"Wir sind ja bald eine Zweigstelle von Laibach", sagt der Kärntner FPÖ-Spitzenkandidat Erwin Angerer im Gespräch mit dem STANDARD.

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Viel war in den vergangenen Jahren von den Kärntner Freiheitlichen ja nicht zu vernehmen. Nach all den Skandalen, Strafprozessen und "familiären" Fehden waren die Haider-Erben schwer und lange mit sich selbst beschäftigt.

Der rote Peter Kaiser hatte als Landeshauptmann zudem nach den schrillen Haider-Jahren und der Episode des BZÖ einen ruhigen Ton in die Landespolitik gebracht. Den die Bevölkerung ganz offensichtlich zuletzt bei den Landtagswahlen 2018 mit knapp 48 Prozent Wählerzustimmung goutierte.

Jetzt aber vermeinen die Kärntner Blauen, nach dem Vormarsch in Niederösterreich sei auch für sie die Zeit wieder gekommen und reif. "Die Ausgangssituation ist jetzt weitaus besser, Niederösterreich gibt uns einen ordentlichen Schwung", sagt FPÖ-Chef Erwin Angerer im STANDARD-Gespräch.

Was ihn so beflügle? "Die Verärgerung in der Bevölkerung über die Corona-Maßnahmen und die Impfpflicht ist enorm. Das hat man in Niederösterreich gesehen. Und so ist es auch in Kärnten." Peter Kaiser sei da an "vorderer Stelle mit dabei, er hat sich für die Impfpflicht starkgemacht, das haben viele nicht vergessen", glaubt Angerer. Und das werde man zu thematisieren wissen.

Zu Besuch in Impfmuffel-Gemeinde

Der vor einem Jahr zum FPÖ-Chef gewählte Angerer sieht also in der Szene der Skeptiker und Impfgegner das große Potenzial. Ein Fixpunkt der Wahlkampftour wird ihn gemeinsam mit dem Bundesparteichef Herbert Kickl daher nach Stall führen, der Gemeinde mit der österreichweit geringsten Impfquote.

FPÖ-Spitzenkandidat Erwin Angerer und der blaue Bundesparteiobmann Herbert Kickl beim Wahlkampfauftakt in Kärnten Anfang Februar.
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Andere Wahlkampfthemen holt Angerer aus der blauen Requisitenkammer. Seit der Beilegung des Ortstafelstreits ist die slowenische Frage eigentlich keine mehr. Angerer und vor allem der gebürtige Kärntner Kickl wissen natürlich um die noch feine Schutzhaut über den Wunden und streuen wieder Salz hinein. Die jungen Blauen posteten zuletzt: "Gegen die Slowenisierung Kärntens", und sie warben für einen "Landeshauptmann, der unsere Sprache spricht".

Empörung über Jugend

Die Reaktion war vorprogrammiert. Empörung ringsum. Peter Kaiser musste klarstellen: Er verurteile diese Aussagen "auf das Allerschärfste". Auch sein Vorgänger Gerhard Dörfler (BZÖ) erklärte, dass das "kein Ausrutscher" sei. So ein Gedankengut habe "in einer Partei nichts verloren. Weder bei den Jungen noch bei den Alten", sagte er dem "Kurier".

Die Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen erstattete Anzeige und forderte die Überprüfung des Sachverhaltes der Verhetzung. Das Nachbarland Slowenien zitierte die österreichische Botschafterin ins Außenministerium, und das österreichische Außenamt sowie das Kanzleramt reagierten mit einem Rüffel für die FPÖ-Jugend. Die Postings würden "in keinster Weise die offizielle Position Österreichs wiedergeben", hieß es vom Außenministerium. Das bestätigte auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Montag bei ihrem Besuch in Ljubljana.

"Sind bald Zweigstelle von Laibach"

FPÖ-Chef Erwin Angerer nahm es hingegen gelassen – die Reaktionen wohl antizipierend. Er werde sich in Zukunft Postings der Parteijugend vor Veröffentlichung eben vorlegen lassen.

In der Sache selbst geht Angerer ja d’accord. Denn es drohe, sagt er dem STANDARD, dass auch die Landesgerichte und Bezirkshauptmannschaften bald zweisprachig sein könnten. Für ihn und die FPÖ ein No-Go. "Ich habe mir gedacht, mit den Ortstafeln ist das vorbei, aber das nimmt ja kein Ende. Wir sind ja bald eine Zweigstelle von Laibach", gießt Angerer Öl ins Feuer.

Das klingt alles auch nach der Demagogie Jörg Haiders. "Wir haben uns ja nie von Jörg Haider distanziert", sagt Angerer, daher werde er auch im Wahlkampf sozusagen eine "posthume" Rolle spielen. Dass Haider das Land mit der Hypo-Bank fast in den Ruin getrieben habe, ficht Angerer nicht an: "Alles nur eine Skandalisierung." (Walter Müller, 13.2.2023)