Foto: Günter Kresser

Innsbruck – Um unmissverständliche Botschaften ist Heidi Holleis nicht verlegen. "No more profit" titelt die Solo-Schau der medienübergreifend arbeitenden Tiroler Künstlerin im Kunstraum Innsbruck, wo die Kapitalismuskritik sowohl durchs zarte Gewölk großformatiger Fumagen als auch durch in kräftigen Farben gemalte Ölbilder geistert.

Letztere irritieren mit einer an die Popkultur der 1980er-Jahre angelehnten Retro-Ästhetik, die sich jedoch nicht als Zugeständnis ans aktuelle Eighties-Revival versteht, sondern, im Gegenteil, als Hinweis auf die konsumgetriebene Dauerschleife, in der wir uns beim Durchlaufen diverser Retrotrends befinden. Der gefräßige Pac-Man passt da als erster großer Wurf der Gaming-Industrie auch nicht schlecht ins Bild, zumal er seinerseits von Geistern gejagt wird.

Und mit Gespenstern hat Holleis allerlei, auch auf der Auseinandersetzung mit philosophischen Texten basierende Rechnungen offen. Frei nach Jacques Derrida spukt da etwa Karl Marx durch ihre auf die krisengeschüttelte Gegenwart anspielenden Arbeiten, es steigt aber auch das Gespenst des Neofaschismus aus verschüttet geglaubten Gräben. Und wenn sie in der sehr persönlichen Arbeit Today I was die sexuelle Belästigung durch einen Sammler öffentlich macht, spricht die Künstlerin auch eine "Episode geisterhafter Gewalt" an, über die im Kunstbetrieb sonst gerne geschwiegen wird.

Frühe Aschebilder

Dass Holleis auf der Jagd nach höchst unterschiedlichen Phantomen zuletzt bei Referenzen an die 80er-Jahre-Popkultur und wieder bei der Farbe gelandet ist, ist unübersehbar. Die retrospektiv angelegte Schau zeigt aber auch, wie gut die Themen der 1974 geborenen Malerin mit jenem Werkstoff korrespondieren, mit dem sie sich schon früh intensiv beschäftigt hat. Holleis’ aus Asche- und Rußpigmenten gemalte abstrakte Aschebilder sind optisch ungleich stillere, fein komponierte Auseinandersetzungen mit Auflösung und Verwandlung.

Im Kunstraum Innsbruck lässt sich nun nachverfolgen, wie sie sich mit der Zeit zu Assemblagen auswuchsen, in die die Künstlerin unter anderem auch Verpackungsmaterialien aus Pappe integriert hat: The System ist written ona box, titelt eine Arbeit von 2013. Die Konsumkritik kommt hier etwas subtiler daher. Das trifft auch auf eine Reihe von Grafiken und Collagen auf Millimeterpapier zu, die diese Ausstellung zu bieten hat. (ij, 7.2.2023)