Von Zürich nach Innsbruck

Zwischen der Schweiz und Österreich verkehren mehrere Zugtypen, die alle gleich komfortabel sind, aber dieser ist der schönste, wie man unter anderem auch bei CNN lesen kann: der einmal täglich verkehrende Euro-City-Transalpin-Zug von Zürich nach Graz, der einen Schweizer Panoramawagen für Fahrgäste der ersten Klasse bereithält. Vor allem der erste Teil der Reise, von Zürich nach Innsbruck, ist besonders: Die Strecke (Dauer rund 3,5 Stunden) führt über den Arlbergpass. Und genau das macht ihren Charme aus: Es geht eingleisig durch scharfe Kurven und zahlreiche Tunnel aus dem 19. Jahrhundert steil hinauf zum Scheiteltunnel auf 1.310 Metern.

Der Höhepunkt der Reise ist die 86 Meter hohe Trisannabrücke, die sich über eine tiefe Schlucht in der Nähe von Landeck erhebt und von der Burg Wiesberg überragt wird. Aber die Reise hat noch viel mehr zu bieten: von den Ufern des Zürichsees und des Walensees in der Schweiz bis zu den schroffen, schneebedeckten Alpen und der letzten Etappe durch das weite Inntal.

Von Wien nach Triest

Neun Stunden dauert diese Fahrt durch drei Länder und eine ständig wechselnde Landschaft. Einmal täglich verbindet der Euro-City-Zug Emona der ÖBB Wien mit Ljubljana und der Hafenstadt Triest. Nach der Überwindung der Steigungen und Kurven der zum Unesco-Welterbe zählenden Semmeringbahn fährt der langsame, aber komfortable Zug über Graz nach Ljubljana und schlängelt sich auf seinem Weg in die slowenische Hauptstadt durch die enge Schlucht des Flusses Sava.

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Semmering.
Foto: Getty Images/rusm

Auf dem Weg nach Südwesten steigt die Strecke stetig an, bis sie das Karstplateau an der slowenisch-italienischen Grenze erreicht hat. Nach dem Überqueren der italienischen Grenze geht es bergab, zwischen Kalksteinfelsen hindurch, bevor der Zug hoch oben am Berghang auftaucht und einen Blick auf den Golf von Triest freigibt.

Von Belgrad nach Bar

Die Route wird zu den spektakulärsten Europas gezählt: Zwei Züge verbinden die serbische Hauptstadt Belgrad mit dem Adriahafen Bar im benachbarten Montenegro. Die rund 480 Kilometer lange Strecke (Fahrzeit: elf Stunden) gilt Eisenbahnauskennern als ein Wunderwerk der Technik des 20. Jahrhunderts mit 254 Tunneln und 435 Brücken, darunter die – bis 2001 – höchste Eisenbahnbrücke der Welt. Die Route ist ein Favorit des Bahnreiseexperten Mark Smith, besser bekannt als "The Man in Seat 61", der sie als "eine der besten 21 Euro, die Sie je ausgeben werden" bezeichnet. Tatsächlich kostet eine einfache Fahrt nur 21 Euro.

Zwischen Bijelo Polje und Bar passiert der Zug das 198 Meter hohe Mala-Rijeka-Viadukt. Für die beste Aussicht sollte man auf der rechten Seite des Zuges Platz nehmen. Der Tageszug Tara verkehrt 2023 nur noch vom 17. Juni bis zum 17. September. Die beste Aussicht hat man aber eh vom Nachtzug Lovcen, heißt es.

Von Trondheim nach Bodø

Auch wenn die Oslo-Bergen-Eisenbahn die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht, gibt es in Norwegen noch viel mehr zu sehen. Denn die meisten Fahrten bieten unvergessliche Landschaften – nicht zuletzt die unterschätzte Nordlandbahn (Nordlandsbanen). Und die ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Die rund 730 Kilometer lange Strecke von Trondheim nach Bodø ist die längste und abgelegenste Bahnstrecke Norwegens, auf der zehnstündigen Fahrt nach Norden durchquert man tiefe Täler und hohe Bergplateaus, sieht zahlreiche Seen und Fjorde.

Es gibt nur zwei Züge pro Tag für die gesamte Strecke: einen Tageszug – gut, um die Aussicht zu genießen –, aber auch einen Schlafwagenzug mit Anschluss an die Züge nach und von Oslo für den Rückweg. Die Züge werden von SJ Nord, einer Abteilung der schwedischen Staatsbahn, betrieben.

Von Inverness nach Kyle of Lochalsh

Schottland ist mit einigen der schönsten Bahnstrecken Europas gesegnet, liest man immer wieder. Die West Highland Line von Glasgow nach Mallaig beispielsweise wurde schon oft zur besten Bahnstrecke der Welt gewählt. Aber auch weiter nördlich gibt es starke Anwärter auf diesen Titel. So führen drei Bahnstrecken von Inverness in den schottischen Highlands in drei Richtungen: nach Süden nach Glasgow, nach Norden nach Thurso (dem nördlichsten Punkt des britischen Bahnsystems) und nach Westen zum kleinen Hafen von Kyle of Lochalsh, dem Tor zur Insel Skye.

Für letztere, rund 130 Kilometer lange Strecke, benötigt der Scot-Rail-Zug zwei Stunden und 40 Minuten. Sie führt über wildes Moorland mit Blick auf die Torridon Peaks weiter nördlich, bevor es an den Ufern des Loch Carron vorbeigeht. Vor allem die letzten Kilometer bis zur Endstation am Kai bieten außergewöhnliche Ausblicke über Loch Carron und Loch Alsh bis hin zu den Cuillin Mountains auf der Insel Skye.

Heart of Wales Line

In drei Stunden und 15 Minuten verbindet die Heart of Wales Line die englische Grenzstadt Shrewsbury mit Swansea in Südwales. Nur fünf Züge pro Tag (drei an Sonntagen) befahren die gesamte Strecke und tuckern durch eine Landschaft mit Bergen, Wäldern, wilden Flüssen, Wiesen und hübschen Städten und Dörfern.

Zu den Höhepunkten entlang der Strecke gehören die Stadt Llandrindod Wells und Llanwrtyd Wells – die kleinste Stadt Großbritanniens und Austragungsort der World Alternative Games, bei denen neuartige Disziplinen wie Moorschnorcheln (Schnorcheln durch ein Torfmoor) und "Frauentragen" ausgetragen werden.

Von Locarno nach Domodossola

Im Vergleich zu den bekannteren Strecken des Bernina Express und des Glacier Express weiter nördlich wird die Route durch das Centovalli ("Hundert Täler") gerne übersehen. Die Centovalli-Bahn verbindet die Schweizer Alpen mit Norditalien und durchquert die Region von Ost nach West. Knapp zwei Stunden dauert die Fahrt. Von Locarno am Lago Maggiore aus schlängeln sich die Centovalli-Züge durch die Voralpenlandschaft des Tessins, vorbei an Wasserfällen, Dörfern und felsigen Schluchten, bevor sie die Grenze nach Italien überqueren und zum Bahnknotenpunkt Domodossola hinunterfahren. Gegen einen kleinen Aufpreis lohnt es sich, den touristischen Treno Panoramico Vigezzo Vision zu nehmen, einen speziellen Panoramazug mit größeren Fenstern.

Von Bastia nach Ajaccio

Gebirgig, dünn besiedelt und dicht bewaldet – die Mittelmeerinsel Korsika ist kein ideales Terrain für die Eisenbahn. Doch trotz aller Widrigkeiten haben auf Korsika drei Strecken überlebt. Zerklüftete Gipfel, dichte Wälder, Wasserfälle, unberührte mittelalterliche Dörfer, historische Städte, goldene Sandstrände und saphirblaue Buchten warten auf diejenigen, die sich Zeit nehmen und die Insel mit dem Zug erkunden wollen.

Das Streckennetz besteht aus 32 Tunneln, der längste ist 3,8 Kilometer lang und befindet sich auf einer Höhe von 900 Metern, und 51 Brücken, von denen die spektakulärste das 93 Meter hohe Vecchio-Viadukt ist, das von Gustave Eiffel entworfen wurde. Die Züge, die als Trinichellu oder "Kleiner Zug" bekannt sind, fahren vom Knotenpunkt im Landesinneren in Ponte Leccia aus entlang der Strände und Städte nach L'Ile Rousse und Calvi und sind ein praktisches Transportmittel für Sommertouristen.

Die beiden anderen bilden die 158 Kilometer lange "Hauptlinie" von Bastia im Nordosten über Corte nach Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas, an der Südwestküste. Trotz mehrerer Versuche, den Zugverkehr einzustellen, wie CNN berichtet, betreiben die Chemins de fer de la Corse (CFC) weiterhin fünf Züge pro Tag (vier an Wochenenden) zwischen Bastia und Ajaccio.

Von Clermont-Ferrand nach Nîmes, Frankreich

Von Clermont-Ferrand aus, das vom Vulkankegel des Puy de Dôme überragt wird, legen die Züge der Cevennen-Linie bis Nîmes in rund sechseinhalb Stunden 300 Kilometer zurück. Dabei durchqueren sie 106 enge Tunnel und überqueren fast 1.300 Brücken. Darunter die erstaunlichen Hufeisenviadukte bei Chamborigaud und Chapeauroux. Die Fahrt bietet also zweierlei: spektakuläre Landschaft und Industriearchitektur aus einer vergangenen Zeit. (red, 8.2.2023)