Zirkusdirektor Airan Berg setzt auf kreative Wege, um das Andenken an die Opfer der Shoah lebendig zu halten.

APA/JKU

Orte wie Auschwitz-Birkenau oder Mauthausen ein Synonym für den Holocaust. Gleichzeitig sind sie zu Lern- und Gedenkstätten geworden. Sie sind eine stete Erinnerung an das Versprechen "Niemals wieder".

Doch die Gedenkpraxis unterliegt einem stetigen Wandel. Heute geschieht Vermittlung anders als noch vor wenigen Jahren. Vor allem gibt es immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die etwa in Schulen gehen und mit Jugendlichen ihre Geschichten teilen. vor diesem Hintergrund lädt die Linzer Johannes Kepler Universität zu einem Theaterabend der besonderen Art.

Ein "Niemals wieder" auf der Bühne

Die Frage, wie ein Erinnern an den Holocaust möglich sein, wenn die letzten Zeitzeug*innen nicht mehr unter uns sind, steht im Zentrum von "Zehn Zeugen sajnen mir gewesn", das am 8. Februar um 19.30 Uhr im Zirkus des Wissens am Campus erstmals gezeigt wird.

Das Stück greift das "Verschwinden" der Zeitzeug*innen des Holocaust künstlerisch auf: Wie kann die emotionale Dimension des Holocausts vermittelt werden, wenn die Zeitzeug*innen nicht mehr befragt werden können? Sind Videointerviews, die in großer Zahl in Archiven und im Netz zur Verfügung stehen, geeignet, diese Lücke zu schließen?

Der international bekannte israelische Regisseur David Maayan, der sich schon in seinen früheren Arbeiten auf unterschiedliche Weise mit Erinnerungskultur beschäftigt hat (beispielsweise Purimspil bei Linz09), erarbeitet mit der Schauspielerin Theresa Martini und der Musikerin Theresa Aigner neue Formate der Erinnerung. Die Schauspielerin Theresa Martini verwandelt sich in die Zeitzeugin Inge Ginsberg. Theresa Aigner singt und spielt Lieder des Holocaust-Überlebenden Aleksander Kulisiewicz. Ida Kelarová, eine der wichtigsten Interpretinnen des Roma-Liedguts, trägt gemeinsam mit ihrem Mann Desiderius Dužda Lieder aus der Zeit des Holocaust vor.

Expertenrunde

Mögliche offene Fragen versucht man dann unmittelbar nach der Aufführung in einer Gesprächsrunde ein Gespräch mit den beteiligten Künstler*innen, dem Historiker und Schriftsteller Doron Rabinovici sowie den Expert*innen Gudrun Blohberger (Mauthausen Memorial), Michael John (Historiker) und Herta Neiß (JKU, Internationales Auschwitz Komitee) zu klären. (Markus Rohrhofer, 7. 2.2023)