Die Koffer der Kinder akkurat gepackt – definitv ein Stock-Bild.

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Wir fahren aufs Land. Fast jeden Freitag packen wir also Zimmer, Kuchl, Kabinett zusammen, setzen uns ins Auto und gurken mit Koffern, Sackerln, Taschen und sämtlichem Plastikspielzeug nach Niederösterreich.

Dort besuchen wir den "Achselputzhippie". Das ist der Opa. Die Kinder nennen ihn deshalb Achselputzhippie, weil er lange Haare und meist ein buntes Tuch am Kopf hat und auch ganz fantastische Furzgeräusche mit seinen Achseln machen kann. Also, grundsätzlich ist so ein Opa und ein Haus am Land ja eine ganz feine Sache. Aber meist sind mein Mann und ich mit den Nerven schon völlig am Ende, noch bevor wir überhaupt ankommen.

Stau und quengelnde Kinder

Wir schaffen es nicht mal bis zur Hanssonkurve und stehen schon im Stau. Spätestens dann schimpft mein Mann über die Tangente, dass einem Hören und Sehen vergeht, und ich bereite mich schon mal in Gedanken auf das Elterngespräch am Montag im Kindergarten vor, wo ich natürlich behaupten werde, dass ich mir das gar nicht erklären kann, dass meine Kinder solche Schimpfwörter kennen, denn mein Mann und ich achten sehr auf unsere Sprache. Das müssen sie schon vom Kindergarten haben. Wie auch immer!

Nach zwanzig Minuten fällt uns dann ein, was wir nicht alles vergessen haben, aber zum Glück ist unser Schiebedach vom Auto kaputt, und wenn es dann reinregnet, ärgern wir uns nicht mehr über die vergessenen Sachen, sondern über unser hiniges Auto.

Diesen Freitag kann uns das alles jedoch nix anhaben, und wir sind trotz des Staus, dem Wasser im Fußraum unseres Autos und zweier quengelnder Kinder ("Wann sind wir endlich daaa? Wie lange dauert es denn noooch?") hochmotiviert. Es ist nämlich Feuerwehrfest, und wir sind schon jetzt ganz aufgeregt und voller Vorfreude.

Lauter "Zuagraste"

Endlich angekommen, steigen wir alle fix und fertig aus, und die ersten lieben Leute begrüßen uns schon mit den Worten "Aaahhh, die Frischluftdeppatn san wieder do!". Wir sind die Frischluftdeppatn, weil wir in Wien wohnen und es da keine frische Luft gibt oder so. Na gut! Wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen, grüßen freundlich zurück und räumen Zimmer, Kuchl, Kabinett aus dem Auto, während uns der Opa fragt, was das eigentlich soll und ob wir bei ihm einziehen wollen.

Der Mann schmeißt sich in seine Feuerwehruniform, und los geht's! Ab zum Heurigen! So schnell kann ich gar nicht schauen, sind die Kinder in der Hüpfburg, der Mann an, ähm ... natürlich hinter der Bar, und ich suche im Festzelt nach bekannten Gesichtern, finde aber keines. "Auch nur mehr lauter Zuagraste und Frischluftdepperte", denk ich mir. Keine zwei Minuten später schreit schon der Bub, weil er sich die Nase in der Hüpfburg blutig gehauen hat und das Mädchen an der Schießbude sämtliche Hemmungen verliert.

Der Bub schaut aus, als hätte er die Schlägerei seines Lebens hinter sich, und das Mädchen weigert sich, das Gewehr aus der Hand zu geben. "Da schau', die Frischluftdeppatn", hör ich die Leute sagen. "Und jetzt erklären s' uns wahrscheinlich glei no, dass Pazifisten san."

Mit blutigem Buben und schreiendem Mädchen verstecke ich mich bei meinem Mann an ... ähm, natürlich hinter der Bar.

Gott sei Dank weiß hier niemand, dass wir auch noch Vegetarier sind und ich langzeitstille. (Anja Buchta, 9.2.2023)