China, der Sowjetunion und Osteuropa Luftaufnahmen machen sollten. Die Sowjetunion hatte ein ähnliches Projekt für Spionage im Westen.

Auch während jüngerer Konflikte kamen die Ballons auf US-Seite zum Einsatz. Heliumballons wurden zum ersten Mal 2004 im Irak mit Kameras ausgestattet. Die als Aerostat bezeichneten Flugkörper waren ab 2007 auch im afghanischen Luftraum.

Dass die Spionageballons trotz ihrer langen Geschichte nicht ausgestorben sind, liegt auch an einer Reihe von Vorteilen, die sie gegenüber neumodischem Equipment besitzen: Sie sind billig und können länger über einem auszuspionierenden Gebiet treiben. Folgen Satelliten doch einer Bahn und liefern hochauflösende Fotos, fliegen anschließend aber weiter. Je nach Ausstattung der Ballons können diese nicht nur Bildmaterial aufnehmen, sondern auch Kommunikation abfangen.

Ein aktuelles Projekt der US-Army beschreibt das Magazin Forbes. Mittels lenkbarer Ballons – bis dato waren sie von den Windströmen abhängig – sollen kleine Sensoren über Gebieten abgeworfen werden, die von Solarmodulen jahrelang versorgt und Daten ausspähen können. Etwa Gespräche über Wifi, Handynetze oder militärische Anlagen. (Bianca Blei, 5.2.2023)