Wer den Massen in Rom, Barcelona, Paris, Amsterdam & Co ausweichen möchte, ist gut beraten, sich die folgenden zehn europäischen Städte genauer anzusehen.

Perth, Schottland

Perth hat es nicht leicht. Googelt man die schottische Stadt, landet man unweigerlich ganz woanders – in der gleichnamigen westaustralischen Stadt. Hinzukommt, dass es die meisten Reisenden eher nach Edinburgh oder Glasgow zieht. Zu Unrecht: Die ruhige und hübsche Stadt, die sich um den Fluss Tay windet, verfügt über eine Reihe von altehrwürdigen Kirchen, mehrere Parks und zwei faszinierende Museen. Das Perth Museum etwa gibt einen Einblick in die Geschichte der Stadt, während das Black Watch Museum, das in einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, die Geschichte des ältesten schottischen Hochlandregiments erzählt.

Das Highlight von Perth liegt jedoch mitten im Grünen am Nordrand der Stadt. Perth war von den frühen 1200er-Jahren bis Mitte 1400 die Hauptstadt Schottlands, als Scone Palace ein königlicher Sitz war, in dem viele Krönungen stattfanden. Heute können Touristinnen und Touristen eine Nachbildung des Steins besichtigen, der für diese königlichen Zeremonien verwendet wurde, und das prunkvolle Innere des Palastes besichtigen.

Lille, Frankreich

Lille liegt an der Grenze zu Belgien, etwa 200 Kilometer nördlich von Paris. Die Stadt, die im Gemeindeverband eine Million Einwohner zählt, wurde im Laufe der Jahrhunderte von Belgiern, Briten, Spaniern, Normannen und natürlich Franzosen geprägt.

Äußerlich sieht Lille aber eher belgisch als französisch aus, was an der flämischen Architektur liegt, die den farbenfrohen, verschnörkelten Stadthäusern von Brügge, Gent und Antwerpen ähnelt. Schönstes Beispiel dafür ist die Vieille Bourse. Sie wurde in den 1650er-Jahren als Börse von Lille erbaut und beherbergt heute in ihrem prächtigen Innenhof einen Büchermarkt.

Ypern, Belgien

Apropos Belgien: Wie wär's mit einem Städtetrip nach Ypern? Das Zentrum der malerischen Stadt in Flandern, in der rund 100.000 Menschen leben, ist der Kopfstein gepflasterte Marktplatz. Gesäumt von zahlreichen Restaurants, wird er von den beiden Hauptattraktionen der Stadt dominiert: der St.-Martins-Kathedrale, die von einem 102 Meter hohen Kirchturm gekrönt wird und dem In Flanders Field Museum, das die Kriegsgeschichte der Region akribisch dokumentiert. Letzteres erinnert an die brutalen und blutigen Kämpfe in dieser Gegend während des Ersten Weltkriegs.

Liverpool, England

Foto: EPA/PETER POWELL

Das Hafenviertel von Liverpool ist seit langem der Lebensnerv der Stadt. Das einst schmutzige Industriegebiet beherbergt heute einen beeindruckenden Kulturbezirk mit modernen Einrichtungen. Dazu gehören das Museum of Liverpool, das Maritime Museum, das International Slavery Museum, die Kunstgalerie Tate Liverpool, das Museum of Popular Music und das Beatles Story Museum, das die Geschichte der weltberühmten Band erzählt.

Abseits des Mersey River können Touristinnen und Touristen die Kathedrale von Liverpool bestaunen und das berühmte Anfield-Stadion des Liverpool Football Club besichtigen.

Turin, Italien

Venedig, Mailand, Florenz, der Comer See – der Norden Italiens ist so voll von beliebten Reisezielen, dass Turin fast zwangsläufig übersehen wird. Doch diese überraschend große Stadt mit einem Ballungsgebiet von fast zwei Millionen Einwohnern belohnt neugierige Reisende.

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Seit langem werden Pilger von der imposanten Kathedrale St. Johannes der Täufer aus dem 15. Jahrhundert angezogen, die das Turiner Grabtuch beherbergt, ein Leintuch, das angeblich Jesus Christus' Leichnam bedeckte und von dem eine Nachbildung vor Ort ausgestellt ist. In der Nähe der Kathedrale gibt es eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören das gut erhaltene, 2.000 Jahre alte Palatinische Tor, der sorgfältig angelegte Park Giardini Reali di Torino und der Königspalast von Turin, der Galerien zu antiken Waffen, Kunst und Archäologie beherbergt.

Cork, Irland

Dublin und Galway sind die meistbesuchten Städte Irlands. Viele Reisende fliegen nach dorthin, um von dort aus in Richtung Süden zu den Cliffs of Moher und dem Ring of Kerry zu fahren. Östlich von Kerry liegt Cork, eine Stadt mit etwa 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, einem turbulenten Nachtleben und einer reichen Sportkultur geprägt ist.

Das Herzstück der Stadt ist der English Market aus dem 18. Jahrhundert, der beste überdachte Basar Irlands mit mehr als 100 Ständen, wie es heißt. Cork hat keine herausragenden Sehenswürdigkeiten – abgesehen von Blarney Castle aus dem 15. Jahrhundert am Stadtrand –, aber es lohnt sich, durch das kompakte Stadtzentrum zu schlendern, Kirchen zu bewundern, Parks und Pubs zu besuchen oder sich ein Rugbyspiel anzusehen.

Plovdiv, Bulgarien

Es begann mit einem Buch, das ein Mönch in einem Bergkloster schrieb, und endete mit der Befreiung eines Volkes, das jahrhundertelang unterdrückt worden war. Die bulgarische Renaissance, auch Nationale Wiedergeburt genannt, war eine Periode, die sich über das 17. und 18. Jahrhundert erstreckte und von Optimismus geprägt war, als das Land auf seine späte Unabhängigkeit zusteuerte.

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Foto: Getty Images/font83

Aus dieser Epoche ging eine unverwechselbare Architektur hervor, die einzigartig in Bulgarien. Nirgendwo ist diese besser zu sehen als in der Altstadt von Plovdiv, der Kulturhauptstadt Europas 2019. Die hügelige Stadt wartet auch mit antiken römischen Ruinen auf, darunter ein berühmteres Amphitheater.

Córdoba, Spanien

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Die andalusische Stadt muss mit Sevilla, Granada, Málaga und Marbella um Aufmerksamkeit konkurrieren. Dabei punktet sie durch eine Fülle erhabener Architektur. Der größte Schatz Córdobas ist eine Mischung aus Kathedrale und Moschee, die Mezquita. Dieses kolossale Bauwerk, das 1.200 Jahre alt ist, ist eine fotogene Mischung aus islamischer und katholischer Ikonographie sowie römischem, maurischem und gotischem Design. Die Mezquita wird von mehreren weiteren Juwelen flankiert, darunter die imposante 2.000 Jahre alte Römische Brücke, die den Fluss Guadalquivir überspannt, und der 1.200 Jahre alte Alcazar von Córdoba, ein maurischer Palast mit herrlichen Gärten.

Brasov, Rumänien

Schön unheimlich: Die Berge Siebenbürgens sind Schauplatz vieler Spukgeschichten, von Dracula bis zum sehr realen und sehr grausamen walachischen Herrscher Vlad, dem Pfähler. Mit ihren kopfsteingepflasterten Straßen, die von stattlichen Barockgebäuden gesäumt sind, ist auch die Stadt Brasov in dieser hochgelegenen Region Zentralrumäniens gleichzeitig irgendwie unheimlich und doch schön.

Dieser Kontrast wird durch die Hauptattraktion von Brasov, die Schwarze Kirche, besonders deutlich. Das Innere dieses Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert ist prächtig und wird von einer riesigen Orgel beherrscht. Das Äußere ziert jedoch eine beunruhigende Statue eines Buben, der der Legende nach genau hier auf grausame Weise ums Leben gekommen ist.

Eindhoven, Niederlande

In der südöstlichen Ecke der Niederlande liegt diese ruhige Stadt mit etwa 250.000 Einwohnern, die sich perfekt zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden lässt, genauso wie es die Einheimischen bevorzugen. Folgt man dem Fluss Dommel durch das moderne Stadtzentrum von Eindhoven, erreicht man das avantgardistische Van Abbemuseum, eine der besten Galerien für zeitgenössische und moderne Kunst in Europa.

Eindhovens Leidenschaft für Kreativität zeigt sich auch in der Cova Art Gallery und dem MU Hybrid Art House. Touristinnen und Touristen, die es vorziehen, in die Vergangenheit zu blicken, können das "Prehistorisch Dorp" besuchen, ein historisches Freilichtmuseum, in dem unter anderem ein mittelalterliches niederländisches Dorf nachgebildet ist. (red, 7.2.2023)