Als sich Charles McGonigal 2018 vom Posten des Leiters der New Yorker Abteilung für Spionageabwehr bei der US-Bundespolizei zurückzog, galt er als Überflieger, als Macher und wurde hoch geachtet. Doch der damals 50-Jährige wollte sich beruflich verändern – und ging in Polizistenrente, um sich selbstständig zu machen.

Arbeit für einen Putin-Vertrauten belastet den Ex-Starermittler Charles McGonigal.
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Viele Kolleginnen und Kollegen bedauerten den Abgang. Umso wuchtiger traf sie – und die US-amerikanische Öffentlichkeit – die Nachricht, als nun McGonigal festgenommen wurde und sich in mehreren Punkten vor Gericht verantworten muss: Er habe sich bestechen lassen und habe für russische und albanische Interessen interveniert.

Unter anderem sei McGonigal ab 2019 für den Putin-Vertrauten Oleg Deripaska tätig gewesen. So soll er versucht haben, ihn von einer US-Sanktionsliste streichen zu lassen. Der russische Oligarch, auch in Österreich wohlbekannt, verfolgte in den USA jahrelang Geschäftsinteressen, unter anderem über Vermittlung von Donald Trumps früherem Wahlkampagnenmanager Paul Manafort. Noch zu seiner Zeit als aktiver FBI-Beamter soll McGonigal ab 2017 den albanischen Premier Edi Rama beraten haben – was er aber laut Medienberichten nicht offenlegte.

Bestechung? Geldwäsche?

McGonigal, der über einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Johns Hopkins University verfügt, sieht sich nun mit den schwerwiegenden Vorwürfen von Bestechung und Geldwäsche konfrontiert. Er habe sich so um "hunderttausende US-Dollar" bereichert, berichten US-Medien. "Dieser Mann war unglaublich respektiert, wurde wirklich als Experte für Spionageabwehr angesehen", zitiert CNN einen Ex-Kollegen, der McGonigal als "Rockstar" in seinem Metier titulierte. Wann immer es ein Problem zu lösen gegeben habe: Man habe am besten "Charlie", den stets entgegenkommenden verheirateten Vater zweier Kinder, um Rat gefragt.

Bei den US-Geheimdiensten ist man natürlich in Sorge, denn McGonigal hatte auch Zugang zu Informationen der nationalen Sicherheit. Auf jeden Fall schlägt die Affäre auch politisch hohe Wellen: Der Justizausschuss des US-Kongresses hat eigene Ermittlungen eingeleitet.

FBI-Direktor Christopher Wray ist indes um Schadensbegrenzung bemüht: Es sei das FBI selbst gewesen, das die Machenschaften aufgedeckt habe – und die Ermittlungen würden eher auf Korruption denn auf Spionage hindeuten. Deutlicher wurde ein direkter ehemaliger Arbeitskollege: Die Affäre sei für das FBI "die absolute Blamage". (Gianluca Wallisch, 7.2.2023)